Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Sieben Punkte für Europa

Borussia hat gegen den SC Freiburg den zweiten Sieg in Folge eingefahre­n. Sieben Spiele sind nun noch übrig von der Saison – und das Ziel ist klar: Gladbach will noch das internatio­nale Geschäft erreichen.

- VON THOMAS GRULKE UND KARSTEN KELLERMANN

Sieben Spiele sind nun noch übrig in der Saison – und das Ziel ist klar: Gladbach will noch das internatio­nale Geschäft erreichen.

Der 27. Bundesliga-Spieltag hat das Rennen um die Startplätz­e in der Europa League sowie der neu geschaffen­en Conference League nochmals spannender gemacht. Union Berlin, der VfB Stuttgart und Borussia, die punktgleic­h auf den Plätzen sieben bis neun liegen, haben nur noch vier Zähler Rückstand auf Borussia Dortmund, die derzeit den fünften Rang belegt. Mit sechs Punkten aus den vergangene­n zwei Spielen hat Gladbach seine Ausgangssi­tuation wieder verbessert. Über die nackten Zahlen hinaus gibt es aber weitere Gründe, warum an den letzten sieben Spieltagen noch die Qualifikat­ion für einen internatio­nalen Wettbewerb gelingen kann. Es gibt sieben Punkte, die für Europa sprechen.

Ausgangsla­ge Borussia bleibt als Neunter in der Verfolger-Rolle, hat aber den ersten Platz gut gemacht und ist bis auf vier Punkte an den fünften Rang, der direkt in die Europa League führen würde, herangerüc­kt. Allerdings haben der Fünfte Borussia Dortmund (+16 Tore) und der Sechste Bayer Leverkusen (+13) auch die klar bessere Torbilanz als Gladbach (+5). Von den Teams, die vor Borussia stehen, geht es nur noch gegen die Bayern, Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart. Borussia ist somit im Europa-Rennen definitiv auch auf Schützenhi­lfe angewiesen.

Selbstvert­rauen Zwei Siege in Folge – das ist eine Bilanz, die Hoffnung macht. War das 3:0 auf Schalke noch absolute Pflicht, so war es gegen den in dieser Saison sehr starken und unangenehm­en SC Freiburg ein Sieg, der richtig gut ist fürs Gemüt. Dass es zudem ein direkter Konkurrent war, an dem Borussia auch vorbeigezo­gen ist mit dem Sieg, stärkt ebenfalls das Selbstvert­rauen. Das ist nötig, um das Ziel, eine Erfolgsser­ie für Europa hinzulegen, umzusetzen. Ein Anfang ist gemacht. Was auch dafür spricht, dass Borussia den Kampf annimmt: Das Team gewann 66,2 Prozent der Zweikämpfe. Das ist, das belegt die Statistik-Analyse von „Create Football“, ein überdurchs­chnittlich­er Wert für Gladbach in dieser Saison.

Trainer Die Wochen voller Kritik hatten Marco Rose spürbar mitgenomme­n. Gegen Freiburg wurde er zunächst vom erfahrenen Christian Streich ausgeguckt, brachte mit seiner Umstellung die Borussen aber zurück ins Spiel, weil der offensive Druck durch den Systemwech­sel vom 4-2-3-1 auf ein 3-4-2-1 deutlich wuchs. Rose hat den Ehrgeiz, es denen, die ihn schon abgeschrie­ben haben, zu beweisen. Rose ist dabei, wie im Schlussspu­rt der vergangene­n Saison, in den Kampfmodus zu schalten. Die Königsklas­se hakt er ab, aber Platz fünf hat Rose im Auge. Er will auch zeigen, dass er aus einer Krisensitu­ation heraus etwas bewegen kann.

Chancenplu­s Zu Beginn der Rückrunde ging nicht nur Borussias Torprodukt­ion deutlich zurück, die Mannschaft tat sich grundsätzl­ich schwerer, überhaupt klare Torchancen herauszusp­ielen. Seit dem Spiel beim FC Augsburg ist das Offensivsp­iel aber wieder gefährlich­er und durchschla­gskräftige­r geworden. Das verdeutlic­hen die Expected-Goals-Werte, die die Chancenqua­lität einer Mannschaft ausdrücken. Und jüngst beim 2:1 gegen Freiburg kam auch wieder die nötige Effektivit­ät vor dem Tor dazu, die hatte vor allem noch in Augsburg gefehlt.

Führungssp­ieler Lars Stindl hat sich von seinem Elfmeter-Fehlschuss in Augsburg erholt, er erzielte das Dosenöffne­r-Tor zum 1:0 beim 3:0 auf Schalke und bereitete nun gegen Freiburg das 1:1 vor. Stefan Lainer sorgte mit seinem Kopfballtr­effer zum 2:0 für die Vorentsche­idung in Gelsenkirc­hen, Yann Sommer stellte mit seinen Paraden sicher, dass der SC Freiburg nicht schon höher führte zur Pause und Christoph Kramer spielte einen von drei so genannten „Smart Pässe“(„Create Football“) und schickte damit Marcus Thuram vor dem 2:1 entscheide­nd auf die Reise. Beim 1:1 hatte Matthias Ginter den Ball in den Strafraum geschossen und Stindl Thuram bedient – Borussias Führungssp­ieler nehmen offenbar den Auftrag an, das Team zu stützen und anzuschieb­en. Es ist sicher noch Luft nach oben, aber die Erfahrenen setzen Duftmarken und nehmen die anderen so mit.

Restprogra­mm In Hertha BSC, TSG Hoffenheim, Arminia Bielefeld und Werder Bremen warten noch vier Mannschaft­en aus der unteren Tabellenhä­lfte auf die Gladbacher, die in diesen Spielen ordentlich punkten müssen. Die Stuttgarte­r, die mit Borussia um einen Europapoka­lplatz konkurrier­en, sind ebenso noch im Borussia-Park zu Gast wie die starken Frankfurte­r. Das auf dem Papier schwerste Spiel steht am 32. Spieltag an, wenn die Gladbacher nach München müssen. Aber vielleicht sind die Bayern dann auch schon Deutscher Meister.

Spielglück Ja, Borussia hatte vergangene­n Samstag auch Pech, dass die Unparteiis­chen dem Freiburger Eigentor die Anerkennun­g verweigert­en, weil sie einen Zweikampf Stefan Lainers zuvor im Mittelfeld als Foulspiel ahndeten. Doch in den Schlusssek­unden benötigte sie auch Glück, dass Freiburgs Ausgleich wegen Abseits nicht zählte. Ein solches Erfolgserl­ebnis kann zusätzlich­e Kräfte freisetzen – zumal es in dieser Saison schon häufiger schief gegangen ist mit späten Ausgleichs­toren des Gegners. Zudem hatten die Gladbacher zuletzt noch das Gegenteil erlebt und trotz klarer Überlegenh­eit in Augsburg 1:3 verloren. Glück ist ein hilfreiche­r Begleiter, den man aber auch nicht überstrapa­zieren sollte.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Erst ablegen, dann abklatsche­n: Assistgebe­r Lars Stindl feierte mit dem Torschütze­n Marcus Thuram das 1:1.

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