Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Maaßen räumt Vorwürfe ein
Der frühere GWSG-Chef sagte vor Gericht, er habe Fingerspitzengefühl vermissen lassen.
MÖNCHENGLADBACH Der ehemalige GWSG-Geschäftsführer Armin Maaßen hat die noch gegen ihn aufrecht gehaltenen Anklagevorwürfe am Dienstag im Prozess zugegeben. Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich 86 Vorwürfe wegen Untreue sowie Beihilfe zu wettbewerbsbeschränkenden Absprachen bei Ausschreibungen in 28 Fällen gesammelt, wovon die meisten bereits eingestellt wurden. Geblieben ist unter anderem die Anklage zur Beihilfe rechtswidriger Preisabsprachen eines Malerkartells. Im Falle einer geständigen Einlassung erhält Maaßen eine bis zu zweijährige Bewährungsstrafe und muss 400 Sozialstunden ableisten.
Nachdem er 2001 Geschäftsführer der städtischen GWSG wurde, habe er laut einiger Aussage zunächst Arbeitsabläufe seines Vorgängers übernommen, sollte dann ein neues Vergabesystem etablieren. Demnach sollten Architekturbüros Firmen der seit „Jahrzehnten bestehenden Handwerkerliste“beauftragen. Es sei seitens des GWSG Aufsichtsrats „ausdrücklich gewünscht“gewesen, bevorzugt Gladbacher Firmen zu berücksichtigen. Ein inzwischen verstorbener Inhaber eines Malerbetriebs habe stets beste Preise geboten und so häufig den Zuschlag erhalten. Maaßen erklärte, diesen auf die unerwünschte Dominanz angesprochen und die darauffolgenden Preisabsprachen mit weiteren Betrieben der Handwerkerliste mitbekommen zu haben. Heute wisse er, dass er diese hätte verhindern müssen und das „nötige Fingerspitzengefühl vermissen“ließ. Es sei ihm nicht wichtig gewesen, da die Preise angemessen gewesen seien.
Der damalige Ermittlungsbeamte zeichnete in seiner Aussage ein anderes Bild. Er sprach davon, dass die von dem Kartell aufgerufenen Preise überzogen gewesen seien und Maaßen dies gewusst habe. Mitarbeiter der GSWG und Architekten hätten ihn vielfach darauf hingewiesen. Auch eine von der GWSG später hinzugezogene Wirtschaftsprüfungsgesellschaft habe die Berechnungen bestätigt. Die Verteidiger warfen dem Beamten vor, keine eigenen Ermittlungen dazu angestellt zu haben, sondern lediglich den Aussagen der Geschädigten gefolgt zu sein. Der Prozess soll bereits am 20. April beendet werden.