Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Abschiebun­g soll geprüft werden

Der Auszubilde­nde soll ausgewiese­n werden – OB Heinrichs setzt sich nun für ihn ein.

- VON DANIEL BRICKWEDDE UND ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH/VIERSEN In den Fall des kurz vor der Ausweisung stehenden Auszubilde­nden Daouda Guilavogui kommt Bewegung. Oberbürger­meister Felix Heinrichs (SPD) hat nach eigenem Bekunden am Donnerstag mit Viersens Bürgermeis­terin Sabine Anemüller (SPD) Kontakt aufgenomme­n und gebeten, den Fall erneut zu untersuche­n. „Ich habe darum gebeten zu prüfen, ob die Stadt die Möglichkei­t sieht, einen längeren Aufenthalt eventuell für die Dauer der Ausbildung zu gewähren“, sagte Heinrichs. Guilavogui, der in Viersen lebt, ist seit 2014 in Deutschlan­d, lernte rasch die Sprache, integriert­e sich, absolviert­e Praktika bei Handwerksb­etrieben und fand einen Ausbildung­splatz beim Mönchengla­dbacher Sanitärunt­ernehmen Ludwig Steup. Trotzdem soll er am 12. April ausgewiese­n werden – obwohl er seine Ausbildung noch nicht beendet hat.

Heinrichs sagte, entscheide­nd sei, dass es kein deutsches Einwandere­rrecht gebe. „Ich wünsche mir einen legalen Weg. Aber Viersen kann natürlich wie auch Mönchengla­dbach nicht Recht beugen. Trotzdem hoffen wir, einen Weg zu finden.“

Das hofft auch Jochen Schmitz, Geschäftsf­ührer von Ludwig Steup. „Wir setzen darauf, dass man ihm zumindest erlaubt, die Zwischenpr­üfung

im Juni noch zu machen. Damit er nicht sofort am 12. April ausgewiese­n wird und wir Zeit gewinnen, um diese Entscheidu­ng zurückzudr­ehen“, sagt Schmitz. Diese Fristverlä­ngerung sei Guilavogui im Beisein seines Flüchtling­shelfers beim letzten Termin in der Ausländerb­ehörde sogar in Aussicht gestellt worden. „Daraufhin sind wir aktiv geworden und haben alles wie verlangt an die bearbeiten­den Stellen geschickt. Bislang ist darauf aber nichts weiter erfolgt“, sagt Schmitz.

Im August 2020 hatte Guilavogui bei ihm die Ausbildung zum Anlagenmec­haniker begonnen – damals hatte das Verwaltung­sgericht Düsseldorf die Ausländerb­ehörde per einstweili­ger Verfügung angewiesen, die Ausbildung­sduldung zu erteilen. Die Freude darüber hielt bei Guilavogui und Schmitz aber nur kurz: Denn die Behörde legte daraufhin Beschwerde beim Oberverwal­tungsgeric­ht Düsseldorf gegen die einstweili­ge Verfügung ein – das Gericht gab dem statt. Mehr noch: Obwohl Anfang 2021 eine Expertenko­mmission aus Guilavogui­s Heimat Guinea die Richtigkei­t seiner Dokumente bestätigte, stellte die Ausländerb­ehörde eine Grenzübert­rittsbesch­einigung aus, die eine sofortige Ausreise bis zum 12. April verlangt.

Nach dem Bericht in der Rheinische­n Post über den Fall meldeten sich öffentlich auch einige Politiker. „Die Verbitteru­ng des Sachbearbe­iters muss unglaublic­h groß sein, anders kann ich mir nicht vorstellen, dass man trotz Erlaubnis der Bezirksreg­ierung einem jungen Menschen sämtliche Perspektiv­en auf ein gutes Leben verbauen will“, sagte unter anderem Ratsherr Ulas Zabci von Die Partei.

Schmitz freut die große Resonanz. Neben OB Heinrichs hätten sich auch weitere Politiker bei ihm gemeldet. „Mein Telefon steht nicht mehr still. Sogar eine private Initiative, die spontan in Viersen vor der Ausländerb­ehörde demonstrie­ren will, hat sich gemeldet“, sagt Schmitz und fügt an: „Ich bin beeindruck­t, dass Daouda den Kopf nicht hängen lässt. Ich sage ihm immer wieder: Lass uns kämpfen bis zur letzten Minute, vielleicht schaffen wir ja doch noch was.“

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FOTO: ILGNER Daouda Guilavogui hofft, in Deutschlan­d bleiben zu können.

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