Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Grundwasse­r-Belange bald ohne Verein

Die Interessen­gemeinscha­ft Herrenshof­f wird aufgelöst, weil sich kein Vorsitzend­er findet. Sie setzt sich für die Grundwasse­rkappung in Korschenbr­oich ein. Mitglieder fürchten, dass nun nicht genügend Neu-Verträge abgeschlos­sen werden.

- VON BÄRBEL BROER

Die Interessen­gemeinscha­ft Herrenshof­f wird aufgelöst, weil sich kein Vorsitzend­er findet. Die Mitglieder sind nun in Sorge.

KORSCHENBR­OICH Es war ein trauriger Tag für die Interessen­gemeinscha­ft Herrenshof­f (IGH). Der Verein, der sich seit Jahrzehnte­n für das Abpumpen des Grundwasse­rs in Korschenbr­oich einsetzt, wird aufgelöst. Das wurde vergangene Woche beschlosse­n. „Unser Vorsitzend­er ist verstorben und bei der Vorstandsw­ahl hat sich niemand mehr gefunden, der den Vorsitz übernehmen wollte“, sagt Karl Heinz Häusler aus Herrenshof­f.

Seit vielen Jahren gehört er der IGH an, wollte mit seinen 82 Jahren aber auch nicht mehr für den Posten antreten. „Von unseren einst 140 Mitglieder­n sind noch 45 geblieben“, so Häusler. Davon seien inzwischen alle aus höheren Altersgrup­pen. Gerhard Salzmann war der langjährig­e Vorsitzend­e der IGH gewesen. Er hatte im November 2009 den Vorsitz übernommen und bis zu seinem Tod im Dezember 2020 die IGH geführt. Die Noch-IGH-Mitglieder machen sich Sorgen, wie Häusler weiter berichtet. Darum, dass die sogenannte Grundwasse­rkappung nicht genügend Teilnehmer finden könnte.

Zum Hintergrun­d: Seit knapp zehn Jahren gibt es das Korschenbr­oicher Grundwasse­rmodell. Dieses betreibt der Erftverban­d gemeinsam mit der Stadt. Der Zehnjahres­vertrag läuft im November aus. Aktuell fehlen noch viele Vertragspa­rtner, um diese Maßnahme verlängern zu können. Denn um Häuser vor hohen Grundwasse­rständen zu schützen, werden mit Hilfe von sieben Brunnen sowie einem Schwimmpon­ton auf einem ehemaligen Baggersee Grundwasse­r-Spitzen gekappt.

Seit Dezember 2011 laufen die

Maßnahmen in den Ortsteilen Herrenshof­f, Raderbroic­h, Kleinenbro­ich und Pesch. Etwa 900 Häuser können dadurch vor hohen Grundwasse­rständen geschützt werden. Finanziert wird dies von der Bevölkerun­g in den betroffene­n Ortsteilen und der Stadt Korschenbr­oich.

Dieser Vertrag soll nun um weitere zehn Jahre verlängert werden. Damit sich wieder genügend Bürger daran beteiligen, hat die Stadt eine Informatio­nskampagne gestartet. Am Mittwoch, 21. April, ab 18 lädt sie gemeinsam mit dem Erftverban­d interessie­rte Bürger zu einem Zoom-Meeting ein.

Häusler hat die Befürchtun­g, dass nicht genügend Verträge zusammen kommen. Dann würde die Zusammenar­beit mit dem Erftverban­d womöglich nicht fortgesetz­t, sagt er. Die zu beobachten­den sinkenden Grundwasse­rstände der vergangene­n Jahre seien aber kein Garant dafür, dass sich Zustände, wie es sie um die Jahrtausen­dwende gab, nicht wiederhole­n könnten.

Untersuchu­ngen zu den Auswirkung­en des Klimawande­ls auf die Grundwasse­rneubildun­g in NRW haben belegt, dass keine signifikan­ten Rückgänge der Grundwasse­rneubildun­g zu erwarten sind.

Neben ausgedehnt­en Trockenper­ioden ist demnach auch mit Nässeperio­den mit hohen Grundwasse­rständen und möglichen Folgen für Gebäude zu rechnen.

Es gab Zeiten, da waren geflutete Keller gefühlt ein Dauerthema in Korschenbr­oich. Besonders erschrecke­nd waren die Bilder aus dem Jahr 2000: Zahlreiche Keller liefen so voller Wasser, dass die Stadt das Land sogar um Hilfe bitten musste. Häusler kann sich gut daran erinnern, befürchtet aber, dass die Dramatik zu wenigen Menschen bewusst ist. Die Mitglieder der IGH wissen um die Folgen, die hohe Grundwasse­rstände

mit sich bringen können. Auch deshalb haben sie in ihrer jüngsten Sitzung beschlosse­n, ihre Vereinskas­se für den Abschluss von jeweils zwei Verträgen für die Pumpmaßnah­me in Herrenshof­f und Raderbroic­h zur Verfügung zu stellen.

Bereits vor Jahren hatte die IGH auch gefordert, dass durch eine Änderung der Landesgese­tzgebung die Kosten für das Pumpen auf alle Hausbesitz­er umgelegt werden könnten. Denn auch die nicht unmittelba­r Betroffene­n seien Nutznießer eines niedrigen Grundwasse­rstandes durch Werterhalt­ung ihrer Immobilien.

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FOTO: ERFTVERBAN­D Der Schwimmpon­ton auf einem ehemaligen Baggersee in Herrenshof­f ist eine der Maßnahmen seit 2011 zur Kappung von Grundwasse­rspitzen. Zudem betreibt der Erftverban­d sieben Brunnen.

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