Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Macht Corona die Luft sauberer?
Jahrelange hatte Mönchengladbach Probleme mit zu viel Stickoxiden in der Luft. Die Grenzwerte werden inzwischen deutlich unterschritten.
Jahrelang hatte Mönchengladbach Probleme mit zu viel Stickoxid in der Luft. Das hat sich geändert: Die Grenzwerte werden inzwischen deutlich unterschritten. Das liegt an den Maßnahmen des Luftreinhalteplans, aber auch an der Pandemie. Dafür bereitet eine andere Belastung in der Luft Grund zur Sorge.
MÖNCHENGLADBACH Es ist noch nicht lange her, da drohte Mönchengladbach Ungemach von der Deutschen Umwelt-Hilfe, die per Gericht Diesel-Fahrverbote erzwingen wollte. Legt man die jetzt vorliegenden Messdaten für die Luft im Jahr 2020 zugrunde, hat sich das Thema wohl erledigt. Denn noch nie seit 2010 hat es eine so geringe Belastung mit Stickoxiden in Mönchengladbach gegeben wie im vergangenen Jahr.
An der Aachener Straße in Holt stellte das Landesumweltamt (Lanuv) einen Jahresmittelwert von 31 Mikrogramm pro Quadratmeter Luft fest. Das waren fünf Mikrogramm weniger als 2019. In jenem Jahr hatte die Stadt den Grenzwert von 40 Mikrogramm erstmals deutlich unterschritten an dieser kritischen Stelle. An der Friedrich-Ebert-Straße wird dieser Grenwert schon seit 2012 eingehalten. 2020 lag die Belastung bei 23 Mikrogramm, was noch einmal deutlich weniger ist als 2019. Auch die städtische Hintergrundbelastung,
die an der Hubertusstraße ermittelt wird, fiel 2020 auf 18 Mikrogramm. 2019 waren es noch 21 Mikrogramm gewesen.
Keine Frage: Die Maßnahmen aus dem Luftreinhalteplan wie etwa das Lkw-Fahrverbot an der Aachener Straße wirken, sonst wären die Werte nicht schon seit 2016 im Fallen begriffen. Der große Sprung im vergangenen Jahr mit Einsetzen der Pandemie ist aber auffällig. Die Stadt verweist darauf, dass das Lanuv die Reduktion der Schafstoffbelastung in der Luft nur zu einem geringen Teil auf die Corona-Schutzmaßnahmen zurückführe. Vor allem Flottenerneuerungen, Verbesserungen an Fahrzeugen und günstige Wetterbedingungen seien dafür verantwortlich. Der Lockdown-Effekt habe den Stickoxid-Beitrag des Verkehrs nur um zwei bis drei Prozent beeinflusst, schätzt das Landesumweltamt.
Klar ist aber auch: Gerade der Berufsverkehr hat im vergangenen Jahr im Zuge von Lockdowns und Home Office deutlich abgenommen. Das zeigen Daten des Navigationsgeräteherstellers Tomtom, der dafür Bewegungsdaten der Navigationsgeräte heranzieht. Tomtom stellte 2020 in Mönchengladbach 18 Prozent weniger Verkehrsaufkommen als noch 2019 fest. Die verkehrliche Überlastung ging demzufolge 2020 um vier Prozentpunkte zurück. Besonders auffällig war dies zu den Hauptverkehrszeiten, also morgens und am Nachmittag. Die Überlastung morgens lag 2020 bei 27 Prozent, ein Rückgang um elf Prozentpunkte, und zwischen 16 und 18 Uhr bei 29 Prozent, was einem Rückgang von sieben Punkten entspricht. Besonders deutlich waren die Unterschiede in den Monaten März, April, Mai, Juni, Oktober, November und Dezember. Vom Vormittag bis zum frühen Nachmittag hingegen waren die Straßen fast genauso stark befahren wie vor der Pandemie.
Beim Feinstaub hat Mönchengladbach inzwischen kaum mehr Probleme, die Grenzwerte einzuhalten. An der Friedrich-Ebert-Straße wurde ein Jahresmittelwert von 18 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2011 (31 Mikrogramm), an der Hubertusstraße waren es im abgelaufenen Jahr 16 Mikrogramm. Probleme bereiten hingegen die Ozon-Werte. An 22 Tagen wurde der Acht-Stunden-Wert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten, an fünf Tagen sogar so stark, dass das Land die Öffentlichkeit informieren musste. Der mittlere Drei-Jahres-Zielwert zum Schutz der Gesundheit wurde zu rund 16 Prozent überschritten. „Dabei wurde die Ozonbildung aus den in die Luft immittierten Stickoxidverbindungen durch die heißen und langen Sommer begünstigt, insbesondere in 2018“, so die Stadt. In dem Jahr wurde der Mittelwert an 42 Tagen überschritten.