Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Plea macht den Stindl – und dann?
Dass Alassane Plea weder im Sturmzentrum noch als Linksaußen zur Geltung kam, war in dieser Saison kein Novum. Der Franzose hatte vor allem in der Bundesliga unauffällige bis unglückliche Phasen. Beim 4:0 gegen Eintracht Frankfurt war der Grund jedoch anderer Natur: Plea agierte als hängende Spitze, weil Marco Rose ihn zum Lars-StindlErsatz machte. Und Plea wiederum machte es richtig gut, gab fünf Torschüsse ab, bereitete zwei Chancen vor und war gegen den Ball einer der Chef-Anläufer.
Die besten Knipser dieser Saison – Robert Lewandowski, Erling Haaland, André Silva, Wout Weghorst – müssen den Ball nicht bei jedem Kontakt aufs Tor schießen, aber ihre Trainer haben bislang nicht versucht, Zehner-Potenzial aus ihnen herauszukitzeln.
Plea dagegen kann sich am Mittwoch gleich wieder auf den Aushilfsjob einstellen, Kapitän Stindl wird gegen 1899 Hoffenheim (20.30 Uhr/Sky) weiter fehlen. Im Saison-Endspurt kommt Plea aus der Tiefe des Raumes. Wie vielseitig einer der technisch besten Borussen ist, beweist sein sogenannter „Signature Move“: Der 28-Jährige ist weniger bekannt für Abstaubermomente im Fünfmeterraum als für seine angedrehten Schüsse aus halblinker Position.
Toreschießen mag nicht (mehr) alles sein bei Plea, aber natürlich haben ihn seine Tore, vor allem in der Champions League, zum über Gladbach hinaus begehrten Mann gemacht. Borussia lehnte mal ein Angebot aus China ab, seit einem Jahr werden immer wieder Klubs aus der Premier League genannt, allen voran Leicester City und der FC Arsenal, so auch zuletzt wieder in englischen Boulevardmedien.
Wozu Plea tendiert, darüber kann allgemein nur spekuliert werden, er zählt zu den am wenigsten auskunftsfreudigen Borussen im Kader. Die Fakten verpassen seiner Zukunft das Prädikat: alles offen. Bis 2023 verläuft sein Vertrag, zur Kategorie „verlängern oder verkaufen“wie Denis Zakaria und Matthias Ginter zählt er also nicht. Aber die Chancen, die Rekord-Ablösesumme von 23 Millionen Euro, die Borussia 2018 an den OGC Nizza zahlte, wieder einzunehmen, werden weniger.
Die unter Beweis gestellte Vielseitigkeit ist ein Argument für einen Verbleib, macht Plea aber umso interessanter für andere Klubs. Neben der allgemeinen Entwicklung des Marktes nach der ersten kompletten Pandemie-Saison wird es auf die Pläne von Adi Hütter ankommen. Der prägte in Frankfurt den „Büffel“-Sturm um Jovic, Rebic und Haller.
Plea kann büffeln und er kann filigran. Das macht ihn erst mal wichtig für Borussia im Kampf um Europa.