Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wo Gladbach die Natur schützt
Biber, Kammmolch und andere gefährdete Arten sind in Naturschutzgebieten zu Hause. Dort gelten besondere Regeln.
MÖNCHENGLADBACH Wenn es um Grünflächen geht, dann hat Mönchengladbach den Ruf, eine besonders grüne Großstadt zu sein. Die Stadt ist nun einmal mit seinen vielen Honschaften und Dörfern sehr ländlich geprägt, wobei sich das in Zahlen gar nicht einmal so sehr bemerkbar macht. 49,6 Prozent der Stadt sind nach Angaben des Statistischen Landesamtes it.NRW Vegetations- und Gewässerfläche, in vergleichbaren Großstädten bis 500.000 Einwohner sind es 52,9 Prozent. Und nur 11,4 Prozent sind Waldfläche, Gehölz, Moor, Heide, Sumpf und Unland. Der Durchschnittswert in den kleinen Großstädten in NRW liegt da bei 21,6 Prozent.
Dennoch hat Mönchengladbach eine Reihe von Juwelen in der Landschaft. Nach derzeitigem Landschaftsplan gibt es 16 Naturschutzgebiete und 18 Landschaftsschutzgebiete im Stadtgebiet. Das könnte sich aber auch bald ändern: Denn der Landschaftsplan aus dem Jahr 1995, der zuletzt 2008 leicht angepasst wurde, wird gerade neu aufgestellt. Ein Vorentwurf soll noch in diesem Jahr vorgelegt werden, Bürger und Träger werden dann daran beteiligt. Gladbach sortiert also in den kommenden voraussichtlich zwei Jahren seine Schutzgebiete neu.
Es ist vor allem das typische niederrheinische Tiefland, dass die Schutzflächen in der Stadt auszeichnet. Wiesen, Wälder, Auen mit Erholungsqualität, auch Obstwiesen, das zeichnet Landschaftsschutzgebiete aus, sagt Biologe Georg Esser von der Unteren Naturschutzbehörde bei der Stadt. Der wesentliche Unterschied zum Naturschutzgebiet ist, dass Landschaftsschutzgebiete eine Funktion für den Menschen bieten. Es geht um Erholung. In Naturschutzgebieten steht hingegen der Schutz von Tieren und Pflanzen im Vordergrund. Sie sind Lebensraum für Tiere, in denen sich der Mensch stark zurücknehmen muss und zum Beispiel auch die Wege nicht verlassen darf. Wälder in Landschaftsschutzgebieten dürfen hingegen betreten werden, da gibt es ein freies Betretungsrecht. Aber natürlich müssen sich die Besucher auch dort vernünftig verhalten. Hunde dürfen nicht frei laufen.
Häufig ist es so, dass Naturschutzgebiete inmitten von Landschaftsschutzgebieten liegen. Biologe Georg Esser sagt, Landschaftsschutzgebiete bilden eine Art Puffer um die strenger geschützten Areale, „die Juwele“, nennt sie Esser. „Wir haben vor allem entlang der Niers im Osten der Stadt eine Reihe Naturschutzgebiete ausgewiesen“, sagt Landespfleger Marcus Klancicar von der Unteren Naturschutzbehörde.
Das Naturschutzgebiet Volksgarten-Bungtwald-Elschenbruch ist mit einer Fläche von knapp 137 Hektar auch das größte in der Stadt. Das Naturschutzgebiet Hoppbruch bei Giesenkirchen mit knapp 127 Hektar ist das zweitgrößte der Stadt. „Im Westen haben wir etwa mit dem Knippertzbachtal und dem Mühlenbachtal Naturschutzgebiete nach internationalem Status“, sagt Klancicar.
Das heißt, diese Gebiete sind nach den EU-Vorgaben der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) besonders schutzwürdig. Beide Gebiete sind Teile des Schutzgebietkomplexes Schwalm.
Im Norden der Stadt breitet sich das Naturschutzgebiet Großheide (21,6 Hektar) aus. Und im Süden ist es der Finkenberger Bruch (29,3 Hektar), der Wetscheweller-Güdderather Bruch (35,6 Hektar) und kleinere Gebiete an Schloss Wickrath.
Die jüngsten Naturschutzgebiete sind aber der Baggersee Vorster Busch (30,6 Hektar), wo Baden verboten ist, und das Feuchtgebiet Nordpark (11,7 Hektar). Beide wurden 2004 ausgewiesen. Im Nordpark wurde bei Abbrucharbeiten der Kammmolch gefunden, der streng geschützt ist. „Da mussten wir Schutzvorgaben erlassen“, sagt Klancicar. Gewässer war vorhanden, Grünbestand und Weg wurden angelegt.
Generell helfen waldbauliche Maßnahmen dabei, ideale Bedingungen für Tierarten zu schaffen. Das macht sich bemerkbar. An mehreren Stellen in der Stadt baut inzwischen wieder der Biber Dämme. Und auch der Greifvogel Rotmilan hat sich wieder angesiedelt in der Stadt. „Nach Jahrzehnten“, sagt Klancicar.