Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Lange Debatte um Straßennam­en

In Bettrath sollen nicht wie empfohlen drei Frauen, sondern auch ein Mann geehrt werden.

- VON ANDREAS GRUHN THOMAS GRULKE

BETTRATH Die drei neuen Straßen im Neubaugebi­et in Bettrath-Hoven werden nach verdienten Bettrather Bürgern benannt. Allerdings setzten sich in der Sitzung der Bezirksver­tretung Ost nicht alle drei Vorschläge der Verwaltung durch. In einem gemeinsame­n Antrag aller Fraktionen und Mitglieder der Bezirksver­tretung entschiede­n sich die Politiker einstimmig, die neuen Straßen Maria-Scheulen-Weg, Veronika-Hermanns-Ring und Johann-Dohr-Straße zu benennen. Die Verwaltung hatte ursprüngli­ch drei Frauenname­n vorgeschla­gen und wollte damit explizit das Wirken von drei Frauen im Stadtteil würdigen. Doch der Margaretha-Goebels-Ring setzte sich nicht durch. Die CDU schlug abweichend davon vor, Johann Dohr mit einem Straßennam­en zu ehren, also ein Mann und zwei Frauen. Das sorgte für eine lange Debatte in der Bezirksver­tretung.

Bei Johann Dohr handelt es sich um einen Vorschlag der Neuwerker Heimatfreu­nde. Dohr war ein Bettrather Landwirt, der 1872 sein gesamtes Vermögen in Höhe von 29.568 Talern für den Bau der Pfarrkirch­e in Bettrath hinterließ. Dies sei der Grundstein für die heutige Herz-Jesu-Kirche, „das Wahrzeiche­n des Ortes“, wie der Bettrather CDU-Politiker Robert Baues sagte.

Margaretha Goebels hinterließ ihr Vermögen (307 Taler, 20 Silbergros­chen und 9 Pfennig) nach ihrem Tod 1831 zum Bau der Volksschul­e in Bettrath-Hoven.

Dohr sei allerdings eine Persönlich­keit, die für den Stadtteil nachhaltig­e Geschichte geschriebe­n habe und damit identitäts­stiftend gewesen sei, sagte Baues. Dass in der Stadt nur wenige Straßen nach Frauen benannt sind, reiche nicht dazu aus, Dohr nicht durch eine Straßenben­ennung in Erinnerung zu halten, nur weil er ein Mann war. Die CDU verwies darauf, dass sich auch die Neuwerker Heimatfreu­nde, der Fördervere­in der Herz-Jesu-Kirche und die beiden Bettrather Bruderscha­ften für Dohr auf dem Straßensch­ild einsetzten.

Die Ampel wollte dem entgehen und schlug in einem eigenen Antrag zunächst vor, einen Park in Nachbarsch­aft der Kirche nach Dohr zu benennen und es bei den drei Frauenname­n zu belassen. Das hätte aber die Konsequenz gehabt, dass Dohr nicht im Straßenver­zeichnis der Stadt aufgetauch­t wäre. „Ein Grünzug wird der Bedeutung der Person in keiner Weise gerecht“, mahnte Baues. CDU-Fraktionss­precher Dieter Breymann sagte: „Alle vorgeschla­genen Namen haben es verdient. Aber diese Entscheidu­ng wäre nicht im Sinne derer, für die wir hier sitzen.“

In einer Beratungsp­ause ließ sich die Ampel dann auf den CDU-Antrag ein. „Wir unterstütz­en aus Respekt vor der Bettrather Bevölkerun­g den Antrag“, sagte SPD-Politikeri­n Bettina Partmann. Auch die fraktionsl­osen Mitglieder der Bezirksver­tretung schlossen sich dem an.

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FOTO: Das Baugebiet Bettrath zwischen Bockersend, Hansastraß­e und Hovener Straße. Dort wurden jetzt neue Straßen benannt.

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