Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wie die Paketdienste seit Jahren wachsen
Deutlich mehr als 200 Paketshops der großen Dienste gibt es schon in der Stadt. Corona hat den Trend nur befeuert. Mit steigenden Mengen wird es auch mehr Lieferfahrten geben. Die größten Dienste setzen dafür künftig auf Elektro-Fahrzeuge.
MÖNCHENGLADBACH Das Jubiläum ist erst ein paar Wochen her. Es war am 22. Februar, als die Deutsche-Post-Tochter DHL verkündete: Der 100. Paketshop des Konzerns in Mönchengladbach ist eröffnet, und zwar in einem Kiosk in Mülfort. Das hielt aber gar nicht lange. Denn schon Anfang März waren es 101 Annahmestellen in 45 Paketshops, 27 Postfilialen und 29 Packstationen. Inzwischen, Mitte April, sind es schon 103 Annahmestellen für Pakete, die der größte Logistiker im Stadtgebiet anbietet. Wenn es eine Branche gibt, die seit Jahren kontinuierlich wächst, dann ist es die der Kurier-, Express- und Paketdienste, kurze KEP-Dienste.
Eine Umfrage unserer Redaktion unter den fünf wichtigsten Unternehmen der Branche hat ergeben: Anfang März gab es in der Stadt insgesamt 208 Paketshops und Annahmestellen, davon betreibt DHL ungefähr die Hälfte. Dabei handelt es sich aber so gut wie nie um eigene Shops, sondern um Annahmestellen
in Kiosken, Tankstellen, Sonnenstudios, Banken oder anderen Geschäften. Deren Betreiber sind im Auftrag des jeweiligen Dienstleisters tätig und werden dafür bezahlt.
Alle KEP-Dienste haben ihr Netz in Mönchengladbach in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut. UPS und DPD etwa waren im Jahr 2010 noch gar nicht mit eigenen Annahmestellen in der Stadt vertreten. Elf Jahre später ist DPD mit 31 Shops auf Platz drei, UPS betreibt 13 Annahmestellen. Zweitgrößter Logistiker nach DHL ist aber Hermes mit 49 Shops (2010 waren es 37 Annahmestellen). Hinzu kommt noch GLS mit derzeit 14 Annahmestellen, 2010 waren es acht gewesen. Für dieses Jahr sind bei GLS allein vier zusätzliche Shops in der Stadt eingeplant. Im Grunde ist die Ausrichtung bei allen Anbietern im Markt identisch: Alle wollen ihr Netz ausbauen.
Die Corona-Pandemie und die damit verbundene zeitweilige Schließung von Einzelhandelsgeschäften hat die Liefermengen noch einmal drastisch in die Höhe getrieben. Der Online-Handel boomt jetzt erst recht. „Bereits im Frühjahr 2020 während des ersten Corona-Lockdowns sind die Sendungsmengen rapide gewachsen“, teil eine DHL-Sprecherin mit. „In diesem Jahr sehen wir zu Beginn anhaltend hohe Sendungsmengen.“Für Mönchengladbach bedeute das etwa 15.000 Pakete am Tag. Hermes zählt eigenen Angaben zufolge gar 30.000 Sendungen am Tag in Mönchengladbach. Bei DPD sind es 4000. Keine Angaben machte UPS, und GLS berichtete von einem Wachstum in Mönchengladbach seit Beginn der Corona-Pandemie von rund neun Prozent, DPD berichtet von 15 Prozent Wachstum in Mönchengladbach.
Diese Mengen müssen aber auch ausgeliefert werden. Bei DHL erledigen das 80 reine Paketzusteller, 20 neue wurden eingestellt. Dazu werden kleinere Sendungen auch von rund 160 Briefzustellern ausgeliefert. Für DPD sind 30 Fahren im Einsatz, Hermes berichtet von 250 Touren am Tag.
Bei mehr Sendungen sind auch mehr Fahrten zu erwarten, und ein einheitliches City-Hub als Mikro-Depot und Umschlagplatz, das längst geplant ist, gibt es noch nicht. Die großen KEP-Dienste setzen bei ihren Auslieferungen auf unterschiedliche Strategien: DHL etwa will vermehrt auf Elektrofahrzeuge setzen, Lastenräder hätten sich in einem Test in Mönchengladbach angesichts der hohen Mengen als nicht sehr praktikabel erwiesen bei Mitarbeitern.
Auch Hermes setzt auf Elektrofahrzeuge im Innenstadtgebiet noch im kommenden Jahr und wünscht sich dafür ausgedehnte Einfahrtzeiten für E-Fahrzeuge in die Fußgängerzonen, Ladezonen für Anlieferfahrzeuge und den Ausbau von öffentlichen Ladesäulen im Stadtgebiet.
UPS wünscht sich Stellflächen und Räume für mobile oder stationäre Mikro-Depots für die Zwischenlagerung von Paketen. Ähnliche Projekte gibt es in 30 Städten, aber noch sei nicht klar, wann Mönchengladbach folgt. GLS verfolgt das IHK-Projkekt des Micro-Hubs und will Mieter einer Teilfläche werden.