Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Barbara Possinke ist ein Fan von öffentlichem Raum
Die erfolgreichen Städte von morgen sind belebt, durchmischt und grüner, vor allen in ihren Zentren. Sie schaffen für ihre Bewohner ein positives Lebensgefühl, vor allem die Gestaltung des öffentlichen Raums, in dem die Menschen interagieren, ist dafür ein Garant. Darauf setzt Barbara Possinke, Geschäftsführende Gesellschafterin bei RKW Architektur+, einem der großen Düsseldorfer Planungsbüros. Die Kernkompetenzen der Architektin liegen in der Revitalisierung und im Neubau von Büro- und Handelsimmobilien sowie im bezahlbaren Wohnungsbau. Possinke sieht die Zeit für die Renaissance der Stadt gekommen, wie sie ursprünglich war: Arbeiten, Produzieren, Wohnen und Verkaufen finden benachbart statt. Eine ungezügelte Entwicklung verschiedener Flächen und Vorgaben der Immobilienwirtschaft hätten dieses Nebeneinander in den letzten Jahrzehnten zerstört, eine Dezentralisierung der Städte sei die Folge gewesen. „Wir haben die Entwicklung der Städte aus der Mitte heraus verloren.“Als Ideal schwebt Possinke die „Kreuzberger Mischung“vor: „Hinten produzieren, vorne verkaufen.“
Was würde die Planerin tun, könnte sie die Düsseldorfer Stadtentwicklung bestimmen? Im Dialog
mit Experten würde sie einen Masterplan über die Stadt legen, der sich an der Klimaentwicklung orientiert. Zum Ende des Jahrhunderts, so wird es prognostiziert, hat Düsseldorf das Klima von Toulouse. Entsiegelung, mehr Grün im öffentlichen Raum und auf Dächern sind die Antwort – und überhaupt mehr öffentlicher Raum, für den Barbara Possinke auch Bestandsbauten abreißen würde. Wie in Österreich sollte es in ihren Augen in der Bauleitplanung die Pflicht zu negativen Emissionsflächen geben, die CO2 binden. Possinkes Traum ist eine Landesbauordnung, die grüne Baugenehmigungen vorschreibt: mit CO2-Bilanz als Anlage und Angaben zur grauen Energie, die die Produktionsverhältnisse der Baustoffe offenlegt. Und: Der Verkehr der Zukunft setzt auf verschiedene Mobilitätsarten, bei den Autos ist die Brennstoffzelle Standard. Nach spektakulären Entwürfen von „Star-Architekten“wie dem jüngst diskutierten Calatrava-Turm in Düsseldorf sehnt sich Barbara Possinke nicht. Ihr ist eine ortsgebundene Baukultur wichtig, die sich aus der Stadt herausentwickelt.