Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Zu wenig Rastplätze für Lastwagen
Schon jetzt sind die Lkw-Parkplätze an den Autobahnen in der Region um 57 Prozent überlastet, so eine Studie der Uni Duisburg-Essen. Die IHK fordert deshalb weiteren Ausbau. Doch die Pläne bis 2030 decken nicht einmal den heutigen Bedarf.
MÖNCHENGLADBACH Die Raststätten an den Autobahnen rund um Mönchengladbach sind regelmäßig voll. Die wenigen Lkw-Parkplätze, die es dort gibt, sind laufend belegt. Die vier Rastplätze an der Autobahn 52 kommen laut einer Erhebung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und der Universität Duisburg-Essen auf eine durchschnittliche Belegung an Werktagen auf 121 Prozent bis 173 Prozent. Die elf Lkw-Plätze am Parkplatz Bockerter Heide an der Autobahn 52 sind zu 121 Prozent ausgelastet, die elf Plätze gegenüber am Parkplatz Wolfskull gar zu 173 Prozent.
Ein paar Kilometer weiter Richtung Düsseldorf haben die Forscher an den Rastplätzen Cloerbruch Nord (145 Prozent) und Cloerbruch Süd (172 Prozent) ebenfalls eine deutliche Überlastung festgestellt. Der privat betriebene, kostenpflichtige Autohof Pflipsen an der A 61 mit 54 Stellplätzen kommt auf eine Auslastung von 99 Prozent – einzig dort gibt es also keine Lkw-Drängelei, wie sie sonst oft auf den Parkplätzen zu beobachten ist. Über alle 18 Rastplätze hinweg an den Autobahnen 44, 46, 52, 57 und 61 wurde in der Untersuchung eine Auslastung im Durchschnitt von 157 Prozent festgestellt. Das entspricht einer Überlastung um 57 Prozent.
Für die IHK sind das keine haltbaren Zustände. „Der Druck ist riesengroß“, warnt Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Ich bin ein paar Rastplätze abgefahren und habe mir die Lage angeschaut: Die Zustände sind vor allem für die Fahrer beklagenswert.“
Man muss nicht lange suchen, um auf Zufahrtswegen, in Gewerbegebieten oder einfach in den Städten geparkte Lkw zu finden, wo die Fahrer ihre vorgeschriebenen Ruhezeiten verbringen. Dann allerdings oft ohne die erforderlichen sanitären Einrichtungen. In Mönchengladbach etwa werde das Gewerbegebiet in Güdderath häufig zum Wildparken genutzt. „Die Zustände sind wegen fehlender Ver- und Entsorgungsstrukturen vielfach unhaltbar“, warnt Wolfgang Baumeister, der bei der IHK den Bereich Verkehr und Infrastruktur leitet.
Fehlender Parkraum an Autobahnen ist auch beim Land als Problem bekannt. Es gibt auch Ausbaupläne bei der zuständigen Behörde Straßen.NRW. So sollen in Cloerbruch Nord an der A 52 weitere 17 Plätze entstehen, in Cloerbruch Süd zwölf weitere Stellflächen. Der Ausbau könnte frühestens 2023 beendet sein, die Planungen dazu laufen noch. An der Bockerter Heide und Wolfskull sind jeweils sieben weitere Stellplätze geplant. Dafür werden aber auch Parkplätze für Autos wegfallen. Außerdem werden Stellplätze für zwei Busse und zwei Mobilitätsbehinderte sowie Parkfläche für Groß- und Schwertransporte mit einer Länge von 140 Metern geschaffen. Das wird aber dauern: Eine Fertigstellung ist für das Jahr 2030 geplant.
Unterm Strich sind zu den bisher bestehenden 598 Stellplätzen in der Region 266 weitere bis 2030 geplant. Für die IHK ist das aber zu wenig. „Das deckt allein schon den heutigen Bedarf nicht“, sagt Jürgen Steinmetz. Bereits heute fehlten 338 Stellplätze. Bis 2030 werde aber der Bedarf von heute 936 Plätzen auf 1137 steigen. Die Forscher erwarten bis 2030 mit einem um 34,6 Prozent erhöhten Güterverkehrsaufkommen im Vergleich zum Jahr 2015. Das liegt vor allem an steigenden Frachtmengen von den Seehäfen in den Niederlanden und Belgien, die in die Region Mittlerer Niederrhein gefahren werden. Oder aber auch nur auf der Durchreise sind weiter in Richtung NRW. „Deshalb müssen dringend weitere Maßnahmen ergriffen werden“, sagt Steinmetz.
Ob die auf der Straße liegen, ist allerdings die Frage. Denn eigentlich soll mehr Schwerlastverkehr auf Schienen und Wasserstraßen verlegt werden. Steinmetz räumt ein, dies sei das vordringliche Ziel, um die zusätzlichen Gütermengen bewältigen zu können. „Das ist aber noch nicht gelungen. Und bis dahin müssen wir für verbesserte Bedingungen sorgen.“