Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Polizeieinsatz, weil Schüler Schnelltest ablehnte
Gewerkschaft: „Die Marienschule hat das konsequent umgesetzt, was in der aktuellen Corona-Betreuungsverordnung steht.“
MÖNCHENGLADBACH Er soll sich geweigert haben, eine Maske aufzuziehen. Und den Schnelltest soll er ebenfalls verwehrt haben. Ein Oberstufenschüler der Bischöflichen Marienschule musste daher am Donnerstag die Schule verlassen. Es wurde sogar die Polizei gerufen. „Die Beamten sind ausgerückt, mussten aber nicht eingreifen, weil der Schüler freiwillig das Gelände verließ“, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag.
Laut Auskunft der Stadt hat der Schüler einen „Platzverweis“erhalten. Sie erklärt die Gründe so: „Da in dem beschriebenen Fall gegen Regelungen verstoßen wurde, die in der Schule nach den Vorgaben der Corona-Betreuungsverordnung gelten, kann die Schule hier von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und die betreffende Person, die gegen diese Regeln verstößt, des Geländes verweisen. Folgt die Person dieser Aufforderung nicht oder weigert sich gar, begeht sie damit einen Hausfriedensbruch. Hierbei handelt es sich um eine Straftat, welche bekanntlich durch die Polizei geahndet wird.“Auch der Kommunale Ordnungsdienst sei vor Ort gewesen. Es habe ein Gespräch mit der Schulleitung gegeben, und der Fall sei aufgenommen worden.
„Ich finde es richtig, wie die Schule gehandelt hat“, sagt Ruth Reinartz, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW ) in Mönchengladbach. Die Vorgaben aus dem Schulministerium seien in dem Fall durchgesetzt worden. Und danach seien Schnelltests für Schüler zweimal in der Woche Pflicht, wie auch aus der Bezirksregierung bestätigt wird. „Seit dem 12. April 2021 besteht an öffentlichen Schulen, Ersatz- und Ergänzungsschulen in NRW eine Testpflicht für Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonal und alle in der Schule beschäftigten Personen“, teilte eine Sprecherin
mit. Auch die Schulmail vom 14. April verweise darauf, in der es heißt: „Die Schulleiterin oder der Schulleiter schließt Personen, die nicht getestet sind, vom Schulbetrieb (in Form des Präsenzbetriebes bzw. der pädagogischen Betreuung) aus.“
„Wir müssen uns und andere schützen, denn keiner weiß genau, wie die Situation in der Pandemie aktuell einzuschätzen ist“, sagt Reinartz, „Ich bin Lehrerin, ich weiß, wie schwierig es ist, im Unterricht die anderthalb Meter Abstand einzuhalten. Natürlich gehe ich zu meinen Schülern und schaue, was sie gerade machen, woran sie arbeiten. Da ist es das Mindeste, dass man sich mit Masken schützt.“Weigere sich ein Schüler, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen oder sich testen zu lassen, sei es von der Schulleitung konsequent, die Polizei zu rufen. „Das kann für Schüler mal ganz heilsam sein“, sagt Reinartz. So könne man „Machtspielen“ein Ende setzen.
Offenbar ist der Einsatz an der Marienschule bislang ein Einzelfall. „Uns ist nichts Ähnliches bekannt“, sagte eine Stadtsprecherin. Der Bezirksregierung liegen ebenfalls keine weiteren Hinweise auf solche Vorfälle vor. Allerdings müsse ein Schulausschluss wegen Masken
oder Schnelltestverweigerung auch nicht der Schulaufsicht gemeldet werden.
GEW-Vorsitzende Reinartz hat ebenfalls noch nie davon erfahren, dass in Mönchengladbach die Polizei wegen Nichteinhaltung der Corona-Betreuungsverordnung zu Schulen gerufen wurde. Sie weiß aber, dass Eltern vor den Osterferien Widerspruch gegen die Schnelltests einlegen konnten. „Das haben auch viele gemacht“, sagt sie, „aber nicht weil sie das nicht wollten, sondern weil sie es vielfach nicht verstanden haben. Wir haben in der Schule sehr viele erklärende Telefonate geführt. Danach waren die meisten einverstanden.“Jetzt gebe es diese Widerspruchs-Option aber nicht mehr.
Die GEW-Vorsitzende begrüßt die Schnelltests an Schulen. Wenig erfreut ist sie allerdings über die „Bastel-Sets“, die den Schulen geliefert wurden. Reinartz: „Zuerst hatten die Schüler fertige Tests mit Stäbchen, Röhrchen und der Flüssigkeit bekommen. Jetzt kam die Flüssigkeit in großen Gebinden und muss von den Lehrern auf die Röhrchen verteilt werden.“Was in Testzentren von geschulten Menschen in kompletten Schutzanzügen erledigt werde, müsse das Lehrpersonal, das sich vorher nur Videos anschauen durfte, mit FFP2-Masken im Klassenraum machen. Darüber seien viele Lehrkräfte verärgert. Und auch Ruth Reinartz sagt: „Wir sind doch kein Chemielabor.“