Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Sieben Punkte für Europa
Borussia hat gegen den SC Freiburg den zweiten Sieg in Folge eingefahren. Sieben Spiele sind nun noch übrig von der Saison – und das Ziel ist klar: Gladbach will noch das internationale Geschäft erreichen.
Sieben Spiele sind nun noch übrig in der Saison – und das Ziel ist klar: Gladbach will noch das internationale Geschäft erreichen.
Der 27. Bundesliga-Spieltag hat das Rennen um die Startplätze in der Europa League sowie der neu geschaffenen Conference League nochmals spannender gemacht. Union Berlin, der VfB Stuttgart und Borussia, die punktgleich auf den Plätzen sieben bis neun liegen, haben nur noch vier Zähler Rückstand auf Borussia Dortmund, die derzeit den fünften Rang belegt. Mit sechs Punkten aus den vergangenen zwei Spielen hat Gladbach seine Ausgangssituation wieder verbessert. Über die nackten Zahlen hinaus gibt es aber weitere Gründe, warum an den letzten sieben Spieltagen noch die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb gelingen kann. Es gibt sieben Punkte, die für Europa sprechen.
Ausgangslage Borussia bleibt als Neunter in der Verfolger-Rolle, hat aber den ersten Platz gut gemacht und ist bis auf vier Punkte an den fünften Rang, der direkt in die Europa League führen würde, herangerückt. Allerdings haben der Fünfte Borussia Dortmund (+16 Tore) und der Sechste Bayer Leverkusen (+13) auch die klar bessere Torbilanz als Gladbach (+5). Von den Teams, die vor Borussia stehen, geht es nur noch gegen die Bayern, Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart. Borussia ist somit im Europa-Rennen definitiv auch auf Schützenhilfe angewiesen.
Selbstvertrauen Zwei Siege in Folge – das ist eine Bilanz, die Hoffnung macht. War das 3:0 auf Schalke noch absolute Pflicht, so war es gegen den in dieser Saison sehr starken und unangenehmen SC Freiburg ein Sieg, der richtig gut ist fürs Gemüt. Dass es zudem ein direkter Konkurrent war, an dem Borussia auch vorbeigezogen ist mit dem Sieg, stärkt ebenfalls das Selbstvertrauen. Das ist nötig, um das Ziel, eine Erfolgsserie für Europa hinzulegen, umzusetzen. Ein Anfang ist gemacht. Was auch dafür spricht, dass Borussia den Kampf annimmt: Das Team gewann 66,2 Prozent der Zweikämpfe. Das ist, das belegt die Statistik-Analyse von „Create Football“, ein überdurchschnittlicher Wert für Gladbach in dieser Saison.
Trainer Die Wochen voller Kritik hatten Marco Rose spürbar mitgenommen. Gegen Freiburg wurde er zunächst vom erfahrenen Christian Streich ausgeguckt, brachte mit seiner Umstellung die Borussen aber zurück ins Spiel, weil der offensive Druck durch den Systemwechsel vom 4-2-3-1 auf ein 3-4-2-1 deutlich wuchs. Rose hat den Ehrgeiz, es denen, die ihn schon abgeschrieben haben, zu beweisen. Rose ist dabei, wie im Schlussspurt der vergangenen Saison, in den Kampfmodus zu schalten. Die Königsklasse hakt er ab, aber Platz fünf hat Rose im Auge. Er will auch zeigen, dass er aus einer Krisensituation heraus etwas bewegen kann.
Chancenplus Zu Beginn der Rückrunde ging nicht nur Borussias Torproduktion deutlich zurück, die Mannschaft tat sich grundsätzlich schwerer, überhaupt klare Torchancen herauszuspielen. Seit dem Spiel beim FC Augsburg ist das Offensivspiel aber wieder gefährlicher und durchschlagskräftiger geworden. Das verdeutlichen die Expected-Goals-Werte, die die Chancenqualität einer Mannschaft ausdrücken. Und jüngst beim 2:1 gegen Freiburg kam auch wieder die nötige Effektivität vor dem Tor dazu, die hatte vor allem noch in Augsburg gefehlt.
Führungsspieler Lars Stindl hat sich von seinem Elfmeter-Fehlschuss in Augsburg erholt, er erzielte das Dosenöffner-Tor zum 1:0 beim 3:0 auf Schalke und bereitete nun gegen Freiburg das 1:1 vor. Stefan Lainer sorgte mit seinem Kopfballtreffer zum 2:0 für die Vorentscheidung in Gelsenkirchen, Yann Sommer stellte mit seinen Paraden sicher, dass der SC Freiburg nicht schon höher führte zur Pause und Christoph Kramer spielte einen von drei so genannten „Smart Pässe“(„Create Football“) und schickte damit Marcus Thuram vor dem 2:1 entscheidend auf die Reise. Beim 1:1 hatte Matthias Ginter den Ball in den Strafraum geschossen und Stindl Thuram bedient – Borussias Führungsspieler nehmen offenbar den Auftrag an, das Team zu stützen und anzuschieben. Es ist sicher noch Luft nach oben, aber die Erfahrenen setzen Duftmarken und nehmen die anderen so mit.
Restprogramm In Hertha BSC, TSG Hoffenheim, Arminia Bielefeld und Werder Bremen warten noch vier Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte auf die Gladbacher, die in diesen Spielen ordentlich punkten müssen. Die Stuttgarter, die mit Borussia um einen Europapokalplatz konkurrieren, sind ebenso noch im Borussia-Park zu Gast wie die starken Frankfurter. Das auf dem Papier schwerste Spiel steht am 32. Spieltag an, wenn die Gladbacher nach München müssen. Aber vielleicht sind die Bayern dann auch schon Deutscher Meister.
Spielglück Ja, Borussia hatte vergangenen Samstag auch Pech, dass die Unparteiischen dem Freiburger Eigentor die Anerkennung verweigerten, weil sie einen Zweikampf Stefan Lainers zuvor im Mittelfeld als Foulspiel ahndeten. Doch in den Schlusssekunden benötigte sie auch Glück, dass Freiburgs Ausgleich wegen Abseits nicht zählte. Ein solches Erfolgserlebnis kann zusätzliche Kräfte freisetzen – zumal es in dieser Saison schon häufiger schief gegangen ist mit späten Ausgleichstoren des Gegners. Zudem hatten die Gladbacher zuletzt noch das Gegenteil erlebt und trotz klarer Überlegenheit in Augsburg 1:3 verloren. Glück ist ein hilfreicher Begleiter, den man aber auch nicht überstrapazieren sollte.