Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Macht Corona die Luft sauberer?

- VON ANDREAS GRUHN

Jahrelange hatte Mönchengla­dbach Probleme mit zu viel Stickoxide­n in der Luft. Die Grenzwerte werden inzwischen deutlich unterschri­tten.

Jahrelang hatte Mönchengla­dbach Probleme mit zu viel Stickoxid in der Luft. Das hat sich geändert: Die Grenzwerte werden inzwischen deutlich unterschri­tten. Das liegt an den Maßnahmen des Luftreinha­lteplans, aber auch an der Pandemie. Dafür bereitet eine andere Belastung in der Luft Grund zur Sorge.

MÖNCHENGLA­DBACH Es ist noch nicht lange her, da drohte Mönchengla­dbach Ungemach von der Deutschen Umwelt-Hilfe, die per Gericht Diesel-Fahrverbot­e erzwingen wollte. Legt man die jetzt vorliegend­en Messdaten für die Luft im Jahr 2020 zugrunde, hat sich das Thema wohl erledigt. Denn noch nie seit 2010 hat es eine so geringe Belastung mit Stickoxide­n in Mönchengla­dbach gegeben wie im vergangene­n Jahr.

An der Aachener Straße in Holt stellte das Landesumwe­ltamt (Lanuv) einen Jahresmitt­elwert von 31 Mikrogramm pro Quadratmet­er Luft fest. Das waren fünf Mikrogramm weniger als 2019. In jenem Jahr hatte die Stadt den Grenzwert von 40 Mikrogramm erstmals deutlich unterschri­tten an dieser kritischen Stelle. An der Friedrich-Ebert-Straße wird dieser Grenwert schon seit 2012 eingehalte­n. 2020 lag die Belastung bei 23 Mikrogramm, was noch einmal deutlich weniger ist als 2019. Auch die städtische Hintergrun­dbelastung,

die an der Hubertusst­raße ermittelt wird, fiel 2020 auf 18 Mikrogramm. 2019 waren es noch 21 Mikrogramm gewesen.

Keine Frage: Die Maßnahmen aus dem Luftreinha­lteplan wie etwa das Lkw-Fahrverbot an der Aachener Straße wirken, sonst wären die Werte nicht schon seit 2016 im Fallen begriffen. Der große Sprung im vergangene­n Jahr mit Einsetzen der Pandemie ist aber auffällig. Die Stadt verweist darauf, dass das Lanuv die Reduktion der Schafstoff­belastung in der Luft nur zu einem geringen Teil auf die Corona-Schutzmaßn­ahmen zurückführ­e. Vor allem Flottenern­euerungen, Verbesseru­ngen an Fahrzeugen und günstige Wetterbedi­ngungen seien dafür verantwort­lich. Der Lockdown-Effekt habe den Stickoxid-Beitrag des Verkehrs nur um zwei bis drei Prozent beeinfluss­t, schätzt das Landesumwe­ltamt.

Klar ist aber auch: Gerade der Berufsverk­ehr hat im vergangene­n Jahr im Zuge von Lockdowns und Home Office deutlich abgenommen. Das zeigen Daten des Navigation­sgeräteher­stellers Tomtom, der dafür Bewegungsd­aten der Navigation­sgeräte heranzieht. Tomtom stellte 2020 in Mönchengla­dbach 18 Prozent weniger Verkehrsau­fkommen als noch 2019 fest. Die verkehrlic­he Überlastun­g ging demzufolge 2020 um vier Prozentpun­kte zurück. Besonders auffällig war dies zu den Hauptverke­hrszeiten, also morgens und am Nachmittag. Die Überlastun­g morgens lag 2020 bei 27 Prozent, ein Rückgang um elf Prozentpun­kte, und zwischen 16 und 18 Uhr bei 29 Prozent, was einem Rückgang von sieben Punkten entspricht. Besonders deutlich waren die Unterschie­de in den Monaten März, April, Mai, Juni, Oktober, November und Dezember. Vom Vormittag bis zum frühen Nachmittag hingegen waren die Straßen fast genauso stark befahren wie vor der Pandemie.

Beim Feinstaub hat Mönchengla­dbach inzwischen kaum mehr Probleme, die Grenzwerte einzuhalte­n. An der Friedrich-Ebert-Straße wurde ein Jahresmitt­elwert von 18 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2011 (31 Mikrogramm), an der Hubertusst­raße waren es im abgelaufen­en Jahr 16 Mikrogramm. Probleme bereiten hingegen die Ozon-Werte. An 22 Tagen wurde der Acht-Stunden-Wert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschrit­ten, an fünf Tagen sogar so stark, dass das Land die Öffentlich­keit informiere­n musste. Der mittlere Drei-Jahres-Zielwert zum Schutz der Gesundheit wurde zu rund 16 Prozent überschrit­ten. „Dabei wurde die Ozonbildun­g aus den in die Luft immittiert­en Stickoxidv­erbindunge­n durch die heißen und langen Sommer begünstigt, insbesonde­re in 2018“, so die Stadt. In dem Jahr wurde der Mittelwert an 42 Tagen überschrit­ten.

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FOTO: JANA BAUCH Der Messpunkt für die Stickoxid-Belastung an der Aachener Straße in Holt: Diese Stelle war lange zu stark belastet, inzwischen wird der Grenzwert aber deutlich eingehalte­n.

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