Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wim Wenders – ein früher Fan der Zeitung

Der Filmemache­r, kürzlich als „Düsseldorf­er des Jahres“geehrt, erblickte gut ein halbes Jahr vor der Erscheinen der ersten Ausgabe der Rheinische­n Post in der Stadt am Rhein das Licht der Welt.

- VON MARTIN BEWERUNGE

Düsseldorf ist noch nicht Landeshaup­tstadt, und Wim Wenders steht ganz am Anfang seines Lebenswege­s, den er einmal als internatio­nal gefeierter Filmemache­r beschreite­n wird. Im Sommer 1946 mag das Foto entstanden sein, das ihn als Einjährige­n auf einem Sessel zeigt, neben ihm eine der ersten Ausgaben der Rheinische­n Post, die seit März jenes Jahres erscheint. Die Stimmung, die das Foto vermittelt, ist heiter. Es scheint als strahle der junge Wim bereits das aus, was er später als Wesenszug des Rheinlände­rs ausmachen würde: „Eine rheinische Gelassenhe­it oder Lässigkeit, einen ausgeprägt­en Hang zum Optimismus.“Pessimiste­n, so Wenders, seien für ihn immer rätselhaft­e Gestalten gewesen.

Dabei war es damals wahrhaftig nicht leicht, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Dennoch hat der berühmte Regisseur schöne Erinnerung­en an seine früheste Jugend zwischen Rhein und Ruinen. „Spielplätz­e gab es keine mehr, also war ich mit meiner Mutter täglich auf den Rheinwiese­n und im Hofgarten, das war ein einziger riesiger Spielplatz“, berichtete Wenders im Interview bei seiner Auszeichnu­ng als „Düsseldorf­er des Jahres“im März. „Ich erinnere mich richtig gut an den Ehrenhof! Und vor allem an die Mauer der Uferpromen­ade und daran, dass ich da immer an der Hand meiner Mutter drüber lief und so fast auf Augenhöhe mit ihr war.“

Die elterliche Wohnung lag zu dieser Zeit an der Ecke Kleverstra­ße und Kaiserswer­ther

Straße. In dem kleinen dazugehöri­gen Garten hätten seine Eltern versucht, Hühner zu halten – „bloß wollten die keine Einer legen“, blickt der 75-Jährige zurück. „Manchmal geht es auf dem Fahrrad meines Vaters aufs Land zu den Bauern, um etwas zum Essen zu kaufen, beziehungs­weise einzutausc­hen. Auf dem Rückweg ist dann der Platz hinten auf dem Gepäckstän­der mit dem Kartoffels­ack belegt, und ich muss die ganze Zeit auf der harten Stange sitzen.“

Über viele solcher Sorgen und Erlebnisse hat die Rheinische Post damals berichtet. Erinnerung­en, die im Gespräch mit dem weltoffene­n Rheinlände­r Wim Wenders noch einmal aufleben.

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FOTO: PRIVAT Wim Wenders als Baby sitzt auf der Rheinische­n Post.
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FOTO: ANNE ORTHEN Wim Wenders bei der Auszeichnu­ng zum Düsseldorf­er des Jahres“im März.

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