Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kampf gegen Jugendkrim­inalität

Die Stadt plant Prävention­sprojekte in Rheydt und Odenkirche­n.

- VON RUDOLF BARNHOLT

RHEYDT/ODENKIRCHE­N Dass Henning Wimmers, Leiter der Abteilung Jugendpfle­ge und Prävention, Frank Helmgens, Leiter des Kommunalen Ordnungsdi­enstes, und Polizeidir­ektor Hans-Georg Lehnen an der Sitzung des Ausschusse­s für Feuerwehr, öffentlich­e Ordnung und Katastroph­enschutz teilnahmen, hatte mit einem Dauerthema zu tun: der hohen Kriminalit­ätsrate auf dem Marienplat­z in Rheydt und im Bereich der Odenkirche­ner Wohnanlage Zur Burgmühle. Die Verwaltung versucht mit der Unterstütz­ung einer Vielzahl von Akteuren, auf kriminalit­ätsgefährd­ete Kinder und Jugendlich­e einzuwirke­n. Leicht sei das nicht, zumal die Eltern oft resigniert hätten oder mit schlechtem Beispiel voranginge­n, wurde berichtet.

„Es geht darum, Dinge möglichst frühzeitig zu erkennen und ihnen zu begegnen“, sagte Henning Wimmers. Die Probleme in Odenkirche­n und Rheydt seien nicht neu. Bereits vor längerer Zeit waren zwei Arbeitsgru­ppen gegründet worden. Die erste Gruppe kümmert sich um bereits straffälli­ge sowie an der Schwelle zur Straffälli­gkeit stehende Kinder und Jugendlich­e, die zweite Gruppe nimmt sich der noch unauffälli­gen, aber kriminalit­ätsgefährd­eten jungen Leute an. Ihr steht ein großes Netzwerk zur Verfügung, bestehend unter anderem aus Streetwork­ern, Schulsozia­larbeitern und Jugendgeri­chtshilfe.

Ergebnisse liegen bereits vor, wurden aber nicht zuletzt wegen der Pandemie noch nicht umgesetzt.

Derzeit werden zielgruppe­ngerechter­e Wege und Materialie­n zur Informatio­n über Jugendange­bote in digitaler und analoger Form entwickelt und erprobt. Bildungsfe­rnere Zielgruppe­n, aber auch Mädchen sollen dabei noch besonders in den Blick genommen werden.

An der Karlstraße in Odenkirche­n soll vom Sozialdien­st katholisch­en Frauen zusätzlich zur bereits vorhandene­n Jugendwerk­statt ein offenes Outdoor-Projekt für Kinder ab der fünften Klasse etabliert werden. Das Jugendzent­rum Villa kann derzeit Kinder im Teenager-Alter kaum noch binden. Ein neuer inhaltlich­er Schwerpunk­t soll deshalb die aufsuchend­e Jugendarbe­it werden. Das ungenutzte „Casino“in der Wohnanlage Zur Burgmühle soll umgebaut werden und dann Platz bieten für ein Familienze­ntrum. Das und etliche weitere geplante Maßnahmen sind Teil einer „Herkules-Aufgabe“. Denn da sind zum Beispiel die denkbar schlechten Elternhäus­er und die Faszinatio­n der Jugendlich­en für die Odenkirche­ner Ghetto-Boys. Straftaten werden teilweise begangen, um Status und Rang zu erhalten.

Polizeidir­ektor Lehnen erläuterte den „personenze­ntrierten Ansatz“. Dazu gehört, dass die Staatsanwa­ltschaft schnell Konsequenz­en aufzeigt. Und: „Bezirksdie­nstbeamte haben die, die es zu kennen gilt, genau im Auge“, sagte Lehnen. Von den vereinfach­ten Personenfe­ststellung­en nach Paragraph 12 des Polizeiges­etzes mache man immer wieder Gebrauch.

Frank Helmgens sprach Klartext: „Die Wohnanlage Zur Burgmühle ist schon seit Jahren auffällig, in letzter Zeit hat die Kriminalit­ät noch zugenommen. Im vergangene­n Jahr sind meine Mitarbeite­r umzingelt und massiv angegangen worden. Da gibt es jeglichen Palaver, den man sich vorstellen kann.“

„Bezirksdie­nstbeamte haben die, die es zu kennen gilt, genau im Auge“Hans-Georg Lehnen Polizeidir­ektor

Newspapers in German

Newspapers from Germany