Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Das bringen CoronaTests bei Kindern
Zehn Wochen lang werden in der Stadt alle Kita-Kinder und Betreuungspersonen zweimal in der Woche auf Corona getestet. Was ist, wenn am Ende nur zwei positive Befunde herauskommen? Hat sich der ganze Aufwand dann gelohnt?
Zehn Wochen lang werden in Mönchengladbach alle Kita-Kinder und Betreuungspersonen zweimal in der Woche auf Corona gestestet.
MÖNCHENGLADBACH Stäbchen, die tief in Nase und Rachen eingeführt werden – Corona-Tests empfinden viele Menschen als unangenehm. Und offenbar scheuen auch viele Eltern davor zurück, ihre Kinder dieser Prozedur auszusetzen. Schnelltests bei Kleinkindern sind daher in der Regel eher selten.
Im Testzentrum Redbox im Nordpark werden zurzeit täglich rund 1500 bis 2000 Menschen auf Corona getestet. Laut Auskunft des Leiters Michael Hilgers sind darunter etwa 20 Kinder im Kita-Alter, also gerade einmal etwa ein Prozent. Auch in den Bürgerteststellen der Maxmo-Apotheken sind von rund 1500 täglich Getesteten nur etwa zehn bis 20 im Kleinkindalter, „obwohl wir auch Spucktests anbieten“, wie Geschäftsführer Oliver Dienst sagt. Dass auch Kleinkinder infiziert sein können, hat er selbst erst vor wenigen Wochen erlebt: „Da kam ein Auto mit einer ganzen Familie, und ausgerechnet die Zweijährige war positiv“, sagt Dienst. Dabei habe das Kind keinerlei Symptome gezeigt.
Da stellt sich die Frage: Wie viele Infektionen bei kleinen Kindern bleiben unentdeckt? Die flächendeckende Einführung der sogenannten Lolli-Tests, bei denen etwa 30 Sekunden auf Wattestäbchen gelutscht wird, in allen Mönchengladbacher Kitas könnte mehr Aufschluss bringen. In Köln und Solingen erprobt man diese Tests ebenfalls. Andere Kommunen würden das auch gerne tun, warten aber darauf, dass das Land sich bereiterklärt, die Kosten zu übernehmen.
Mönchengladbach wählte den schnellen Weg. Die Stadt bezahlt die Tests zunächst selbst, auch wenn man im Rathaus natürlich auf eine Finanzierung aus einem anderen Topf hofft.
Eine richtige Entscheidung? Ja. Egal, was die Ergebnisse der Corona-Lolli-Tests in den kommenden Wochen bringen, sie könnten wichtige Daten für die Wissenschaft liefern. Die Lolli-Tests bieten laut Josef van Helden vom Labor Stein, das die Tests auswertet, eine große Sicherheit. „Die Sensitivität ist 100-mal besser als die von anderen Schnelltests“, sagt er. 100 bis 1000 Virenpartikel würden bei den Lolly-Tests ausreichen, um eine Infektion nachzuweisen, bei anderen Testverfahren bräuchte man dafür 100.000 bis eine Million Partikel. Das heißt: In Mönchengladbachs Kitas könnten Corona-Infektionen erkannt werden, die normalerweise unentdeckt blieben.
Am Montag startete der Lolli-Test in 20 Kitas der Stadt, und prompt war ein positiver Befund darunter. Das infizierte Kind ist mittlerweile indentifiziert, das Gesundheitsamt informiert. 16 Kinder aus der Gruppe und zwei Erzieher sind in Quarantäne und können das Virus jetzt nicht mehr weitertragen. Am Dienstag wurde in 18 städtischen Kitas getestet. Dieses Mal gab es nur negative Befunde.
Hat sich der Aufwand gelohnt, auch wenn nach zehn Wochen Projektlaufzeit nur zwei infizierte Kinder in den Kitas gefunden werden? Ja. Werden viele Kinder mit dem Corona-Virus gefunden, kann man rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, um eine Ausbreitung der Pandemie zu verhindern. Gibt es nur sehr wenige positive Befunde, kann man daraus schließen, dass Kleinkinder wenig anfällig für eine Corona-Infektion sind.
Das böte gute Gründe dafür, Kitas wieder uneingeschränkt zu öffnen. Eltern brauchen und wollen das Betreuungsangebot für ihre Kinder. Das zeigen auch die wachsenden Zahlen der Kinder in der Notbetreuung. Zuletzt waren es 40 bis 50 Prozent aller Kita-Kinder in Mönchengladbach. „Für Kinder ist eine wenigstens halbwegs existierende Normalität sehr wichtig. Wir wissen noch gar nicht, was die Pandemiezeit mit den Kindern macht, die seit einem Jahr keine feste Kita-Stunden mehr haben, die ihre Freunde nicht mehr sehen können und die keinen strukurierten Tagesablauf mehr haben“, sagt Jugend- und Gesundheitsdezerntin Dörte Schall. Klaus Röttgen, Leiter des des städtischen Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie, verweist außerdem auf den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Kitas.
In Mönchengladbach ist die Akzeptanz der neuen Tests bis jetzt sehr gut. Oberbürgermeister Felix Heinrichs freut sich über die Bereitschaft und Unterstützung der Erziehungsberechtigten, auf diesem Weg mitzuwirken. Nur wenige Eltern hatten um Bedenkzeit gebeten.
Lieferprobleme wie bei den vom Land angekündigten Selbsttests für Schulen und für Kitas gibt es bei den Lolli-Tests übrigens nicht, wie aus dem Mönchengladbacher Rathaus und dem Labor Stein berichtet wird. Und so werden auch am Mittwoch und Donnerstag wieder Kita-Kinder auf dem Corona-Lolli lutschen können.