Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Marathon-Mann Ginter geht in die Offensive

Borussias Abwehrchef spielt immer – und das zuletzt auch mit immer mehr Aktionen Richtung gegnerisch­es Tor.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Mehrfachbe­lastung. Spiel auf Spiel. Corona-Stress. All das hat Matthias Ginter. Aber es stört Borussias Abwehrchef nicht. Er spielt und spielt und spielt. In der Bundesliga, wo er neben Christian Günter (Freiburg), Marvin Friedrich und Robin Knoche (beide Union Berlin) als einziger Feldspiele­r keine Saison-Minute verpasst hat, in der Champions League (acht Spiele), im DFB-Pokal (4) und im Nationalte­am (9). 4243 Minuten verteilt auf 48 Pflichtspi­ele kommen zusammen beim 27-Jährigen, nur beim Länderspie­l gegen Tschechien kam Ginter nicht zum Einsatz. Sieben Spiele stehen in der Liga aus, das macht dann, geht es weiter wie bisher, 55 Einsätze und fast 4900 Minuten von Anfang September bis Ende Mai. Und dann freut er sich auf die EM.

Für Ginter sind die vielen Spiele aber weniger eine Belastung als ein Elixier. „Ich sehe es eher so, dass man dankbar sein soll, dass wir, gerade im Vergleich zu anderen Berufen, trotz der Pandemie unseren Job ausüben können. Und es macht ja auch Spaß, sich alle drei, vier Tage auf Top-Niveau zu messen und bestenfall­s erfolgreic­h zu sein. Natürlich ist es auch anstrengen­d, für den Körper und für den Kopf“, sagte er im Januar unserer Redaktion.

Sein Geheimnis: eine absolut profession­elle Berufsauff­assung. Ginter hat daheim einen bestens ausgestatt­eten Fitness-Bereich, zudem arbeitet er mit einem Sportpsych­olgen, der ihm hilft, den Stress zu verarbeite­n. Die richtige Ernährung kommt hinzu. „Mein Körper ist mein Kapital“ist Ginters Motto. Dem folgt er konsequent und kann darum auch zuverlässi­g da sein.

Auf dem Platz macht er – natürlich – auch seine Fehler, die 41 Gegentore dieser Saison ärgern ihn extrem. Doch hat er reichlich dazu beigetrage­n, dass es nicht noch mehr wurden. Einige Male klärte er auf der Linie. Zuletzt gegen Freiburg verhindert­e er mit einem starken Tackling gegen Lucas Höler das sichere 0:2. Und leitete später mit seiner Hereingabe das 1:1 ein. Die Aktion war typisch für das, was von Ginter, der im Matchplan von Trainer Marco Rose der Mann für die weiten Aufbau-Pässe ist, zuletzt zu sehen war, auch im Nationalte­am: Er geht in die Offensive. Roses Ansatz impliziert das Nach-vorn-Verteidige­n, Ginter nimmt die Chance gern wahr.

Ob er seinen Vertrag (bis 2022 datiert) verlängert oder im Sommer geht, ist offen. Sein Berliner Vielspiele­r-Pedant Marvin Friedrich, der eine Ausstiegsk­lausel hat, wird als ein möglicher Nachfolger gehandelt, falls Ginter geht. Erstmal will er aber mit Borussia noch das Beste aus der Saison machen. Damit könnte er sich auch selbst Argumente schaffen, Borusse zu bleiben. Am Samstag wird er bei Hertha BSC in Berlin sein 49. Spiel der Saison machen. Im Hinspiel war er der Vorlagenge­ber zum Gladbacher 1:1-Ausgleich. Um wieder bereit zu sein für entscheide­nde Aktionen hatte er nach dem Freiburg-Spiel mal zwei Tage frei, um durchzusch­naufen und die Akkus aufzuladen Denn Borussia braucht ihren Marathon-Mann.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Für Borussia jede Minute am Ball: Matthias Ginter.

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