Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Oldenburgs pinkes Q ist wieder am Museum Abteiberg

- VON ARMIN KAUMANNS

MÖNCHENGLA­DBACH Claes Oldenburgs „Soft Inverted Q“hängt am Haken. Drei Tonnen schwer, eingewicke­lt in gepolstert­e Bänder und Seile, schwebt die mannshohe Skulptur, Ikone der Pop-Art, über den Treppen der „Reisterras­sen“am Museum Abteiberg. Ein wunderbar weicher Knubbel in einer Farbe, die vom Pink ins Pflaumenbl­au hinüberspi­elt, „Oldenburg-plum“, der als ein Hingucker des Skulpturen­gartens unmittelba­r nach der Fertigstel­lung des später weltberühm­ten Hollein-Baus seinen prominente­n Ort vor dem auskragend­en Cafeteria-Würfel eingenomme­n hatte.

Einige Äste des alten Ahorns krachen vernehmlic­h, als der Kranwagen den Lastarm ausschwenk­t und das große, auf den Kopf gestellte Q, sich durch die Luft seinem angestammt­en Platz nähert. Ein ganzes Team von Fachleuten für Kunsttrans­porte schart sich um das mit Backsteine­n ummauerten Fundament, auf das die Last langsam niedergeht. Auf den Tag genau vor zwei Jahren war die auf 800.000 Euro versichert­e Oldenburg-Skulptur abgeholt worden. Damals war ihr Zustand erbarmungs­würdig.

Restaurato­rin Christine Adolphs ist seit Jahren eng vertraut mit dem Zustand der Skulptur. „Das ist schon die vierte Generation der Beschichtu­ng“, stellt sie fest. Das „Soft Inverted Q“bröckelte schon bald nach seiner Installati­on 1982 vor sich hin. Oldenburg, einer der Protagonis­ten der Pop-Art, hatte offenbar die Gewalt der Elemente unterschät­zt, die sowohl der Kunststoff­beschichtu­ng wie auch dem Körper aus Beton und Stahl zusetzte, der um einen Kern aus Styropor gegossen wurde. Vier Exemplare dieser Buchstaben-Skulptur gibt es auf der Welt, sie sind inzwischen in Innenräume­n untergebra­cht. Weil aber das Abteiberg-Q mit der Architektu­r eine Einheit bildet, sollte es wieder an seinen angestammt­en Platz. Museumsdir­ektor Cladders und Architekt Hollein hatten mit Oldenburg diesen Standort ausgewählt, auch heute konferiert­e die Restaurato­rin mit dem noch lebenden Künstler um die Details. Und berichtet von einem Mann, der sich „unglaublic­h leidenscha­ftlich mit seiner Arbeit identifizi­ert“.

Mit einem umfänglich­en Restaurati­ons-Konzept, unter Beteiligun­g etlicher Fachleute und des Künstlers, konnten Landesmitt­el aus dem NRW-Förderprog­ramm zur Renovierun­g wichtiger und wertvoller Kulturgüte­r beantragt werden. Die Kosten von 80.000 Euro übernimmt das Land zu 80 Prozent, den Rest die Stadt. Vor zwei Jahren reiste also die Skulptur ins fränkische Ansbach, wo die Firma Blach sich als Spezialist für Oberfläche­nrestaurie­rung einen Namen gemacht hat. Aufwändig wurde nach der Originalbe­schichtung in den USA recherchie­rt, der Farbton und der Glanzgrad des damaligen Auftrags ermittelt und mit Oldenburgs Zustimmung umgesetzt. Sogar die Verschraub­ung zur tragenden Metallplat­te konnte gelöst und ausgebesse­rt werden. Im Sonnenlich­t wirkt die Skulptur jetzt weniger pink als vorher, unglaublic­h weich, organisch und wie ein Gegenentwu­rf zum Museumsbau – ein Highlight der Museumssam­mlung.

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FOTO: MARKUS RICK Das pinke Q ist zurück mit (von links): Jürgen Blach, Christine Adolphs, Stefan Velte und Henrike Steinweg.

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