Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Electrisize-Macher haben noch Hoffnung
Ganz abgeschrieben hat die Kulturgarten GmbH das 25.000-Besucher-Festival in Erkelenz im August noch nicht. Weitaus realistischer scheint aber, die Mini-Variante Electricity auf bis zu acht Wochenenden auszubauen.
ERKELENZ Als Michael Frentzen, Geschäftsführer der Kulturgarten GmbH im vergangenen Dezember mit unserer Redaktion über das Electrisize-Festival 2021 sprach, setzte er eine klare Deadline: „Bis spätestens März brauchen wir eine Perspektive.“Nun ist es Mai, und im Gegensatz zu vielen anderen in Deutschland ist das Electro-Festival, das mit 25.000 Besuchern vom 6. bis 8. August an Haus Hohenbusch geplant ist, immer noch nicht abgesagt. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Michael Frentzen. „Jeder normal denkende Mensch weiß natürlich, dass es sehr schwierig umzusetzen ist, aber zu 100 Prozent haben wir das Electrisize 2021 noch nicht abgeschrieben.“
Anfang Juni hat sich die Kulturgarten GmbH nun als allerletzte Deadline gesetzt. Bis dahin bräuchten die Electrisize-Macher einen klaren Plan, ob Großveranstaltungen im Spätsommer möglich sein könnten. Damit das passiert, müsste das Pandemiegeschehen in diesem Monat aber drastisch abnehmen, gleichzeitig der Impffortschritt deutlich zunehmen – wie unrealistisch das ist, weiß auch Michael Frentzen. Zumal er sagt: „Ein Festival machen wir nur ganz oder gar nicht. Wir können nicht mit Maskenpflicht, Abstand und nur 1500 statt 5000 Leuten vor der Mainstage feiern, das wäre einfach nicht das Electrisize.“
Deutlich mehr Hoffnung hat die Kulturgarten GmbH für Electricity. Die Corona-konforme Mini-Version des Electrisize feierte als Camping-Festival im vergangenen Sommer eine erfolgreiche Premiere, ab Pfingsten sollte an vier Wochenenden die zweite Auflage mit je 1500 Besuchern pro Wochenende steigen, die in sechs strikt abgetrennten Bereichen mit einer 360-Grad-Bühne in der Mitte campen. Die Karten waren binnen weniger Minuten verkauft. Angesichts des bundesweiten Corona-Notbremse war dieser Termin
nicht haltbar. „Aber der Sommer ist lang, und auch der September ist mittlerweile in meinen Augen ein Sommermonat. Deswegen haben wir ein großes Zeitfenster, in dem Electricity stattfinden könnte“, sagt Michael Frentzen. Wäre es daher möglich, das Electricity über deutlich mehr als vier Wochenenden fortzusetzen? „Das ist ein Szenario, mit dem wir uns im Moment beschäftigen“, sagt Rabea Schreiber. Frentzen ergänzt: „Notfalls machen wir halt acht Wochenenden daraus.“Dass Electricity zunächst verschoben werden musste, hätten die Ticketinhaber ohne Murren zur Kenntnis genommen: „Kein einziger wollte sein Geld zurück.“
Planerisch bleibt die Situation für die Kulturgarten GmbH eine große Herausforderung: Sie muss mehrere Konzepte gleichzeitig planen, mit Sicherheitsfirmen, Bühnenbauern und weiteren Unternehmen sowie allen voran den Künstlern verhandeln – und das ohne die Gewissheit, ob am Ende wirklich etwas stattfinden kann. „Die Bookings für Electricity waren zu 90 Prozent abgeschlossen“, sagt Frentzen, „jetzt müssen wir wieder neue Termine suchen und wieder mit den Agenturen sprechen. Das wird nicht leicht, weil gleichzeitig die Niederlande einen großen Festival-Sommer angekündigt haben“.
Ein Vorteil dürfte sein, dass die Veranstalter sich mit Corona-Tests bereits auskennen. Die aus dem Kulturgarten ausgelagerte Esize Productions GmbH betreibt neben dem Drive-in-Testzentrum an der Kölner Straße in Erkelenz auch Testzentren
in Oberbruch, Rommerskirchen und Waldfeucht – logistisch wäre das massenhafte Testen während eines Festivals also kein Problem. „Das war einer der Gründe dafür, dass wir die Testzentren aufgemacht haben. Wir wollen für den Fall der Fälle bereit sein“, sagt Frentzen.
Spätestens im Herbst will die Kulturgarten GmbH dann richtig durchstarten, wie Frentzen verspricht: „Sobald die letzte Nadel gestochen ist, wollen wir die ersten sein, die mit einem Event aus der Krise herausstarten.“Die Planungen dafür seien bereits sehr konkret: „Wir haben im vergangenen Jahr gezeigt, dass wir schnell und spontan sind. Wir stehen in den Startlöchern, um das feierwütige Publikum abzuholen, sobald es wieder geht.“