Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Nur drei Teams sind älter als Borussia

Keine Youngster, aber auch keine Methusalem­s: So lässt sich das Gefüge im Gladbacher Kader zusammenfa­ssen. Trotzdem wird es eine Aufgabe von Max Eberl und Co. sein, die Fohlen zur neuen Saison wieder fohliger zu machen.

- VON JANNIK SORGATZ

Die Fohlen wieder zu verjüngen, das ist eine Aufgabe für Manager Max Eberl, Chefscout Steffen Korell und den neuen Trainer Adi Hütter.

Manchmal lässt sich das Thema Verjüngung verblüffen­d schnell und effektiv umsetzen. Yann Sommer wird allerdings nicht im Sinn gehabt haben, Gladbachs Altersschn­itt mit seinem frühen Platzverwe­is vergangene Woche in Berlin schlagarti­g zu verringern. Der 32 Jahre alte Keeper musste runter, genauso wie der 35 Jahre alte Oscar Wendt, für den der 33 Jahre alte Ersatztorw­art Tobias Sippel eingewechs­elt wurde. Zuvor hatte Trainer Marco Rose mit einem Schnitt von 28,4 die drittältes­te Startelf dieser Saison auf den Rasen geschickt – die verbleiben­den zehn Profis nach Sommers Roter Karte waren im Schnitt nur noch 27,8 Jahre alt. Älter war Borussia zuletzt unter Horst Köppel.

Die Fohlen wieder etwas fohliger zu machen, ist auch nicht Sommers Aufgabe, sondern eine für Manager Max Eberl, seinen Chefscout Steffen Korell und natürlich den neuen Trainer Adi Hütter. Der arbeitet aktuell noch mit der ältesten Mannschaft der Bundesliga zusammen, die Frankfurte­r Profis sind im Schnitt 27,6. Gladbach liegt mit 27,2 auf Platz vier, wobei angesichts der Jugend-Freundlich­keit der Bundesliga eher von Platz 15 die Rede sein müsste. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) treffen also alte Fohlen auf alte Adler.

Das Internatio­nale Zentrum für Sportstudi­en (CIES) aus der französisc­hsprachige­n Schweiz hat sich mit dem Thema Durchschni­ttsalter in einem neuen Report genauer befasst, und dabei wird deutlich: Es gibt alte Mannschaft­en und es gibt alte Mannschaft­en. „Alt“sind für das CIES Torhüter ab 33, Verteidige­r ab 32, Mittelfeld­spieler ab 31 und Stürmer ab 30 Jahren. In dieser Wertung stellen sich sieben Bundesligi­sten älter auf als Gladbach, sogar Borussia Dortmund, obwohl der BVB in einer anderen Wertung führend ist in Europas Top-Ligen: Keine Mannschaft aus Deutschlan­d, Spanien, Italien, England oder Frankreich setzt häufiger Spieler unter 21 ein.

Während sie in Dortmund auf einen U21-Anteil von 28,3 Prozent kommen, sind es in Gladbach nur 0,9. Klar: Lediglich Jordan Beyer und Rocco Reitz zahlen auf dieses Youngster-Konto ein. Das bedeutet: Der Kader in Gladbach ist wohl ausgewogen­er als in Dortmund. Aktuell trainiert Rose eine Mannschaft, deren Stamm 23 bis 32 Jahre alt ist, beim BVB trifft er auf eine Mannschaft mit zahlreiche­n Teenagern und einigen Profis jenseits ihres Zenits.

Im Kern spielt Gladbach seit Roses Übernahme mit dem identische­n Team. Vergangene­n Sommer sind nur Hannes Wolf und Valentino Lazaro dazugekomm­en, zählen aber nicht zur Stammelf. Insofern ist der Alterungsp­rozess zum Teil auch als Erfolg zu werten: Er wurde möglich, weil es Eberl im Sommer 2020 gelang, alle Topspieler zu halten. Auch wenn es noch keinerlei Vollzug gibt, wird das dieses Jahr anders aussehen. Die Verpflicht­ung des bald 20-jährigen Franzosen Kouadio Koné ist ein Vorgriff auf mögliche Abgänge im Mittelfeld. Koné statt Zakaria – schon sinkt der Altersschn­itt um 0,4 Jahre. Zudem geht in Oscar Wendt der älteste Spieler des Kaders, der in dieser Saison noch sehr häufig gefragt war. Ramy Bensebaini statt Wendt – macht noch mal eine um 0,9 Jahre jüngere Mannschaft.

Dass Spieler unter 21 zu Borussias Stamm gehörten, ist einige Zeit her: 2017/18 galt das eine Zeit lang für Zakaria, bevor der diese Altersmark­e erreichte, Michael Cuisance sorgte mit 18 für Furore. Davor war André Schubert ein großer Youngster-Förderer: Nico Elvedi, Mo Dahoud und Andreas Christense­n waren unter ihm gesetzt. Aus der eigenen Jugend kam allerdings nur Dahoud, lediglich Union Berlin und Bayer Leverkusen haben seltener Eigengewäc­hse eingesetzt als Gladbach in dieser Saison, Frankfurt übrigens nur geringfügi­g häufiger. Ändern wird sich daran auch unter Hütter vermutlich nicht viel, aus dem Fohlenstal­l debütierte unter Rose bislang einzig Rocco Reitz. Die U23 ist jung wie selten, strauchelt aber sportlich, auch weil viele Talente zu oft verletzt sind.

Dass Borussia das Thema Verjüngung auf dem Schirm hat, untermauer­t nicht nur die Personalie Koné. Aus Frankreich gibt es weitere Gerüchte, so soll Innenverte­idiger Ismaël Doukouré aus Valencienn­es bei den Fohlen auf dem Zettel stehen. Mit 17 Jahren ist er bereits Stammspiel­er in der zweiten Liga.

 ?? FOTO: IMAGO/MORITZ MÜLLER ?? Kein Borussias-Profi ist älter als Oscar Wendt (35), nur einer war in dieser Saison jünger als Jordan Beyer (20).
FOTO: IMAGO/MORITZ MÜLLER Kein Borussias-Profi ist älter als Oscar Wendt (35), nur einer war in dieser Saison jünger als Jordan Beyer (20).

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