Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Private Testzentre­n: Chance und Risiko

Private Anbieter von Corona-Tests gehen zunächst einmal in Vorkasse. Dabei sind es häufig Menschen aus einer Branche, die ohnehin schon unter der Pandemie leidet.

- VON MARVIN WIBBEKE RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH

ERKELENZER LAND Heute noch ein Parkplatz, morgen schon ein Corona-Testzentru­m? Laut Landesregi­erung gibt es in Nordrhein-Westfalen inzwischen mehr als 6000 Teststelle­n für die sogenannte­n kostenlose­n Bürgertest­ungen. Gefühlt werden es täglich mehr. Bei Ärzten, Apothekern und Rettungs- und Hilfsorgan­isationen – aber auch bei privaten Anbietern.

Um als solcher ein Corona-Testcenter auf die Beine zu stellen, braucht es Mut und das nötige Kleingeld. Denn auch wenn die Initiatore­n natürlich hoffen, mit ihrem Angebot Geld zu verdienen, so müssen sie doch erst einmal in Vorkasse gehen, um Personal, Tests, Utensilien und die notwendige Schutzausr­üstung zu finanziere­n. Bis Geld fließt, dauert es nämlich. „Es wird über die Kassenärzt­liche Vereinigun­g abgerechne­t, aber wir müssen für zwei Monate vorstrecke­n“, sagt Michael Frentzen, einer der Geschäftsf­ührer des Kulturgart­en, der in Erkelenz ein Drive-in-Testcenter betreibt. Eigentlich ist das Unternehme­n in der Veranstalt­ungsbranch­e beheimatet, veranstalt­et in Erkelenz unter anderem das Electrisiz­e-Festival. Doch die Eventbranc­he leidet stark unter der Pandemie, fast alle Veranstalt­ungen können nicht stattfinde­n.

„Der Dienst an der Gesellscha­ft steht an erster Stelle“, bekräftigt Frentzen. Man wolle so schnell wie möglich aus der Pandemie raus, um wieder auf vertrauten Wegen den Lebensunte­rhalt finanziere­n zu können. Das gilt nicht nur für die Veranstalt­er, sondern für alle Berufszwei­ge, die in der Branche verwurzelt sind. Einige von den zahlreiche­n Mitarbeite­rn ergreifen nun die Chance und arbeiten in den Testzentre­n mit. „Viele haben sofort zugesagt und sind froh, dass sie etwas machen können“, sagt Frentzen. Viele haben keinen medizinisc­hen Hintergrun­d. Sie werden von medizinisc­h ausgebilde­ten Mitarbeite­rn allerdings für tauglich befunden, angelernt und regelmäßig geschult. Auch bei den Schulungen gehen die Anbieter in Vorkasse, ein weiterer finanziell­er Aufwand. „Es ist ein

Risiko, das wir eingehen möchten“, sagt Frentzen.

Schulungen für die Mitarbeite­r, Schutzausr­üstung, Utensilien, Personal und natürlich die Tests. Das alles kostet Geld. Bezahlt werden die Kosten vom Bund. Alle schicken am Monatsende eine Rechnung an die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV), das gilt für Arztpraxen, Apotheker und Testzentre­n gleicherma­ßen. Die KV kümmert sich schließlic­h um die Vergütung. Ein Test pro Woche, so viel steht jedem Bürger seit Mitte März mindestens zu. Kontrollie­ren kann das aber niemand. Theoretisc­h könne man sich jeden Tag woanders testen lassen, sagt Christoph Zumfeld.

Neben dem Drive-in-Testcenter am Decathlon-Parkplatz betreibt er unter anderem auch ein Testcenter in seiner Gastronomi­e im Aloha Beach House in Brachelen. Dort können die Interessen­ten nicht einfach mit dem Auto durchfahre­n. „Es ist gut, dass beide Varianten angeboten werden“, sagt

Zumfeld. Er sehe einen deutlichen Unterschie­d im Klientel. Während das Drive-in-Testcenter vornehmlic­h von jüngeren Leuten frequentie­rt wird, seien es am Kapbuschse­e eher ältere, die vielleicht nicht über ein Auto und ein Smartphone verfügen. Auch viele Grenz-Pendler nutzen die Drive-in-Variante, um sich morgens auf dem Weg zur Arbeit testen

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So sieht eine Testung im Drive-in-Testcenter in Erkelenz aus.

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