Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Notbremse für den Föderalism­us

- VON HOLGER MÖHLE

Dieses Machtwort der Bundeskanz­lerin kommt per Gesetz. Bund, Länder und auch die Europäisch­e Union haben im Kampf gegen die Coronaviru­s-Pandemie genug Zeit verplemper­t. Erst zu wenig Impfstoff geordert, dann zu wenig Tests bereitgest­ellt und nach der Bund-Länder-Runde vom 3. März – beim Anrollen der dritten Welle – zu früh gelockert, sonst wäre die Republik jetzt schon weiter. Mit dem Fahren auf Sicht kann dieses föderale Chaos jedenfalls schon länger nicht mehr begründet werden.

Doch nun hat Angela Merkel ihre ganz eigene Corona-Notbremse gezogen. Der Bund will jetzt klare Regeln schaffen und mit der geplanten Änderung des Infektions­schutzgese­tzes den Ländern deren phasenweis­e eigenwilli­ge Regie aus der Hand nehmen. Die Länder haben sich diesen Kurswechse­l der Bundeskanz­lerin, die das Heft des Handelns an einer zentralen Stelle nun in die Hand genommen hat, auch selbst zuzuschrei­ben. Mancher Ministerpr­äsident war erst für harte Beschränku­ngen, sprach sich bald danach wieder für Öffnungen aus, um schließlic­h doch wieder für den nächsten Lockdown zu plädieren.

Merkel zieht ihre Konsequenz aus dem verunglück­ten Beschluss einer Osterruhe, die dann doch nicht kam. Nun ist die Notbremse nicht mehr Auslegungs­sache, sondern greift und zieht per Gesetz automatisc­h. Die Länder bekommen jetzt die Bundes-Notbremse. Vor allem die Kommunen werden sich dafür besonders bedanken, weil sie die Beschränku­ngen größtentei­ls umsetzen und dann damit leben müssen. Doch diese Pandemie ist noch lange nicht zu Ende. Bislang ist erst ein geringer Teil der Bevölkerun­g geimpft. Zu warten, bis alle Corona-Intensivbe­tten belegt sind, ist keine Lösung. Diese Notbremse tut weh. Aber sie ist richtig, weil sie sein muss.

BERICHT DAS BRINGT DAS NEUE INFEKTIONS­SCHUTZGESE­TZ, POLITIK

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