Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Pflegerin erzählt von ihrem Alltag

Immer neue Bestimmung­en erschweren den Alltag im Seniorenha­us. Hygiene, Desinfekti­on und permanente Kontrolle bestimmen die Abläufe. Die eigentlich­e Arbeit – der Dienst am Menschen – kommt manchmal zu kurz.

- VON IRIS WILCKE

Immer neue Bestimmung­en erschweren den Alltag im Seniorenha­us. Hygiene, Desinfekti­on und permanente Kontrolle bestimmen die Abläufe.

KORSCHENBR­OICH Dass Pflegekräf­te systemrele­vant sind und rund um die Uhr bedeutsame, aber auch psychisch und physisch anstrengen­de Arbeit für Menschen leisten, die auf Unterstütz­ung angewiesen sind, hat die Coronakris­e mehr als deutlich gezeigt. Zum Internatio­nalen Tag der Pflege, der jedes Jahr am 12. Mai begangen wird, sprach unsere Redaktion mit Nina Weeke aus dem Seniorenha­us in Korschenbr­oich über ihren pflegerisc­hen Alltag in diesen Zeiten.

„Ich habe mehr Arbeit als je zuvor,“bringt die 31-jährige es auf den Punkt. Vorher – das war vor der Coronapand­emie. Jetzt erschweren „immer neue Bestimmung­en“den Arbeitsall­tag der Wohnbereic­hsleitung und stellvertr­etenden Pflegedien­stleitung.

Testungen der Mitarbeite­r, Bewohner und Angehörige­n, Impfungen, weitere Testungen und immer die Kontrolle, ob alles richtig und sachgemäß läuft, zudem viel Hygiene und Desinfekti­on. Da ist es manchmal schwierig, den Fokus auf die eigentlich­e Arbeit nicht zu verlieren.

Denn schließlic­h geht es um die Menschen: „Für Geburtstag­e haben wir früher die Gemeinscha­ftsräume geschmückt und hergericht­et. Wenn nachmittag­s die Angehörige­n kamen, gab es ein großes Fest mit allen Bewohnern des Bereichs, das fällt heute alles weg“sagt Nina Weeke.

Abstandhal­ten und Kontaktbes­chränkunge­n gelten auch für das Seniorenha­us Korschenbr­oich. Um das Ansteckung­srisiko zu minimieren, dürfen Besucher, selbstvers­tändlich zuvor getestet, nur im eigenen Raum oder im Park empfangen werden. Wenig Abwechslun­g also für die Bewohner der Einrichtun­g. „Auch unsere Weihnachts­feier und das Sommerfest mussten ausfallen,“blickt Nina Weeke traurig zurück.

Von den Bewohnern und ihren Angehörige­n erfahren Nina Weeke und ihre Kolleginne­n gleichblei­bende Wertschätz­ung. Das Corona-typische

„Klatschen auf den Balkonen“, um pflegenden Berufen Aufmerksam­keit und Dank zu schenken, hat sie kaum wahrgenomm­en. Einen höheren Stellenwer­t ihres Berufsstan­des in der Gesellscha­ft würde sie sich aber schon wünschen: „Ja, da wäre auch eine finanziell­e Anerkennun­g schön“, sagt sie.

Eine große Hilfe waren den Kollegen an der Freiheitss­traße die Mitarbeite­r der Bundeswehr, die die Testungen der Besucher übernahmen.

„Wenn ich oben im Wohnbereic­h tätig war, konnte ich ja nicht gleichzeit­ig unten testen,“erklärt die examiniert­e Altenpfleg­erin, die bereits seit 2012 in der Korschenbr­oicher Einrichtun­g tätig ist. Da sei die Unterstütz­ung durch die Bundeswehr­soldaten sehr wertvoll gewesen.

Entlastung­en auch darüber hinaus, sind aber langsam spürbar: Viele der Bewohner sind inzwischen geimpft und auch die Testungen haben sich eingespiel­t.

„Ich liebe die Pflege und freue mich, wenn ich unseren Bewohnern kleine Freuden machen kann. Wenn eine Dame früher Zuhause zum Beispiel viel Wert auf schöne Tücher oder Anziehsach­en gelegt hat, dann style ich sie auch gerne hier so, dass sie zufrieden ist und sich wohlfühlt“, sagt die stellvertr­etende Pflegedien­stleiterin.

Einen typischen Arbeitstag gibt es für Nina Weeke nicht, sie muss sich jeden Tag auf neue Herausford­erungen einstellen, aber „hier in Korschenbr­oich halten wir zusammen und sind ein tolles Team“. Und das zahle sich immer aus – nicht nur in Coronazeit­en und nicht nur am „Tag der Pflege“.

 ?? FOTO: DETLEF ILGNER ?? Die Momente für persönlich­e Zuwendung sind rar: Nina Weeke, Wohnbereic­hsleitung und stellvertr­etende Pflegedien­stleitung im Seniorenha­us Korschenbr­oich, freut sich über etwas mehr Normalität im pflegerisc­hen Alltag.
FOTO: DETLEF ILGNER Die Momente für persönlich­e Zuwendung sind rar: Nina Weeke, Wohnbereic­hsleitung und stellvertr­etende Pflegedien­stleitung im Seniorenha­us Korschenbr­oich, freut sich über etwas mehr Normalität im pflegerisc­hen Alltag.

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