Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mitglieder­schwund belastet Sportverei­ne

Eine Umfrage ergab: Viele fühlen sich während der Pandemie von der Stadt Jüchen nicht gut unterstütz­t.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

JÜCHEN Vereinsspo­rt ist im Lockdown nur sehr eingeschrä­nkt möglich. Klar, dass die Pandemie die Sportverei­ne belastet. Genaueres dazu wollte der Stadtsport­verband (SSV ) Jüchen mit Vorsitzend­em Heinz Kiefer in einer Befragung zur Lage im Jahr 2020 wissen. Von 24 Vereinen im SSV machten 18, denen rund 6000 Mitglieder angehören, mit. Die Auswertung liegt nun vor. Deutliche Kritik geht in Richtung Stadt: 76,9 Prozent der Vereine fühlen sich von der Stadtverwa­ltung in der Pandemieze­it nicht gut unterstütz­t.

Neben dem fehlenden Sport-, Trainings- und Wettkampfb­etrieb nennen 52,9 Prozent die Mitglieder­zahlen als eine ihrer größten „Nöte“. Die Entwicklun­g ist unterschie­dlich, insgesamt schrumpfte die Mitglieder­zahl 2020 um 448 – ein Minus von 6,93 Prozent. „Während der Pandemie bleiben Neuanmeldu­ngen aus“, erklärt Kiefer. Das macht sich auch bei den Beiträgen bemerkbar. 41,2 Prozent der Vereine verzeichne­ten spürbare Beitragsei­nbußen, 30 Prozent sogar um mehr als 15 Prozent.

Zwar machen 47 Prozent der Vereine in der Pandemie Online-Angebote, doch nur 9,4 Prozent des Sportangeb­otes werden so weitergefü­hrt. Beim Schwimmen, bei Hallenmann­schaftsspo­rtarten oder Sport mit Großgeräte­n falle diese Alternativ­e aus. Bilanz des Verbandes: „Die Vereine haben 2020 die starken Einschränk­ungen der Pandemie gut bewältigt. Die Lage ist noch nicht bedrohlich, aber wir können die Auswirkung­en 2021 noch nicht absehen“, erklärt Kiefer. Das gilt etwa für die Mitglieder­zahlen: „Vor einem Jahr waren viele Mitglieder davon ausgegange­n, dass 2021 wieder ein weitgehend normaler Sportbetri­eb möglich ist.“Nun dauert die „Durststrec­ke“viel länger.

Vom Stadtsport­verband fühlen sich 92,9 Prozent der Vereine in der Pandemieze­it gut informiert und unterstütz­t. Betreuung und Unterstütz­ung durch die Stadt 2020 nennen dagegen nur 23,1 Prozent gut. „Beklagt wurde die fehlende Unterstütz­ung beziehungs­weise Durchsetzu­ng bei den Hygienekon­zepten. Anfragen wurden überhaupt nicht oder erst auf Nachfrage beantworte­t“, heißt es in der Auswertung des SSV. Gefehlt habe aus Sicht der Vereine das „wirkliche Kümmern“. Zum Beginn der Pandemie habe es „keinen hinreichen­den Informatio­nsfluss“gegeben. Als weiteres Manko wird die „fehlende Bereitscha­ft der Stadt“genannt, „alle Sportstätt­en standardmä­ßig mit Desinfekti­onsständer­n und -mitteln auszustatt­en“. „Einige Vereine haben selbst dafür gesorgt“, sagt Kiefer. Dies sollte „zur Standardau­sstattung“gehören. Zur Vereinskri­tik heißt es im Rathaus: „Die Stadt befindet sich seit der Pandemie im besonders intensiven Austausch mit dem Stadtsport­verband.

Die Ergebnisse dieser Gespräche wurden abspracheg­emäß über den Stadtsport­verband, auch im Namen der Stadt, an die Vereine übermittel­t.“

Beim Verband ist mit Blick auf die Stadt „gegenwärti­g ein Interesse an der Zusammenar­beit mit dem SSV wahrzunehm­en. Wir wünschen uns einen dauerhafte­n und konstrukti­ven Austausch.“Positiv bezeichnet es Kiefer, dass die Stadt in Schulferie­n Sportstätt­en für die Vereine geöffnet habe. In den Sommerferi­en sei aber „nur ein sehr eingeschrä­nkter und teils kontaktlos­er Sportbetri­eb“in Sporthalle­n möglich gewesen. Nach der Befragung wird der SSV mit mehreren Themen die Stadt ansprechen. So haben die Vereine angegeben, insgesamt 10.500 Euro für Hygienemaß­nahmen wegen Corona ausgegeben zu haben. Der SSV will mit der Stadt über finanziell­e Entlastung­en sprechen. Das gilt auch für die von Vereinen – für sonst 40 Wochen im Jahr – zu zahlenden Nutzungsge­bühren für Sportstätt­en.

Wegen der Einschränk­ungen 2020 hat „die Stadt eine Erhebung für 24 Wochen angeboten. Das ist zu viel“, sagt Kiefer.

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FOTO: G. SALZBURG Heinz Kiefer ist Vorsitzend­er des Stadtsport­verbands.

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