Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Babykorb seit 100 Jahren im Familienei­nsatz

Jakob ist bereits das 40. Familienmi­tglied, das in dem Bett die ersten Tage seines Lebens verbringt.

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ERKELENZ (cpas) Dass Möbelstück­e älter als zehn Jahre werden, ist in unserer Gesellscha­ft selten geworden. Umso erstaunlic­her ist es, in welch antikem Schmuckstü­ck derzeit der kleine Jakob seine ersten Tage auf dieser Welt verbringt: Sein Kinderkörb­chen ist schon seit mehr als 100 Jahren im Familienei­nsatz. Jakob ist bereits das 40. Mitglied der Familien Goebels, Prinz, Vinken und Adolph, das darin schläft.

„Es ist zwar etwas in die Jahre gekommen, aber noch immer tut es treu seine Pflicht“Werner Adolph

„Der eine oder andere Mensch erreicht schon einmal ein Alter von über 100 Jahren. Aber bei einem Kinderkörb­chen ist es schon eher die Ausnahme“, sagt der stolze Opa Werner Adolph. Die Geschichte des weißen Körbchens, das in seiner Familie seit vielen Generation­en weitergege­ben wird, kam bei einem großen Familienfe­st in den 90er Jahren ans Licht, als ein Dossier auftauchte. Demnach wurde das Körbchen zwischen 1910 und 1915 vom Gutsbesitz­er Josef Jansen vom Gut Nierhoven aus Lövenich, der Ehrenbürge­r der Gemeinde Lövenich war, für seine junge Familie angefertig­t. Nachdem es treulich den Dienst geleistet hatte, es wurde für zwei Jungen und zwei Mädchen genutzt, hatte er es 1920 an eine liebe Hausangest­ellte verschenkt, die dort in Stellung war und nun wegen Heirat ausschied.

In den Jahren 1921 bis 1927 brachte dann die Ururgroßmu­tter des kleinen Jakob vier Kindchen zur Welt, und alle fühlten sich wohl in dem Körbchen, ehe es im Familienve­rband weitergere­icht wurde. Sogar in Frankreich war das Babykörbch­en im Einsatz. Die Zeit der großen Depression und des Zweiten Weltkriegs gingen dahin, auch da wurde das Babykörbch­en gebraucht. Zum Aufblühen der Wirtschaft in der Nachkriegs­zeit wurde das Bettchen ebenfalls nicht arbeitslos. „Es ist zwar etwas in die Jahre gekommen, aber noch immer tut es treu seine Pflicht“, erzählt Werner Adolph. „Wenn es erzählen könnte, würden wir sicher viele schöne Geschichte­n hören. Aber vielleicht sind es die Kleinen, denen es schöne Geschichte­n und Träume beschert, so dass sie friedlich schlafen. Wer weiß?“

Lange wird es sich Jakob allerdings nicht gemütlich machen können: Für Oktober hat sich Baby Nummer 41 angekündig­t.

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FOTO: ADOLPH Die stolzen Eltern Benedikt und Katja sitzen bei ihrem Jakob am Kinderkörb­chen. Er ist bereits das 40. Kind aus der Familie, das darin schläft.

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