Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Gedichtweg im Schmölderp­ark wird immer wieder demoliert

- VON DANIEL BRICKWEDDE

MÖNCHENGLA­DBACH Karl-Heinz Schiffer reicht es. „Bürgerlich­es Engagement wird nicht gewürdigt. Damit zerstört man ehrenamtli­chen Einsatz. Man fragt sich: Wofür machen wir das?“, sagt das Mitglied des Fördervere­ins Schmölderp­ark, der für die Betreuung des gleichnami­gen Parks zuständig ist. Es geht um den Gedichtweg im Park: 16 Stelen mit Acrylglas-Tafeln, die Verse bekannter Lyriker und Dichter enthalten. Seit 1993 gibt es diesen Gedichtweg im Schmölderp­ark, 2019 wurden die alten Stelen durch neue, moderne ersetzt: Statt zwölf gab es nun 16 Stelen, dazu farbig in rot, grün, blau und gelb. Das sollte optisch einiges hermachen, allerdings hielt der Anblick nicht lange: Die Stelen wurden beschmiert, die Acrylglas-Tafeln herausgesc­hlagen. Auch die alten Stelen seien beschädigt worden – aber nie in dem jetzigen Ausmaß, sagte Horst Hübsch als Vorsitzend­er des Fördervere­ins bereits im vergangene­n Sommer.

Inzwischen sind elf der 16 Gedichttaf­eln an den Stelen zerstört worden. „Da wird mit Steinen oder einem Hammer draufgesch­lagen, das ist rohe Gewalt“, sagt Hübsch nun. Immer wieder habe man die Tafeln erneuert, Graffiti beseitigt und die Stelen neu angestrich­en. „Das kostet alles Geld. Wir haben seit 2019 mehr als 2000 Euro dafür ausgegeben“, sagt Hübsch und fügt an: „Die Polizei fährt gelegentli­ch hier durch, auch das Ordnungsam­t weiß Bescheid. Aber die sagen, die können nicht überall sein. Und wenn die hier sind, passiert natürlich auch nichts.“

Derzeit sind die Stelen im Schmölderp­ark abgebaut und befinden sich einer Werkstatt – dort werden sie umgebaut. Dieses Mal sollen die Tafeln direkt an die Stele angebracht werden – zuletzt waren die Acrylglas-Tafeln mit rund einem Zentimeter Abstand zu den Stelen montiert. Das sah zwar schöner aus, war aber auch leichter zu beschädige­n. „Dann gibt es hinter den Tafeln keine Angriffsfl­äche mehr“, sagt Hübsch zur neuen Optik. Außerdem sollen die Tafeln sicherer verschraub­t werden.

Ob das hilft? Aus Hübsch und Schiffer spricht der Zweckoptim­ismus. „Ich hoffe, dass die Randaliere­r einsichtig werden. Ich hänge an dem Gedichtweg, den soll es nur zweimal in Deutschlan­d geben“, sagt Hübsch.

Für Schiffer ist es hingegen der letzte Versuch: „Sonst müssen wir im Vorstand überlegen, das einzustell­en.“Heißt: kein Gedichtweg mehr im Schmölderp­ark. Um das zu verhindern, hoffen beide auch auf aufmerksam­e Passanten. Im Sommer sprach der Fördervere­in eine Belohnung von 300 Euro für Hinweise aus. Gemeldet hat sich aber nie jemand, die Zerstörung der Tafeln ging indes weiter.

 ?? FOTO: DANIEL BRICKWEDDE ?? Horst Hübsch, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Schmölderp­ark, mit drei ausgeschla­genen Gedichtsta­feln.
FOTO: DANIEL BRICKWEDDE Horst Hübsch, Vorsitzend­er des Fördervere­ins Schmölderp­ark, mit drei ausgeschla­genen Gedichtsta­feln.

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