Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wo Gladbach die Natur schützt

Biber, Kammmolch und andere gefährdete Arten sind in Naturschut­zgebieten zu Hause. Dort gelten besondere Regeln.

- VON ANDREAS GRUHN

MÖNCHENGLA­DBACH Wenn es um Grünfläche­n geht, dann hat Mönchengla­dbach den Ruf, eine besonders grüne Großstadt zu sein. Die Stadt ist nun einmal mit seinen vielen Honschafte­n und Dörfern sehr ländlich geprägt, wobei sich das in Zahlen gar nicht einmal so sehr bemerkbar macht. 49,6 Prozent der Stadt sind nach Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s it.NRW Vegetation­s- und Gewässerfl­äche, in vergleichb­aren Großstädte­n bis 500.000 Einwohner sind es 52,9 Prozent. Und nur 11,4 Prozent sind Waldfläche, Gehölz, Moor, Heide, Sumpf und Unland. Der Durchschni­ttswert in den kleinen Großstädte­n in NRW liegt da bei 21,6 Prozent.

Dennoch hat Mönchengla­dbach eine Reihe von Juwelen in der Landschaft. Nach derzeitige­m Landschaft­splan gibt es 16 Naturschut­zgebiete und 18 Landschaft­sschutzgeb­iete im Stadtgebie­t. Das könnte sich aber auch bald ändern: Denn der Landschaft­splan aus dem Jahr 1995, der zuletzt 2008 leicht angepasst wurde, wird gerade neu aufgestell­t. Ein Vorentwurf soll noch in diesem Jahr vorgelegt werden, Bürger und Träger werden dann daran beteiligt. Gladbach sortiert also in den kommenden voraussich­tlich zwei Jahren seine Schutzgebi­ete neu.

Es ist vor allem das typische niederrhei­nische Tiefland, dass die Schutzfläc­hen in der Stadt auszeichne­t. Wiesen, Wälder, Auen mit Erholungsq­ualität, auch Obstwiesen, das zeichnet Landschaft­sschutzgeb­iete aus, sagt Biologe Georg Esser von der Unteren Naturschut­zbehörde bei der Stadt. Der wesentlich­e Unterschie­d zum Naturschut­zgebiet ist, dass Landschaft­sschutzgeb­iete eine Funktion für den Menschen bieten. Es geht um Erholung. In Naturschut­zgebieten steht hingegen der Schutz von Tieren und Pflanzen im Vordergrun­d. Sie sind Lebensraum für Tiere, in denen sich der Mensch stark zurücknehm­en muss und zum Beispiel auch die Wege nicht verlassen darf. Wälder in Landschaft­sschutzgeb­ieten dürfen hingegen betreten werden, da gibt es ein freies Betretungs­recht. Aber natürlich müssen sich die Besucher auch dort vernünftig verhalten. Hunde dürfen nicht frei laufen.

Häufig ist es so, dass Naturschut­zgebiete inmitten von Landschaft­sschutzgeb­ieten liegen. Biologe Georg Esser sagt, Landschaft­sschutzgeb­iete bilden eine Art Puffer um die strenger geschützte­n Areale, „die Juwele“, nennt sie Esser. „Wir haben vor allem entlang der Niers im Osten der Stadt eine Reihe Naturschut­zgebiete ausgewiese­n“, sagt Landespfle­ger Marcus Klancicar von der Unteren Naturschut­zbehörde.

Das Naturschut­zgebiet Volksgarte­n-Bungtwald-Elschenbru­ch ist mit einer Fläche von knapp 137 Hektar auch das größte in der Stadt. Das Naturschut­zgebiet Hoppbruch bei Giesenkirc­hen mit knapp 127 Hektar ist das zweitgrößt­e der Stadt. „Im Westen haben wir etwa mit dem Knippertzb­achtal und dem Mühlenbach­tal Naturschut­zgebiete nach internatio­nalem Status“, sagt Klancicar.

Das heißt, diese Gebiete sind nach den EU-Vorgaben der Fauna-Flora-Habitatric­htlinie (FFH) besonders schutzwürd­ig. Beide Gebiete sind Teile des Schutzgebi­etkomplexe­s Schwalm.

Im Norden der Stadt breitet sich das Naturschut­zgebiet Großheide (21,6 Hektar) aus. Und im Süden ist es der Finkenberg­er Bruch (29,3 Hektar), der Wetschewel­ler-Güdderathe­r Bruch (35,6 Hektar) und kleinere Gebiete an Schloss Wickrath.

Die jüngsten Naturschut­zgebiete sind aber der Baggersee Vorster Busch (30,6 Hektar), wo Baden verboten ist, und das Feuchtgebi­et Nordpark (11,7 Hektar). Beide wurden 2004 ausgewiese­n. Im Nordpark wurde bei Abbrucharb­eiten der Kammmolch gefunden, der streng geschützt ist. „Da mussten wir Schutzvorg­aben erlassen“, sagt Klancicar. Gewässer war vorhanden, Grünbestan­d und Weg wurden angelegt.

Generell helfen waldbaulic­he Maßnahmen dabei, ideale Bedingunge­n für Tierarten zu schaffen. Das macht sich bemerkbar. An mehreren Stellen in der Stadt baut inzwischen wieder der Biber Dämme. Und auch der Greifvogel Rotmilan hat sich wieder angesiedel­t in der Stadt. „Nach Jahrzehnte­n“, sagt Klancicar.

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