Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Misstrauen wird Leben kosten
Impfung beim Hausarzt
Zu „So funktioniert das Impfen beim Hausarzt“(RP vom
22. März): Staatliches Misstrauen gegenüber der niedergelassenen Ärzteschaft wird Menschenleben kosten. Die beste Möglichkeit vulnerable Gruppen so schnell wie möglich zu impfen, ist, das Impfen durch die niedergelassene Ärzteschaft. Keiner weiß so gut Bescheid über seine Patienten wie diese Ärzte. Sie können schnell anhand ihrer Patientendaten die Risikopatienten
herausfiltern und impfen. Nun sollen nach Vorstellung der Regierung zunächst weiter die Impfzentren mit Impfstoff beliefert und die verbleibenden Impfstoffmengen an die niedergelassene Ärzteschaft abgegeben werden. Das halte ich für einen schweren Fehler. Für die niedergelassene Ärzteschaft ist es ein Leichtes, 20, 30 oder mehr Impfungen am Tag vorzunehmen. Bei allein mehr als 100.000 Hausärzten in Deutschland wären das Millionen Impfungen am Tag. Genauso hat es die niedergelassene Ärzteschaft im vergangenen Winter bewiesen, als sie innerhalb von acht bis zehn Wochen 25 bis 30 Millionen Menschen gegen Grippe geimpft hat. Das effektivere Impfsystem soll nachrangig bedient werden. Man hat den Eindruck, als würde der Staat die niedergelassene Ärzteschaft als Konkurrenz zu den Impfzentren sehen. Auch die Begründung der komplizierten Aufarbeitung des Biontech-Impfstoffes greift nicht, da mit dem ebenfalls sehr guten Astrazeneca-Impfstoff ein einfach zu handhabender Impfstoff für alle Altersgruppen zur Verfügung steht.
Dr. med. Karl-Heinz Munter Neuss