Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Digitales Seniorencafé ist Erfolgsmodell
Wie im Analogprogramm übernehmen Teilnehmer immer mehr Gruppen, etwa Kochen, Lesen, Kultur und Sport.
JÜCHEN Erfolgreich ist das erste digitale Seniorencafé gestartet. Das Seniorennetzwerk 55plus Jüchen musste wegen der Corona-Pandemie zwar alle Präsenzangebote einstellen, doch die digitale Alternative wird von immer mehr Menschen angenommen und auch aktiv mitgestaltet. In der Findungsphase haben die Sozialarbeiter Anja Peltzer und Heinz Schneider noch die Moderation des Plenums am Mittwoch und der über die Woche verteilten Interessensgruppen übernommen. Nun soll die nächste Phase eingeleitet werden: Die Gruppen und vielleicht auch das Plenum sollen selbstständiger werden. Ziel ist es laut Anja Peltzer, genauso wie im sonstigen Analogangebot nun eben virtuell ein Programm aufzubauen, das zu einem großen Teil von Gruppenleitern aus den eigenen Reihen des Netzwerks gestaltet wird. Schon jetzt haben eine Reihe von Senioren eigene Gruppen, wie zum Beispiel das Kochen, die Kultur, den Lesekreis oder auch sportliche Angebote in Eigenregie übernommen.
Es sind aber auch Angebote mit Referentenbegleitung in Vorbereitung, wie etwa ein Kommunikationstreff in englischer Sprache. Peltzer und Schneider freuen sich auch über Einzelangebote, die digital live oder mit einem Video zu den Themengruppen oder auch fürs Plenum unterbreitet werden. So steht zum Beispiel am nächsten Mittwoch ein Film über das Hausmuseum der Künstlerin Inge Broska in Hochneukirch auf dem Programm. Sie soll anschließend auch bei der Zoom-Konferenz mit anwesend sein.
„Es ist uns wichtig, dass die Angebote für alle offen sind und bleiben“, betont Anja Peltzer. Deshalb würden die Termine auch öffentlich angekündigt. Via Zoom am Computer oder mit ihrem Handy können sich die Interessenten dann digital treffen. Zudem sollen auch WhatsApp-Gruppen gebildet und Telefonnummern ausgetauscht werden: „So kann man sich auch mal zu zweit zu einem Spaziergang verabreden“, nennt Schneider eine von unzähligen Möglichkeiten und verweist auf das Motto des Seniorennetzwerks: „Ich für mich mit anderen und für andere.“
Die Resonanz auf das Digitalangebot ist nach den ersten zwei Monaten durchweg sehr gut: „Ich bin hellauf begeistert“, sagt zum Beispiel Inge Hubertz, die das Angebot, aber vor allem auch den Teilnehmerkreis als „vielseitig und ungezwungen“erlebt. Magdalene Jensen-Ott sagt, sie sei zunächst „wunschlos glücklich“, weiß aber auch, dass sich weitere Wünsche und Ideen in den folgenden virtuellen Begegnungen ergeben können und sollen: Denn dazu haben Schneider und Peltzer beim Cafétreff am Mittwoch alle wieder ermuntert. „Bringt euch ein, kein
Thema ist zu blöd!“, machte Peltzer Mut. Sie verweist auch auf Entwicklungen etwa in der Kulturgruppe, wo sich nach dem Film über das Hausmuseum spontan schon wieder ein weiteres Thema ergeben hat.
Die Gruppe „Kochen und Ernährung“hat übrigens eine virtuelle Bierprobe mit der Bier-Sommelière der Bolten-Brauerei auf dem Programm, das noch als offenes Angebot angekündigt wird. Die Bewegungsund Entspannungsgruppe hat schon einen kleinen Kursus absolviert. Viel Spaß gab es beim Knödel-Abend der Kochgruppe, an dem Rezepte ausgetauscht wurden.
Schneider und Peltzer hoffen indes, dass sich diese und möglichst weitere Gruppen- und Einzelangebote so festigen, dass sie nach dem virtuellen Vorlauf nach der Pandemie auch im Präsenzprogramm dfortgeführt werden können. Und eines betonten beide beim virtuellen Treffen erneut: Auch wenn einzelne Netzwerker Verantwortung und Aufgaben übernähmen, so seien sie doch weiterhin in allen organisatorischen und inhaltlichen Fragen die ständigen Ansprechpartner.