Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Standhaft bleiben, das wird helfen
Die Borussen sind in Berlin nach dem 2:2-Ausgleich der Hertha standhaft geblieben. Sie haben den Punkt verteidigt, haben sich gegen die Unbill des Tages aufgelehnt. Das ist ein Wesenszug, der in den kommenden Wochen extrem wichtig sein wird. Vor allem am Samstag, wenn das beste Team des Jahres 2021 kommt: Eintracht Frankfurt.
In der vergangenen Saison war das wilde 4:2 gegen die Frankfurter eines der Highlight-Spiele. Borussia zeigte an jenem Tag, was sich Max Eberl als einen wichtigen neuen Input von Trainer Marco Rose erhofft hatte: Standhaftigkeit gegen eben solche Teams wie die Eintracht, die einem Gegner mit ihrem Spiel weh tun können.
Solche Mannschaften hatten Borussia zuvor immer wieder schlecht aussehen lassen, hatten ihr oft den Schneid abgekauft. Nun war es anders herum: Borussia setzte der Eintracht zu und besiegte sie. Auch beim kaum weniger wilden 3:3 im Hinrundenspiel der aktuellen Spielzeit, bei dem Borussia erst ein 1:0 verspielte und dann in der Nachspielzeit ein 1:3 noch aufholte. Sie klaute der Eintracht den Sieg mit ihren eigenen Mitteln: Unnachgiebigkeit und Willensstärke.
Freiburg ist auch ein Team der Frankfurter Art, gegen den SportClub übte sich Borussia im letzten Heimspiel darin, damit umzugehen und siegte. Gegen die Eintracht indes sollte es keine Phase
geben wie die erste Halbzeit des Spiels. Denn die Effektivität, die die Eintracht nun beim 4:3 gegen Wolfsburg an den Tag legte, würde Gladbach wohl komplett aus dem Spiel nehmen, wenn sie Chancen zulässt wie gegen Freiburg.
Vom 2:2 in Berlin können die Borussen mitnehmen, dass Rückschläge dazu da sind, sich zu motivieren – wie in der Phase nach dem Platzverweis und dem 0:1. Da kamen Spielkultur und Willensstärke in bester Art trotzig zusammen: Jetzt erst recht!
Was klar ist: Oft spricht man bei Roses Gladbachern von guten Phasen, in denen das Team total überzeugend spielt. Gegen die Eintracht sollte es möglichst ein ganzes Spiel sein, in dem das
Meiste stimmt: Standhaft sein von Anfang bis Ende.
Interessant wird es rund um das Spiel herum sein, wie standhaft Borussias Manager Max Eberl und Frankfurts Trainer Adi Hütter bleiben werden. Denn das Spiel ist, folgt man der These, Hütter sei der erste Kandidat für die Nachfolge von Marco Rose, eine Art High Noon der Geschichte, in etwa so, wie es das Pokalspiel gegen Dortmund in der Rose-Frage war. Bislang hat Eberl die Trainerfrage nicht im Detail kommentiert, auch Hütter hat sich nicht zu eindeutigen Aussagen hinreißen lassen.
Ob nun dieses Spiel der Schlüssel zu des Rätsels Lösung sein wird, wird sich indes zeigen, möglicherweise bleiben die Beteiligten
auch danach noch standhafte Informationsverhinderer. Denn wenn Frankfurts Kampf um die Champions League der Anlass ist für die Ungewissheit, so wird sich am Samstag nicht alles klären.
Für Gladbach indes gilt, weiter standhaft zu bleiben, was die Ergebnisse angeht. Die drei Spiele ohne Niederlage, die es nun gab, die sieben Punkte, das ist ein Hauch von Serie. Die sollte gegen die Eintracht weitergehen. Denn je länger die Unbesiegtheit dauert, desto größer wird das Vertrauen, standhaft bleiben zu können. Und das wird ein elementarer Baustein in der Aufholjagd im Europa-Rennen sein.
KARSTEN KELLERMANN