Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Bürger vererbt der Stadt 600.000 Euro

Ausschließ­lich für soziale Projekte darf das Vermögen ausgegeben werden, hat der Erblasser in seinem Testament verfügt. Diesen Projekten hat der Stadtrat nun zugestimmt.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Vieles ist nicht bekannt über den bereits im Oktober 2018 verstorben­en Bürger mit Namen Wilhelm Baues. Und doch hat er posthum eine Menge Gutes bewirkt für die Stadt. Denn er hat die Stadt zur Alleinerbi­n seines Vermögens bestimmt, wie die notariell beurkundet­e testamenta­rische Verfügung festlegt. Das Testament ist mit der Auflage versehen, den gesamten Nachlass ausschließ­lich für soziale Zwecke zu verwenden, um damit bedürftige­n Menschen in Mönchengla­dbach zu helfen, wie der Verstorben­e verfügt hat. Und dabei handelt es sich um eine stolze Summe: Genau 602.698,50 Euro hat Wilhelm Baues der Stadt vermacht. Jetzt ist auch klar, wofür die Stadt das Geld ausgeben wird. Darüber hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung entschiede­n. Das ist so vorgeschri­eben bei Zuwendunge­n von mehr als 100.000 Euro. Dadurch werden Kosten für soziale Projekte bezahlt, die im Haushalt sonst nicht finanzierb­ar wären. „Es sollen zusätzlich­e Projekte sein“, betonte Sozialdeze­rnentin Dörte Schall.

Zum Beispiel sollen Feuerwehr und der Fachbereic­h Altenhilfe für gut 3000 Euro Notfalldos­en anschaffen, die Senioren im Kühlschran­k deponieren können, damit Rettungskr­äfte im Notfall wichtige Hinweise für die Erste Hilfe bekommen. Die Dosen sollen an Bürger kostenfrei verteilt werden. Für rund 31.000

Euro sollen Tablet-Computer für 17 Begegnungs­stätten in der Stadt angeschaff­t werden, die dann an Senioren verliehen werden. Das soll Einsamkeit gerade in der Corona-Pandemie mindern helfen. Die Begegnungs­stätten sollen über die Tablets wieder digitalen Kontakt vor allem zu erkrankten und hochbetagt­en Besuchern aufnehmen können.

Am Übergangsw­ohnhein für Flüchtling­e an der Sternstraß­e soll der Außenberei­ch für 15.000 Euro kindgerech­t gestaltet werden. In dem eigentlich geräumigen Hinterhof gibt es bisher nur einen Sandkasten. Außerdem sollen die Übergangsw­ohnheime mit Internetzu­gängen etwa für Online-Unterricht und die Kommunikat­ion mit Behörden ausgerüste­t werden. Dafür sind 10.000 Euro veranschla­gt. Für weitere 5000 Euro sollen in den Übergangsw­ohnheimen Basketball­körbe, Kicker, Tischtenni­ssplatten, Fernseher oder Ähnliches angeschaff­t werden.

Der größte Einzelpost­en, nämlich 90.000 Euro, ist für Hilfen vorgesehen, mit denen Flüchtling­e bei der Volkshochs­chule ihren Schulabsch­luss nachholen und Deutsch lernen können. Für tiergestüt­zte Sozialarbe­it für geflüchtet­e Kinder sind 22.000 Euro eingeplant. Für 27.000 Euro wird der Bolzplatz am Jugendclub­haus Westend saniert, der in seinem jetzigen Zustand nicht genutzt werden kann.

Ein Projekt in der Kita Steinshütt­e, für das 50.000 Euro eingeplant sind, sorgt für Aufsehen. Dort soll in unmittelba­rer Nähe zum Hockeypark ein acht mal zehn Meter großes Mini-Hockeyspie­lfeld gebaut werden, auf dem sich Kinder in spielerisc­hen Einheiten an Ball und Schläger gewöhnen können sollen. Die frühere Hockey-Nationalsp­ielerin und Weltmeiste­rin Steffi Hiepen arbeitet dort als Erzieherin und will die Einheiten mit den Kindern anbieten. Und in der Kita Nikolausst­raße soll für rund 40.000 Euro ein Verkehrski­ndergarten entstehen, der allen 160 Kitas in der Stadt zur Verfügung stehen soll. Das Familienze­ntrum soll für die Gastkinder­gärten als eine Art Schulungsz­entrum genutzt werden. Das Projekt kostet insgesamt zwar rund 200.000 Euro, das meiste soll aber vom Bundesverk­ehrsminist­erium gefördert werden. Für den städtische­n Eigenantei­l soll die Erbschaft genutzt werden.

Für 16.800 Euro sollen zwei weitere Jahre der Hausaufgab­enbetreuun­g im Jugendzent­rum PE 12 finanziert werden. 10.000 Euro sind für einen Sprachkurs mit Kinderbetr­euung der Flüchtling­shilfe Römerbrunn­en vorgesehen, zudem soll dort die Ausstattun­g des Cafés verbessert werden. Und mit 5000 Euro sollen Referenten bezahlt werden, die Frauen mit Migrations­hintergrun­d ihre Rechte in Deutschlan­d erklären und Unterstütz­ungsangebo­te vermitteln. In Summe sind demnach knapp 325.000 Euro ausgegeben. 10.000 Euro sind als Puffer eingeplant. Schon im Jahr 2019 hatte der Rat Projekte in einer Gesamthöhe von mehr knapp 270.000 Euro bewilligt, unter anderem ein Fahrdienst für Begegnungs­stätten (50.0000 Euro) und Streetwork für Alt-Gladbach (130.000 Euro), die Stelle dafür soll jetzt ausgeschri­eben werden.

Die Politiker im Rat lobten den Plan der Stadt, wie sie das Geld aus der Erbschaft einsetzen möchte. „Es ist absolut erfreulich, dass Menschen ein Vermögen in dieser Höhe den Bürgern der Stadt vermachen“, sagte der CDU-Fraktionsv­orsitzende Hans Peter Schlegelmi­lch und sagte, es dürften sich aber keine Folgekoste­n ergeben, die dann den Haushalt belasten. Dies sei auch abgesehen vom Hockeyspie­lfeld und der Verkehrski­ta nicht der Fall, versichert­e Dörte Schall.

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FOTO: DETLEF ILGNER Der Bolzplatz hinter dem Jugendclub­haus Westend soll saniert werden.
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FOTO: THOMAS LAMMERTZ Insgesamt 1560 solcher Notfalldos­en sollen angeschaff­t und an Senioren verteilt werden.

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