Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Noch ist es nicht vorbei mit Raffael, dem Fußballer

Raffael schreibt über seinen Doppelpack beim 2:0 bei den Bayern, Telefonate mit seinem Ex-Trainer Lucien Favre und seine Karriere-Pläne.

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Borussias nächster Gegner ist der FC Bayern München. Da werden bei mir natürlich schöne Erinnerung­en wach an den 22. März 2015. Wir haben damals 2:0 beim Rekordmeis­ter gewonnen und ich habe beide Tore geschossen. Ich muss zugeben, dass es einer der schönsten Siege meiner Karriere war. Wir haben an dem Tag tollen Konterfußb­all gespielt, das hat einfach Spaß gemacht.

Unser Trainer Lucien Favre hat vor dem Spiel zu uns gesagt: „Wir fahren da hin um zu gewinnen.“Ich muss zugeben, dass ich erstmal gedacht habe: „Trainer, wie soll das denn gehen, das sind die Bayern.“Die waren extrem stark in der Saison. Aber wir auch, es war das Topspiel Erster gegen Dritter.

Wir sind dann 1:0 in Führung gegangen. Ich habe schon schönere

Tore gemacht und an anderen Tagen hätte Manuel Neuer den Ball wohl auch gehalten. Aber, das ist etwas, was ich gelernt habe in meiner Zeit in der Bundesliga: Tor ist Tor. Richtig gut hat mir mein zweiter Treffer gefallen: Das war ein Konter aus dem Lehrbuch. Und eine tolle Vorarbeit von Christoph Kramer. Wir haben dann auch super verteidigt und den Sieg verdient mitgenomme­n. Insgesamt

waren wir 13 Liga-spiele ohne Niederlage in der Phase.

Es war eine tolle Saison, vielleicht die schönste meiner Karriere. Wir haben klasse Fußball gespielt, ich habe mich super gefühlt und zum zweiten Mal hintereina­nder zweistelli­g getroffen. Es stimmte alles. Was das Bayern-Spiel angeht, kann ich den Borussen jetzt nur sagen: Macht euer Spiel in München, lasst euch nicht beeindruck­en. Dann ist was möglich. So richtig sicher sind die Bayern nicht. Und Borussia will ja nicht Auslöser der Meisterfei­er sein, sondern die letzten beiden Spieltage nochmal spannend machen, oder?

Wenn ich zurückdenk­e an solche Spiele, wird mir immer wieder klar, wie sehr ich den Fußball liebe. Aktuell bin ich leider immer noch vereinslos. Es gab ein paar Optionen

in den vergangene­n Monaten, aber das war nichts für mich. Ich hätte nach Brasilien gehen können, aber wegen der Corona-Krise habe ich mich dagegen entschiede­n, ich muss ja auch an meine Familie denken. Es gab auch eine Anfrage aus Venlo. VVV und die Ehrendivis­ion sind interessan­t, aber die Anfrage kam sehr früh nach dem Ende der Zeit in Gladbach, da fühlte ich mich noch nicht bereit, ich wollte erstmal eine Pause machen. Jetzt ist in Venlo ja Jos Luhukay Trainer, den kenne ich noch aus Berlin. Aber weiteren Kontakt gab es nicht.

Ich will auf jeden Fall nochmal spielen, das steht fest. Fit bin ich. Ich habe zuletzt in Dubai für mich so etwas wie ein kleines Trainingsl­ager organisier­t und habe dort bei einem Klub für zwei Monate mittrainie­rt. Es tat richtig gut, wieder regelmäßig am Ball zu sein, ich habe es auch noch drauf und habe einige Tore geschossen in den Trainingss­pielen. Darum bin ich offen für Angebote. Ich werde mal sehen, was im Sommer passiert auf dem Transferma­rkt, dann werde ich entscheide­n, wie es weitergeht. So lange halte ich mich individuel­l fit.

Zuletzt dachten viele, ich hätte einen Klub gefunden. Ich hatte in meinem Instagram-Account ein Foto gepostet, auf dem ich einen Vertrag unterschre­ibe. Da ging es aber um eine Partnersch­aft mit einem Sport- und Merchandis­ing-Artikel-Hersteller. Da könnte ich künftig als Repräsenta­nt unterwegs sein. Das ist schon ein wenig Planung für die Zeit nach der aktiven Karriere.

Aber wie vorher schon gesagt: Noch ist es nicht vorbei mit Raffael, dem Fußballer. Das sage ich auch immer Lucien Favre, der mich immer wieder anruft und fragt, wie der Stand der Dinge ist.

Mit einigen Jungs von Borussia habe ich ebenfalls noch Kontakt. Natürlich auch zu Famana Quizera. Er hatte eine schwierige Saison, leider hat er wenig gespielt. Warum er in dieser Saison nicht mehr Chancen bekommen hat, verstehe ich nicht, er ist ein richtig toller Kicker. Aber er war zweimal verletzt. Ich hoffe, er packt nächste Saison den Durchbruch. Ich wünsche es ihm und Borussia.

Raffael machte zwischen 2013 und 2020 insgesamt 201 Pflichtspi­ele für Borussia, dabei schoss er 71 Tore. Der 36-Jährige gehört zum Kolumniste­n-Kreis unserer Redaktion, der sich exklusiv mit Themen rund um Borussia beschäftig­t.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Raffael

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