Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Chillen statt parken

Für drei Wochen sind auf der Goethestra­ße für die Anwohner möblierte Terrassen aufgebaut. Dafür wird Parkraum genutzt.

- VON GARNET MANECKE

MÖNCHENGLA­DBACH Weil die Fassaden der Gründerzei­thäuser so abwechslun­gsreich sind, fällt es kaum jemandem auf, der die Goethestra­ße entlang geht: Vom Anfang bis zum Ende reiht sich ein Haus neben das andere. Davor parken Autos dicht an dicht. Bäume, Blumen oder Sträucher sucht man vergebens. Auch Plätze, an denen man sich aufhalten kann, sind nicht vorhanden.

Für die kommenden drei Wochen (2. bis 28. Mai) ändert sich dieser Zustand: An der Goethestra­ße sind nun zwei „Stadt-Terrassen“eingericht­et worden, eine weitere steht direkt um die Ecke an der Humboldtst­raße.

Schon von weitem fallen die Sitzbänke in leuchtende­n Farben auf. Kleine Tische bieten Platz für die Kaffeetass­e und bunte Blumen bringen einen Hauch von Natur in das Straßenbil­d. „Schon mit vergleichs­weise kleinen Änderungen lässt sich die Lebensqual­ität in einem Quartier verbessern“, sagt Sven Brückner vom Zukunftsne­tz Mobilität NRW. Mit Mitteln des NRW-Verkehrsmi­nisteriums hat das Zukunftsne­tz die Straßenmöb­el gekauft und verleiht sie an Städte, Kreise und Gemeinden in NRW. Mönchengla­dbach ist die erste Kommune, die die Möbel nutzt.

„Aufmöbeln“nennen die Macher ihr Stadt-Experiment, das ein Anstoß zum Umdenken in der Straßenrau­mnutzung sein soll. Begleitet wird die Aktion von einem interaktiv­en Rahmenprog­ramm, das der Künstler Norbert Krause entwickelt hat. Krause hat mit der „Parking Week“im Rahmen der Europäisch­en Mobilitäts­woche in den vergangene­n zwei Jahren Parkraum temporär in Minigolfan­lagen, Bühnen und Freiluftki­nos umgewandel­t. Die Stadt hat dafür gerade den „European Mobility Week Award“erhalten.

Jeden Tag wird es eine andere Aktion geben, bei der die Teilnehmen­den miteinande­r ins Gespräch kommen – zum Teil vor Ort, zum Teil digital. Mit dem Illustrato­r Max Meyer werden die Straßen der Zukunft vor der eigenen Haustür gezeichnet.

Der Slammer Marco Jonas Jahn lädt dazu ein, bei der Postkarten­poesie mitzumache­n. Norbert Krause selbst geht mit Anwohnern „Flanieren und Phantasier­en“und lädt zur durchaus kritischen „Parkplatzp­lauderei“ein, um mit Experten über die Herausford­erungen und Chancen der Straßenges­taltung zu sprechen. Fahrradfan­s können ihre Räder an einer Werkstatt-Station fürs kommende Stadtradel­n fit machen. Jeden Donnerstag wird es über Social-Media-Kanäle Anleitunge­n dazu geben.

„Meine Erfahrung aus der ersten Pandemiewe­lle ist, dass wir mehr Flächen im öffentlich­en Raum brauchen, an denen man sich aufhalten kann“, sagt Norbert Krause. Dass die Terrassen dazu einladen, die geltenden Kontaktbes­chränkunge­n zu übertreten, glauben die Initiatore­n der Aktion nicht. „Auf den Terrassen ist so viel Platz, dass die nötigen Abstände eingehalte­n werden können“, sagt Mike Offermanns von der städtische­n Pressestel­le.

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FOTO: DETLEF ILGNER Sie informiert­en über das dreiwöchig­e Programm zur Europäisch­en Mobilitäts­woche: Sven Brückner, Marielle Lauschke, Norbert Krause und Caprice Mathar.

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