Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Gedichtweg im Schmölderpark wird immer wieder demoliert
MÖNCHENGLADBACH Karl-Heinz Schiffer reicht es. „Bürgerliches Engagement wird nicht gewürdigt. Damit zerstört man ehrenamtlichen Einsatz. Man fragt sich: Wofür machen wir das?“, sagt das Mitglied des Fördervereins Schmölderpark, der für die Betreuung des gleichnamigen Parks zuständig ist. Es geht um den Gedichtweg im Park: 16 Stelen mit Acrylglas-Tafeln, die Verse bekannter Lyriker und Dichter enthalten. Seit 1993 gibt es diesen Gedichtweg im Schmölderpark, 2019 wurden die alten Stelen durch neue, moderne ersetzt: Statt zwölf gab es nun 16 Stelen, dazu farbig in rot, grün, blau und gelb. Das sollte optisch einiges hermachen, allerdings hielt der Anblick nicht lange: Die Stelen wurden beschmiert, die Acrylglas-Tafeln herausgeschlagen. Auch die alten Stelen seien beschädigt worden – aber nie in dem jetzigen Ausmaß, sagte Horst Hübsch als Vorsitzender des Fördervereins bereits im vergangenen Sommer.
Inzwischen sind elf der 16 Gedichttafeln an den Stelen zerstört worden. „Da wird mit Steinen oder einem Hammer draufgeschlagen, das ist rohe Gewalt“, sagt Hübsch nun. Immer wieder habe man die Tafeln erneuert, Graffiti beseitigt und die Stelen neu angestrichen. „Das kostet alles Geld. Wir haben seit 2019 mehr als 2000 Euro dafür ausgegeben“, sagt Hübsch und fügt an: „Die Polizei fährt gelegentlich hier durch, auch das Ordnungsamt weiß Bescheid. Aber die sagen, die können nicht überall sein. Und wenn die hier sind, passiert natürlich auch nichts.“
Derzeit sind die Stelen im Schmölderpark abgebaut und befinden sich einer Werkstatt – dort werden sie umgebaut. Dieses Mal sollen die Tafeln direkt an die Stele angebracht werden – zuletzt waren die Acrylglas-Tafeln mit rund einem Zentimeter Abstand zu den Stelen montiert. Das sah zwar schöner aus, war aber auch leichter zu beschädigen. „Dann gibt es hinter den Tafeln keine Angriffsfläche mehr“, sagt Hübsch zur neuen Optik. Außerdem sollen die Tafeln sicherer verschraubt werden.
Ob das hilft? Aus Hübsch und Schiffer spricht der Zweckoptimismus. „Ich hoffe, dass die Randalierer einsichtig werden. Ich hänge an dem Gedichtweg, den soll es nur zweimal in Deutschland geben“, sagt Hübsch.
Für Schiffer ist es hingegen der letzte Versuch: „Sonst müssen wir im Vorstand überlegen, das einzustellen.“Heißt: kein Gedichtweg mehr im Schmölderpark. Um das zu verhindern, hoffen beide auch auf aufmerksame Passanten. Im Sommer sprach der Förderverein eine Belohnung von 300 Euro für Hinweise aus. Gemeldet hat sich aber nie jemand, die Zerstörung der Tafeln ging indes weiter.