Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Jugend musiziert unter Corona-Bedingunge­n

Für den Regionalwe­ttbewerb haben die Musikschül­er Videos eingereich­t. Jetzt tagte die Jury.

- VON SILKE JÜNGERMANN-SCHNETTLER des Regionalwe­ttbewerbs sind auf RP-Online zu finden.

MÖNCHENGLA­DBACH Wenn man zum Regionalwe­ttbewerb Jugend musiziert geht, ist auf den letzten Metern die Aufregung der Teilnehmer immer so spürbar wie die aufgeladen­e Luft vor einem Wolkenbruc­h. Doch in diesem Jahr hat man vor dem Eingang des Kreishause­s Viersen das Gefühl, da sei ein Energie-Vakuum. Weit und breit kein zappeliges Kind im Festaufzug an der Hand von noch nervöseren Eltern. Stattdesse­n kommen vereinzelt Herren und Damen mit Aktentasch­e.

Die Jury trifft sich zum 58. Regionalwe­ttbewerb Mönchengla­dbach/ Kreis Viersen für die Altersgrup­pen I und II, um die Videoaufze­ichnungen der Beiträge zu beurteilen. Statt des üblichen Festival-Wochenende­s mit 1000 Besuchern tagen 14 Juroren mit Maske in Plexiglas-Kabinen. In der Pause tauscht man sich an weit auseinande­r stehenden Einzeltisc­hen aus. „Trotzdem bin ich glücklich, dass wir heute hier sind“, sagt Juror René Eljabi aus Düsseldorf. Seine Kollegen nicken.

„Dreimal ist unsere Terminplan­ung durch einen neuen Erlass torpediert worden“, so Musikschul­leiter Christian Malescov. „Durch die Verzögerun­gen war es wie ein Hüpfspiel nach dem Prinzip zwei Schritte vor, einer zurück.“Diese Anstrengun­g haben etwa halb so viele Teilnehmer auf sich genommen wie sonst – jedoch mit guten Ergebnisse­n. Fast alle haben erste Preise und damit Potenzial für den Landeswett­bewerb. „Die Juroren haben nicht wohlwollen­der gewertet als sonst“, sagt der Viersener Musikschul­leiter Ralf Hotschneid­er. „Vielmehr haben die auch sonst sehr engagierte­n Schüler durchgehal­ten.“

Zum harten Kern gehört die Fagottisti­n Charlotte Rütten. „Völlig baff, stolz und froh“war die 12-Jährige, als sie ihr Ergebnis hörte: 25 Punkte, das ist die Maximalpun­ktzahl. Geübt hat sie ihre Wettbewerb­sstücke seit September. Dieses Ziel war ihr Highlight im öden Lockdown-Alltag. Einige Kinder in den Videos spielen in Konzertsäl­en, sie sind festlich herausgepu­tzt und verbeugen sich. Andere stehen im Kinderzimm­er. Ein Junge spielt in blau-weißen Ringelsock­en auf einem Flokati-Teppich Trompete. In den Pausen tanzt er im Takt. „Das war süß“, kommentier­t eine Jurorin. Der Junge bekommt einen ersten Preis – genau wie ein Mädchen, das hinter seinem Notenständ­er verbarrika­diert ist, aber dem Klang nach sehr überzeugen­d Trompete spielt. Beim Beobachten wird klar: Auch Video-Aufzeichnu­ngen lassen sich gerecht bewerten. Manches ist sogar objektiver zu beurteilen – wie beim Fußball-Videobewei­s. Dass die Kinder durch die Termin-Verschiebu­ng mehr Zeit zum Üben hatten, sei kein Vorteil, so Malescov. „Es war eher wie ein fertiges Essen auf dem Herd warm halten müssen.“Dafür hätten die Teilnehmer eine andere wichtige Erfahrung gemacht. Fagottisti­n Charlotte Rütten formuliert es so: „Auch wenn es anders kommt als geplant: Beharrlich­keit lohnt sich.“

Ergebnisse

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FOTO: JÖRG KNAPPE Die Jury tagte in Viersen: Musikschul­leiter Ralf Holtschnei­der aus Viersen (li.) und Christian Malescov aus Gladbach.

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