Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Uefa dankt für die Imagekampagne
Image bedeutet alles im Fußball. Image verkauft sich. Image zieht Sponsoren an. Auch der Europäische Dachverband Uefa hatte bis Sonntag ein klares Image bei vielen Menschen, die dem Fußball anhängen. Allerdings ein wenig schmeichelhaftes. Korruption, Kommerz, Kapitalismus – wer es mit dem traditionellen Fußball hielt, der fand in der Uefa das verachtenswerte Gegenteil. Doch dann kamen zwölf Topvereine mit der Idee einer Super League. Und was für die Uefa als Desaster begann, wurde zur perfekten Imagekampagne.
Der Feind meines Feindes ist mein Freund – dieses arabische Sprichwort macht sich die Uefa seitdem zunutze. Denn weil die Super-League-Klubs die Perversion des Fußball-Geschäfts in den Augen vieler in noch abartigere Dimensionen treiben wollten, erscheint die Uefa vielen nun als kleineres Übel. Da kann sie am Montag eine Reform der Champions League angestoßen haben, die ebenfalls nur zum Ziel hat, die Reichen noch reicher zu machen. Und mit der sie die abtrünnigen Zwölf gerne vom abtrünnig werden abgehalten hätte.
Wo sich die Uefa sonst für die Reform der Königsklasse wütenden Protesten ausgesetzt gesehen hätte, stellt sie sich nun als eine Art Robin Hood dar, der in seinen Wettbewerben das Geld der Reichen mit den nicht so Reichen teilt. Ja, es gibt zurecht Kritik an der Uefa für die Champions-League-Reform, aber die steht im Schatten des Abarbeitens mit der Super League.
Dazu passt: Bayern-Boss KarlHeinz Rummenige und Nasser El-Khelaifi, Präsident und Investor von Paris St. Germain, für viele zwei prominente Gesichter eines entfremdeten Fußballs und erste Nutznießer der Reform, werden mit ihrer klaren Absage an die Super League plötzlich zu Gesichtern des Wiederstandes. Einfach bizarr.
Die abtrünnigen Zwölf kehren nun also unters Dach der Uefa zurück. Einer Uefa, die stark wirkt wie nie. Weil sie gelernt hat, wie man Robin Hood spielt. Spielt, nicht ist.