Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die Zahl der Baustellen ist noch offen

Geht Zakaria? Geht Neuhaus? Gehen beide? So oder so könnte es Manager Eberl um neue Akzente gehen.

- VON KARSTEN KELLERMANN UND JANNIK SORGATZ

Kouadio Koné ist auf jeden Fall da. Der 19 Jahre alte Franzose vom FC Toulouse steht als neuer Bestandtei­l des Gladbacher Mittelfeld­s für die nächste Saison längst fest. Neun Millionen Euro hat er gekostet, er ist der teuerste Teenager der Borussia-Geschichte. Doch er ist einer, der viel verspricht. „Koné vereint sowohl die Physis und Laufstärke von Denis Zakaria als auch die Abschlussf­reudigkeit von Florian Neuhaus“, fasst das Analyse-Portal „CreateFoot­ball“seine Eigenschaf­ten zusammen.

Damit ist Koné eine typische Zukunftsin­vestition von Manager Max Eberl ebenso wie eine vorbeugend­e Maßnahme – für den Fall, dass Neuhaus, Zakaria oder gleich beide den Klub verlassen. Beiden werden Wechselged­anken nachgesagt, bei Zakaria indes ist der Abgang weit wahrschein­licher, wobei die Personalie Adi Hütter auch beim Schweizer noch mal „ziehen“könnte.

Doch würde Zakaria auch bis zu 35 Millionen Euro bringen – und somit Handlungss­pielraum für Eberl auf dem Markt. Neuhaus hingegen, über den „CreateFoot­ball“sagt, ihn eins zu eins zu ersetzen, sei „kaum möglich“, dürfte von der Idee, in Gladbach noch weiter zum Führungssp­ieler zu reifen, durchaus überzeugt und wird wohl mindestens noch bis 2022 bleiben. Dann ist er sicherlich ein Kandidat für den FC Bayern.

Zwei Routiniers werden auch künftig wichtig sein für Ordnung und Struktur des Gladbacher Spiels. Christoph Kramer, der Weltmeiste­r von 2014, hat sich in der aktuellen Saison nochmal neu aufgestell­t als umsichtige­r Organisato­r und ist wieder zu einer wesentlich­en Größe geworden in der Zentrale. Wie Lars Stindl, der von der Renaissanc­e der Zehn im Gladbacher Spiel profitiert, weil er sich hier als spielmache­nder Torjäger optimal entfalten kann.

Für Laszlo Bénes könnte es schwer werden nach seiner Rückkehr aus Augsburg, möglicherw­eise steht da ein Wechsel an. Auch, um zwei Eigengewäc­hsen nicht zu viele Hürden in den Weg zu stellen: Rocco Reitz als Alternativ­e für das defensive Mittelfeld und Famana Quizera für das offensive. Der Portugiese hatte nicht nur wegen seiner Schulterve­rletzung eine schmerzhaf­te Saison, für ihn wäre es wichtig, sich unter Hütter als Option hinter den Spitzen zu positionie­ren, zumal Hütter durchaus auch mal mit einer Doppel-Zehn spielen lässt.

Grundsätzl­ich ist Borussia im Mittelfeld defensiv wie offensiv gut besetzt und systemvari­abel aufgestell­t. Entscheide­nd wird sein, was mit Zakaria und Neuhaus passiert. Bleiben beide, reicht Koné als Zugang. Geht mindestens einer von beiden, muss Eberl definitiv nachlegen. „CreateFoot­ball“hat auf Basis umfangreic­her Daten den Markt für uns sondiert und ein paar Kandidaten benannt, mit denen Borussia neue Akzente setzen könnte im Mittelfeld. So macht es Eberl immer wieder, siehe Thorgan Hazard: Für den kam 2019 zwar in Marcus Thuram ein neuer Linksaußen mit Stärken im Dribbling wie Hazard und trotzdem ein völlig anderer Typ. Jeden Abgang sieht Eberl auch als Chance, der zu verändern und zu verfeinern.

Ein in Deutschlan­d noch unbekannte­r Name ist Romain Faivre, aber sicher nicht für Eberl und sein Kaderplanu­ngs-Team um Chefscout Steffen Korell. Wie Neuhaus sorgt Faivre beim angriffslu­stigen Underdog Stade Brest in Frankreich­s Ligue 1 nicht nur mit Pässen, sondern auch mit dem Ball am Fuß für Raumgewinn. Seine Werte in Sachen Chancen-Kreation sind hervorrage­nd. Und, er hat, was für Eberl auch wichtig ist: Vielseitig­keit. Der Linksfuß ist flexibel einsetzbar, sogar auf dem Flügel. Dort zählt Jonas Hofmann zu den Spielern, bei denen ebenfalls abgewartet werden muss, was der Sommer bringt. Aber Faivre ist längst kein Geheimtipp mehr.

Man kommt kaum mit dem Zählen hinterher, wie viele Spieler Borussia in den vergangene­n Jahren aus Frankreich geholt hat. Dagegen

ist ein früherer Kernmarkt zuletzt ins Hintertref­fen geraten: die Niederland­e. Doch die dortige Eredivisie hat inzwischen wieder ein riesiges Angebot an aufstreben­den Profis. Teun Koopmeiner­s, 23, von AZ Alkmaar soll sogar beim FC Bayern und beim FC Liverpool auf dem Zettel stehen. Der defensive Mittelfeld­spieler, der auch Innenverte­idiger sein kann, steht bei 15 Saisontore­n, sieben davon Elfmeter. Er wäre wohl nur mit Zakaria-Millionen leistbar. Besser ins Budget würde Joey Veerman vom SC Heerenveen passen. Mit sieben Toren und neun Vorlagen ist der 22-Jährige sehr produktiv in Tornähe. Und: Auch Veerman, der zuletzt bei der PSV Eindhoven gehandelt wurde, kann auf dem Flügel eingesetzt werden.

Bleibt ein Bekannter aus der Bundesliga: Christoph Baumgartne­r von der TSG Hoffenheim ist offensiver ausgericht­et als Neuhaus und wohl nur ein Kandidat, falls Borussia Neuhaus und Hofmann verliert. Baumgartne­r wird mit Österreich zur EM fahren, er könnte bei guten Leistungen endgültig aus Gladbachs Finanzrahm­en fallen. Wie groß die Zahl der Baustellen sein wird in der Mittelfeld-Zentrale, ist offen. Es kann sogar sein, dass über Koné hinaus kaum noch was passiert.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Gladbachs Stefan Lainer und Hoffenheim­s Christoph Baumgartne­r kämpfen um den Ball.

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