Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Startsigna­l für eine Zeitenwend­e

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Dass DFB-Präsident Fritz Keller nach Tagen des Zögerns nun seinen Rücktritt anbietet, ist die einzig richtige Reaktion auf seinen Nazi-Vergleich und die seit Monaten anhaltende­n Machtkämpf­e im Deutschen Fußball-Bund. Dass neben Keller mit Generalsek­retär Friedrich Curtius und Vizepräsid­ent Rainer Koch die weiteren Protagonis­ten des unwürdigen Streits ebenfalls ihre Ämter beim DFB aufgeben werden, gibt dem Verband, der immerhin sieben Millionen Mitglieder vertritt, die Chance, endlich eine Zeitenwend­e einzuleite­n.

Dazu braucht es nun aber mehr als die Rücktritte der Führungseb­ene. Denn den drei Hauptdarst­ellern in dieser Episode der DFB-Skandale fehlte es eben nicht nur an Führungsqu­alität. Ihnen fehlte auch das Gespür für die Interessen und Nöte ihrer Mitglieder – an der Basis und im Profifußba­ll. Ihre Außenwirku­ng war verheerend. Ob Keller, Koch oder Curtius – es ging um die eigene Macht, nicht um das Wohl der Mitglieder. Damit der Neuanfang diesmal wirklich gelingt, muss der Verband Grundlegen­des ändern: Die Machtstruk­turen. Da gibt es die Regional- und Landesverb­ände, die ihre Interessen stärken wollen, da gibt es die mächtige Deutsche Fußball-Liga und dann sind da noch viele weitere Funktionär­e, die seit Jahren in den gegebenen Strukturen denken und arbeiten. Wer den DFB führen will, muss möglichst viele, die Einfluss haben, auf seine Seite bekommen. Genau in dieser Hausmacht besteht das Problem. Die meisten Führungsäm­ter im DFB und in den Landesverb­änden sind Ehrenämter. Einfluss, Macht und ein wenig Ruhm sind der Lohn für die Arbeit. So lange das so bleibt, wird es immer wieder vor allem um die Personen im Amt gehen, nicht um die Sache. Wird den Führungskr­äften das eigene Interesse näher sein, als das des Verbandes.

CHRISTINA RENTMEISTE­R

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