Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Abschiebung soll geprüft werden
Der Auszubildende soll ausgewiesen werden – OB Heinrichs setzt sich nun für ihn ein.
MÖNCHENGLADBACH/VIERSEN In den Fall des kurz vor der Ausweisung stehenden Auszubildenden Daouda Guilavogui kommt Bewegung. Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) hat nach eigenem Bekunden am Donnerstag mit Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) Kontakt aufgenommen und gebeten, den Fall erneut zu untersuchen. „Ich habe darum gebeten zu prüfen, ob die Stadt die Möglichkeit sieht, einen längeren Aufenthalt eventuell für die Dauer der Ausbildung zu gewähren“, sagte Heinrichs. Guilavogui, der in Viersen lebt, ist seit 2014 in Deutschland, lernte rasch die Sprache, integrierte sich, absolvierte Praktika bei Handwerksbetrieben und fand einen Ausbildungsplatz beim Mönchengladbacher Sanitärunternehmen Ludwig Steup. Trotzdem soll er am 12. April ausgewiesen werden – obwohl er seine Ausbildung noch nicht beendet hat.
Heinrichs sagte, entscheidend sei, dass es kein deutsches Einwandererrecht gebe. „Ich wünsche mir einen legalen Weg. Aber Viersen kann natürlich wie auch Mönchengladbach nicht Recht beugen. Trotzdem hoffen wir, einen Weg zu finden.“
Das hofft auch Jochen Schmitz, Geschäftsführer von Ludwig Steup. „Wir setzen darauf, dass man ihm zumindest erlaubt, die Zwischenprüfung
im Juni noch zu machen. Damit er nicht sofort am 12. April ausgewiesen wird und wir Zeit gewinnen, um diese Entscheidung zurückzudrehen“, sagt Schmitz. Diese Fristverlängerung sei Guilavogui im Beisein seines Flüchtlingshelfers beim letzten Termin in der Ausländerbehörde sogar in Aussicht gestellt worden. „Daraufhin sind wir aktiv geworden und haben alles wie verlangt an die bearbeitenden Stellen geschickt. Bislang ist darauf aber nichts weiter erfolgt“, sagt Schmitz.
Im August 2020 hatte Guilavogui bei ihm die Ausbildung zum Anlagenmechaniker begonnen – damals hatte das Verwaltungsgericht Düsseldorf die Ausländerbehörde per einstweiliger Verfügung angewiesen, die Ausbildungsduldung zu erteilen. Die Freude darüber hielt bei Guilavogui und Schmitz aber nur kurz: Denn die Behörde legte daraufhin Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Düsseldorf gegen die einstweilige Verfügung ein – das Gericht gab dem statt. Mehr noch: Obwohl Anfang 2021 eine Expertenkommission aus Guilavoguis Heimat Guinea die Richtigkeit seiner Dokumente bestätigte, stellte die Ausländerbehörde eine Grenzübertrittsbescheinigung aus, die eine sofortige Ausreise bis zum 12. April verlangt.
Nach dem Bericht in der Rheinischen Post über den Fall meldeten sich öffentlich auch einige Politiker. „Die Verbitterung des Sachbearbeiters muss unglaublich groß sein, anders kann ich mir nicht vorstellen, dass man trotz Erlaubnis der Bezirksregierung einem jungen Menschen sämtliche Perspektiven auf ein gutes Leben verbauen will“, sagte unter anderem Ratsherr Ulas Zabci von Die Partei.
Schmitz freut die große Resonanz. Neben OB Heinrichs hätten sich auch weitere Politiker bei ihm gemeldet. „Mein Telefon steht nicht mehr still. Sogar eine private Initiative, die spontan in Viersen vor der Ausländerbehörde demonstrieren will, hat sich gemeldet“, sagt Schmitz und fügt an: „Ich bin beeindruckt, dass Daouda den Kopf nicht hängen lässt. Ich sage ihm immer wieder: Lass uns kämpfen bis zur letzten Minute, vielleicht schaffen wir ja doch noch was.“