Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Lolli-Tests gegen Kita-Schließungen
Kitas droht durch die „Bundesnotbremse“erneut die Schließung. Mönchengladbach will eine Ausnahmeregelung. Grund: die Lolli-Tests.
MÖNCHENGLADBACH Eltern müssen sich wohl auf einen erneuten Kita-Notbetrieb vorbereiten. Mit der Verabschiebung der Bundesnotbremse sollen ab einer Inzidenzgrenze von 165 alle Kindergärten geschlossen werden. Und das schon ab Montag. Mönchengladbach liegt noch unter dieser Grenze, und im Jugendamt hofft man darauf, dass ein erneuter Notbetrieb in Mönchengladbach nicht in Kraft treten wird – auch wenn der Sieben-Tage-Wert 165 überschreiten sollte. Der Grund: die Lolli-Tests, die in der Stadt seit Mittwoch flächendeckend in allen 163 Kitas durchgeführt werden. „Mit diesen PCR-Tests können wir das Infektionsgeschehen gut kontrollieren und eindämmen“, sagt Klaus Röttgen, Leiter des Fachbereichs Kinder Jugend und Familie.
Beim ersten Probelauf der Lolli-Testungen in den 38 Kindertagesstätten konnten bis vergangenen Montag acht mit Corona infizierte Kinder und drei positive Betreuungspersonen identifiziert werden. Am Mittwoch kam ein weiterer positiver Befund eines Kindes hinzu. Eine Kindergartengruppe wurde in Quarantäne geschickt.
Klaus Röttgen ist überzeugt davon, dass der Lolli-Test helfe, das Virus so frühzeitig zu finden, dass eine weitere Ausbreitung verhindert wird. „Das Infektionsgeschehen blieb bis jetzt immer auf eine Kita-Gruppe beschränkt. Wir trennen die Kinder der verschiedenen Gruppen zwar, aber es nicht zu verhindern, dass es zu Begegnungen auf Fluren und Gängen kommt“, sagt er.
Der Startschuss für das zunächst auf zehn Wochen angelegte Projekt fiel zu Beginn vergangener Woche. Der Test basiert auf einfachen Tupfer-Speichel-Proben, die in einer Pool-PCR-Testung analysiert werden. Die Kinder lutschen 30 Sekunden an einem Stäbchen. Nichts wird tief in den Rachen oder die Nase eingeführt. Zweimal wöchentlich können so alle 9000 Kinder sowie die 2000 Kita-Beschäftigten sanft getestet werden. Die Kosten für das Modellprojekt trägt die Stadt. Sie wollte nicht länger auf Beschlüsse „von oben“warten. Die Teilnahme am Lolli-Test ist freiwillig. In der ersten Runde hatten nur etwa sieben Prozent aller Eltern die Einwilligungserklärung nicht unterschrieben, weil sie Bedenken haben oder den Test ihrer Kinder prinzipiell ablehnen. Wie groß der Zuspruch jetzt ist, ist laut Röttgen noch nicht ermittelt worden.
Der Fachbereichsleiter und seine Kollegen im Jugendamt hoffen inständig, dass die Kitas in Mönchengladbach offen bleiben können. Denn Studien hätten gezeigt, dass die Folgen der Pandemie sehr viele Kinder und Jugendliche psychisch schwer belasten. Das spüren auch die Mitarbeiter des Jugendamtes in ihren Beratungsgesprächen mehr als deutlich. „Kinder brauchen den Kontakt zu Gleichaltrigen“, sagt Röttgen. Aber auch Eltern seien häufig an ihren Belastungsgrenzen angelangt.
Würde die Notbetreuung doch für Mönchengladbach zwingend durchgesetzt, dann hieße das: Nur Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen oder Kinder, die zu Hause gefährdet sind, dürfen in den Kindergarten. Alle anderen müssten zu Hause bleiben. „Auch in der Zeit der Notbetreuung waren unsere Kindergärten zu 40 bis 50 Prozent ausgelastet“, sagt Klaus Röttgen. „Wir würden auf jeden Fall mit den Lolli-Tests weitermachen.“
In der städtischen Kindertagesstätte Steinshütte „Wühlmäuse“hat das Testen bisher gut funktioniert. „Es entlastet unsere Erzieher sehr“, sagt Inken Schmitz, Leiterin der Einrichtung. Die 53 Kinder machen bereitwillig mit, viele verstünden den Ernst der Lage. Die Eltern, die ihre Einverständnis für den Test abgeben mussten, zeigten sich einsichtig. „Wir haben sie gut über die Lolli-Tests aufgeklärt und alle Fragen beantwortet“, sagt Schmitz. Bisher weigere sich nur eine von 53 Familien, die Einverständniserklärung zum Testen zu unterschreiben. Einen positiven Fall habe es in der Kita bislang nicht gegeben. Sollte es aber so kommen, würde die betroffene Gruppe in Quarantäne gehen. „Wir mischen die Gruppen nicht, damit sich nicht die ganze Kita isolieren müsste“, so Schmitz. Eltern dürfen das Gebäude zurzeit nicht betreten.