Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Jugendberufsagentur will Schülern helfen
5500 Schüler drängen jedes Jahr in Mönchengladbach auf den Berufsund Ausbildungsmarkt. Doch nicht bei allen verläuft der Weg dorthin reibungslos.
MÖNCHENGLADBACH Das Spektrum ist breit: Es gibt junge Menschen, die ohne Abschluss die Schule verlassen, Schüler, die nicht wissen, welchen Beruf sie erlernen sollen, Ausbildungs- und Studienabbrecher, Alleinerziehende unter 25 Jahren, die mit Lehre und Nachwuchs überfordert sind. Die Gründe für den schwierigen, bisweilen gescheiterten Einstieg ins Berufsleben sind mannigfach: etwa familiäre oder gesundheitliche Probleme, Lerndefizite, Überschuldung.
5500 Schüler drängen jedes Jahr in Mönchengladbach auf den Berufsund Ausbildungsmarkt, erklärt Klaus Müller, Geschäftsführer des Jobcenters. Nicht bei allen verläuft der Übergang reibungslos oder stellen sich erst später Schwierigkeiten ein, so dass sie Beratung und Unterstützung bedürfen. „Über 200 junge Menschen verlassen ohne Abschluss die Schule“, ergänzt Felix Heinrichs, Oberbürgermeister der Stadt.
Jobcenter und Stadt sind zwei von drei Partnern, die sich den Sorgen und Nöten der jungen Menschen annehmen. Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit haben sie eine Kooperationsvereinbarung über die Jugendberufsagentur unterzeichnet. In dieser Agentur werde „aus einem Guss“, wie die Beigeordnete Dörte Schall erläutert, der betreffende Personenkreis beraten, betreut und unterstützt. Statt bei drei Behörden vorstellig zu werden, reicht nun ein Besuch bei der Jugendberufsagentur. „Wir bauen bürokratische Hürden beim Datenschutz und im Austausch zwischen Behörden ab“, sagt die Leiterin der Agentur für Arbeit in Mönchengladbach, Angela Schoofs. Das gemeinsame Ziel sei es, Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Einstieg in das Berufsleben stark zu erleichtern, meint Schoofs und ergänzt:
„Partnerschaftlich wollen wir darauf hinwirken, dass jeder junge Mensch nach der Schulzeit eine gut ihn für passende Anschlussperspektive findet, dass sich die Zahl der Ausbildungsund Studienabbrecher und nicht zuletzt die Jugendarbeitslosigkeit reduzieren.“
Berufsberatung, Unterstützungsleistungen durch das Jobcenter, Fördermöglichkeiten durch das Jugend und Sozialamt werden gleichermaßen an einer Stelle im Haus der Arbeitsagentur an der Lürriper Straße zusammengefasst. Die Jugendberufsagentur solle die erste Anlaufstelle für alle jungen Menschen in Mönchengladbach werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Die Berufsberatung fungiere dabei als erste Ansprechpartnerin in den Schulen und als Gesamtkoordinatorin des Prozesses. So werde auch die flächendeckende Berufsund Studienberatung von der achten bis zur 13. Klasse eingebunden. Darüber hinaus erfolge die berufliche Beratung von Studienzweiflern und Studienabbrechern, von jungen Menschen mit und ohne Schulabschluss sowie berufliche und schulische Beratung jungen Menschen mit Flüchtlingshintergrund. Obendrein gebe es eine abgestimmte und ineinandergreifende berufliche Förderung sowie finanzielle Unterstützung für sozial und individuell benachteiligte junge Menschen. Außerdem will die Jugendberufsagentur „Ansprechpartner bei allen sonstigen sozialen oder individuellen Problemlagen für die jungen Menschen sein.“Dadurch würden die Wege für junge Menschen in Ausbildung und Arbeit vereinfacht werden, erklärte Schall.
Ihre Zielsetzung formulieren die drei Partner deutlich: „Ziele sind der Abbau schulischer Warteschleifen und Warteschleifen im Übergang von Schule in Beruf, Verringerung der Zahl junger Erwachsener, die im Alter bis 25 keinen Ausbildungsplatz haben, Verringerung
der Zahl von Studien- und Ausbildungsabbrechern, Verringerung der Anzahl junger Menschen im Arbeitslosengeld-II-Bezug und Reduzierung der Anzahl der jungen Menschen, die nicht von den bisherigen Unterstützungssystemen aufgefangen worden sind.“
Außerdem gibt es noch einen weiteren Aspekt, auf den Schoofs hinweist: „Darüber hinaus soll die Jugendberufsagentur einen Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in der Region leisten.“Für Heinrichs stellt die Agentur einen „wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Zukunftschancen in unserer Stadt“dar. Eine Zusammenarbeit hat es auch schon zuvor gegeben, wie Müller deutlich macht. Seit einigen Jahren gab es ein Zusammenwirken zwischen den Behörden – mit allen bürokratischen Hemmnissen und Zuständigkeiten, die nun abgebaut würden. Jetzt finde die sachliche Zusammenarbeit, „mit dem Abschluss der Kooperationsvereinbarung zur Jugendberufsagentur nun auch eine institutionalisierte Grundlage.“Auf dieser Grundlage könne die Zusammenarbeit gut weiterentwickelt und ausgebaut werden, sagt Müller.