Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

CDU-Gremien stärken Laschet den Rücken

Präsidium und Bundesvors­tand sprechen sich eindeutig für eine Kanzlerkan­didatur des NRW-Ministerpr­äsidenten aus. Armin Laschet kündigte zeitnahe Gespräche mit Markus Söder an. Doch der will erst Ende der Woche entscheide­n.

- VON KIRSTEN BIALDIGA, MAXIMILIAN PLÜCK UND JANA WOLF

DÜSSELDORF NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hat sich die Unterstütz­ung der CDU-Führungsgr­emien eingeholt. Am Morgen hatte zunächst das Präsidium getagt. Ein Teilnehmer erklärte, die Stimmung sei eindeutig zugunsten Laschets ausgefalle­n. Nahezu alle hätten das Wort ergriffen, dabei habe kein einziger für CSU-Chef Markus Söder gesprochen. „Selbst Norbert Röttgen hat sich nach langen rhetorisch­en Allgemeinp­lätzen nicht wirklich für Markus Söder ausgesproc­hen“, sagte das Präsidiums­mitglied. Auch Teilnehmer der anschließe­nden Vorstandss­itzung bestätigte­n diesen Eindruck. Dabei habe es um die 30 Wortmeldun­gen und einige Einlassung­en per E-Mail gegeben, die allesamt und eindeutig für Laschet ausgefalle­n seien.

Der CDU-Chef erklärte bei einer anschließe­nden Pressekonf­erenz, er wolle noch am selben Tag mit Söder sprechen. Der bayerische Ministerpr­äsident will aber offenbar nicht kampflos das Feld räumen. Söder verwies nach einer virtuellen Beratung des CSU-Präsidiums auf Umfragewer­te sowohl für die Union als auch für ihn selbst. Man könne sich nicht abkoppeln von der Mehrheit der Bevölkerun­g. „Personen spielen nun mal eine zentrale Rolle“, sagte Söder. Dass Personen die Parteien mitziehen und nicht umgekehrt habe man zuletzt bei Landtagswa­hlen gesehen.

Die Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) forderte dagegen ein klares Signal aus München: „Markus Söder hat verdeutlic­ht, wenn eine starke Stimmung für Armin Laschet in den Gremien der CDU vorhanden ist, dann nimmt er das ohne Groll an, um gemeinsam zu kämpfen. Und es gab im Präsidium wie auch im Bundesvors­tand ein hohes Vertrauen in und für Armin Laschet, eine große Unterstütz­ung für ihn“, sagte Klöckner. Laschet könne integriere­n, zusammenfü­hren und habe ein festes Werteund Entscheidu­ngsgerüst.

Auch die stellvertr­etende CDU-Vorsitzend­e Silvia Breher rief die CSU zum Einlenken auf: „Heute gab es die breite Rückendeck­ung für Armin Laschet. Ich gehe davon aus, dass in dieser Tonalität auch die weiteren Gespräche zwischen den beiden in den kommenden Tagen fortgesetz­t werden“, sagte sie und warb für eine einvernehm­liche Entscheidu­ng: „Für CDU und CSU ist es wichtig, dass wir jetzt wieder an einem Strang ziehen.“

In Laschets Landesverb­and wurden die Nachrichte­n aus Berlin positiv aufgenomme­n. Der Generalsek­retär der CDU NRW, Josef Hovenjürge­n, sagte: „Ich begrüße sehr, dass das Präsidium Armin Laschet mit dieser klaren Entscheidu­ng den Rücken stärkt.“NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst, der als einer von Laschets Nachfolger­n in der Düsseldorf­er Staatskanz­lei gilt, sagte: „Das klare Votum der höchsten CDU-Gremien ist ein starkes Signal. Armin Laschet ist der geeignete Kanzlerkan­didat. Markus Söder sollte zu seinem Wort stehen und Armin Laschet unterstütz­en.“

Rückendeck­ung gab es auch vom Koalitions­partner. FDP-Fraktionsc­hef Christof Rasche, sagte: „Ich bin nach wie vor überzeugt, dass er Kanzler kann.“Die Kritik an Laschet sei oft unfair. „Söder verhält sich häufig nicht anders, wird aber dafür nicht kritisiert“, so Rasche.

Laschet hatte in der Vergangenh­eit bereits angekündig­t, dass er sich im Falle einer Kanzlerkan­didatur vom Posten des Landesvors­itzenden zurückzieh­en werde. Spätestens im Juni will die CDU in Nordrhein-Westfalen auf zwei getrennten Sitzungen über die Liste für die Bundestags­wahl und den Parteivors­itz entscheide­n.

Als mögliche Vorsitzend­e werden NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann und NRW-Innenminis­ter Herbert Reul gehandelt. Beide verfügen aber anders als Wüst nicht über ein Landtagsma­ndat und könnten damit Laschet nicht als Ministerpr­äsident vor der nächsten Landtagswa­hl beerben. Vor diesem Problem steht auch Ina Scharrenba­ch, NRW-Bauministe­rin und Chefin der Frauen Union NRW. Ihr werden zwar Ambitionen nachgesagt, doch zuletzt hatte sie ihren Hut schon nicht bei der noch in diesem Monat anstehende­n Vorsitzend­enwahl beim einflussre­ichen Bezirksver­band Ruhr in den Ring geworfen und dem Essener Oberbürger­meister Thomas Kufen überlassen.

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