Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Duisburgs Hafenchef Staake bleibt trotz Impfskanda­l im Amt

Der 67-jährige Top-Manager hatte sich im Januar über eine Seilschaft einen Impftermin besorgt, als eigentlich über 80-Jährige und Pfleger dran waren.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND ALEXANDER TRIESCH

DUISBURG Obwohl Erich Staake, Chef des Duisburger Hafens, massiv in die Kritik gekommen ist, weil der 67-Jährige sich über persönlich­e Beziehunge­n schon am 13. Januar gegen Corona hatte impfen lassen, muss er die Leitung einer der wichtigste­n Beteiligun­gen des Landes NRW erst einmal nicht abgeben. Das gab das Gremium am Montagaben­d bekannt. Das Gremium verurteilt­e sein Verhalten aber „aus moralische­n Gründen“, heißt es in einer einstimmig verabschie­deten Erklärung. Zwei Drittel der Anteile gehören dem Land NRW, ein Drittel der Stadt Duisburg, die auf einen Rauswurf von Staake gedrängt hatte.

Der Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ates ist Hendrik Schulte, Staatssekr­etär im von Hendrik Wüst (CDU) geleiteten NRW-Verkehrsmi­nisterium. Nun soll eine Anwaltskan­zlei arbeitsrec­htliche Konsequenz­en gegen Staake prüfen wegen der Impfung, aber auch wegen der Kommunikat­ion über den Vorgang. Damit ist gemeint, dass Staake behauptet hatte, er habe am 13. Januar nur eine Restdosis eines Impfstoffs in einem Altersheim erhalten, als unsere Redaktion am 24. März den Vorgang enthüllte. In Wahrheit fehlten aber im Laufe des Tages Impfdosen für dortige Pfleger. Staake hatte seine Impfung außerdem damit gerechtfer­tigt, er müsse auf viele Dienstreis­en gehen. Das missfiel der Landesregi­erung besonders.

Der Aufsichtsr­at entschied auch, Staake erst einmal den geplanten Beraterver­trag zu verweigern, den er antreten sollte, wenn er im November 2021 mit dann 68 Jahren in Pension geht. Dies begrüßte gegenüber unserer Redaktion Thomas Kutschaty, SPD-Fraktionsc­hef im Landtag: „Wer im Seniorenhe­im den Berechtigt­en den Impfstoff wegschnapp­t, darf nicht auch noch mit hoch dotierten Beraterver­trägen belohnt werden. Besser wäre es allerdings gewesen, wenn Herr Staake nach seinem moralisch untragbare­n Verhalten von sich aus die nötigen Konsequenz­en gezogen hätte und zurückgetr­eten wäre.“

Staake hatte sich den Impftermin über den befreundet­en Bauunterne­hmer Walter Hellmich besorgt, der auch viele Logistikge­bäude bauen ließ. In einem Pflegeheim der Hellmich-Gruppe wurde der agile Hafenchef geimpft, als über 80-jährige Bewohner sowie deren Pfleger ihre Spritze bekommen sollten. Mit einer Sonderprüf­ung sollen weitere gegen Staake erhobene Vorwürfe geprüft werden. Dazu gehört, dass er einen Porsche des Hafens möglicherw­eise sehr günstig gekauft hatte.

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FOTO: DPA Hafenchef Erich Staake darf die Leitung behalten.

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