Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Von der Kunst beobachtet
Die Mönchengladbacher Künstlerinnen Christa Hahn und Petra Wittke stellen in Krefeld aus. Ihre Schau interagiert mit den Passanten.
KREFELD/ MÖNCHENGLADBACH Spaziergänger, die in diesen Tagen über die St.-Anton-Straße in Krefeld gehen, werden genauestens beobachtet: In dem großen Schaufenster der Räume der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK) steht ein Bildschirm. Aus ihm blickt ein Augenpaar unentwegt auf die Straße – hin und wieder auch direkt in die Augen des Passanten. Der Kopf und der unsichtbare Körper sind unbewegt, umso eindringlicher ist der Blick der Augen.
Nach einem Jahr Pandemie und Maskenpflicht kennt man das: die Konzentration auf die Augen des Gegenübers als einziger direkter Kontakt. Das Thema Corona hat sich in die Ausstellung geschlichen, ohne dass die Mönchengladbacher Künstlerinnen Christa Hahn und Petra Wittka das unbedingt so gewollt hätten. „Aber es ist einfach immer präsent“, bestätigen sie.
„Objektion“lautet der Titel der Ausstellung in den Räumen der GKK – ein Begriff, unter dem Hahn und Wittka seit langem gemeinsam ihre Arbeiten präsentieren. Was sie mit dem Begriff, der laut Definition die „Übertragung einer seelischen Erlebnisqualität auf einen Gegenstand, Vorstellungsinhalt oder auf Sachverhalte“bedeutet, meinen: Jeder Besucher kommt mit seinen Vorerfahrungen, seiner Tagesverfassung
in eine Ausstellung. In der Begegnung mit den Ausstellungsstücken werden sich seine Gedanken und Emotionen mit denen der Künstler überlagern – ein Dialog entsteht, die Objekte erhalten vielfältige Interpretationen.
„Nicht begehbar“lautet der Titel einer Installation von Petra Wittke. Eine Reihe von vermeintlichen Schuhen ist auf einem kleinen Weg aufgestellt. Der zweite Blick macht klar: In diesen Schuhen kann keiner gehen, ohne dass die Füße verbogen oder verletzt würden. Wittka hat PET-Flaschen und allerlei Baumaterialien so geschickt beschnitten und zusammenmontiert, dass sie einen Schuh darstellen. Pelzbesatz schafft die Spannung zum billigen Plastikmaterial. An der Wand gegenüber wird Bewegung, die bei
Wittka unmöglich wird, (scheinbar) möglich gemacht: Christa Hahn zeigt das Foto eines Flugzeuges hoch in den Wolken. Gleich darunter allerdings verweisen die hinter einem Absperrband abgestellten Koffer in der Installation von Hahn darauf, dass auch diese vermeintliche Bewegung nur Stillstand bedeutet. Das können auch die aus den Koffern tönenden Schritte nicht verhindern.
Info