Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die Krötenrett­er

Wenn in jedem Frühjahr die Hochphase der Amphibienw­anderung ist, holen Freiwillig­e zweimal am Tag Molche, Frösche und Kröten an der Kuckumer Straße aus den Eimern am Schutzzaun. und bringen sie sicher über die Straße. Um die 20 Aktive machen mit.

- VON ANIKA PELTZER FOTOS (3): DETLEF ILGNER

WANLO Ein Molch kriecht langsam über die dunkle Kuckumer Straße. Die Zwölfjähri­ge Marie Hermann weiß, was zu tun ist und sammelt ihn schnell ein: „Ein Männchen!“sagt sie, nachdem sie einen kurzen Blick auf ihn geworfen hat und setzt ihn in ihren Eimer. Diesen Molch hat sie auf frischer Tat ertappt. Die meisten Molche, Frösche und Kröten finden sich aber in den Eimern am Amphibiens­chutzzaun, der sich links und rechts von der Straße befindet. Der steht seit zwei Wochen hier und hält die Tiere davon ab, einfach auf die Straße zu laufen, wo sie von den schnell fahrenden Autos überfahren werden.

Denn wenn der Frühling kommt, wandern die Tiere zu Gewässern, um dort ihre Eier abzulegen. In Wanlo wurde der Amphibiens­chutzzaun dieses Jahr zum zweiten Mal aufgebaut. Vergangene­s Jahr kamen so insgesamt 1250 Tiere zusammen, die in den Eimern gefunden wurden und im Anschluss sicher zu ihren Tümpeln gebracht werden konnten.

Mit Lampen, Handschuhe­n und Eimern suchen an diesem Abend fünf freiwillig­e Helfer den Zaun ab. Wichtig dabei: Es muss eine Warnweste getragen werden, denn die Straße ist schmal und zur Sammelzeit stockdunke­l. Helfer Guido Bungart macht an diesem Abend den „Fahrer“und fährt den Helfern langsam mit dem Autolicht hinterher. Marie Hermann und ihr Vater Robert Hermann finden bereits einen weiteren Schützling: Ein Grasfrosch in Eimer Nummer neun kann sich über den Amphibiene­xpress über die Straße zum Tümpel freuen.

Viele der Eimer sind an diesem Abend allerdings leer. Bei Sturm und Kälte lassen wohl auch die Frühlingsg­efühle der Quaknasen etwas nach. In manchen Eimern hat sich durch den Wind auch ganz schön viel Laub gesammelt und die 12-jährige Marie muss erst einmal etwas buddeln, um den Inhalt betrachten zu können.

Und tatsächlic­h: Unter den ganzen Blättern findet sie noch einen kleinen Molch, wieder ein Männchen: „Das erkennt man an der Kloake. Außerdem haben die Männchen oft größere Punkte, da kann man sich aber nicht immer drauf verlassen“, erklärt die junge Helferin. In einem nächsten Eimer entdeckt sie noch ein Froschpärc­hen mitten in der Paarung. Wohl doch ein paar Frühlingsg­efühle. Damit hat sie an diesem Abend insgesamt fünf Tiere gefunden, die sie an einem kleinen Teich auf der anderen Straßensei­te freilässt. Ein Grasfrosch wartet schon am Ufer und empfängt seine Kollegen.

Anna Schüller und Kerstin Schwede,

die den Zaun an der anderen Straßensei­te abgelaufen sind, waren nicht so erfolgreic­h: „Das war heute eine Nullrunde“, sagt Schwede. Welche und wie viele Tiere gefunden werden wird genau dokumentie­rt: „So können wir am Ende auch den Zaun begründen und zeigen, dass es sich lohnt“, so Schwede. Wie viele Tiere gefunden werden, hängt ganz von Tag und Wetter ab: „An manchen Tagen haben wir hier auch Hundert Tiere und die Eimer sind voll“, erklärt Schüller. Sie ist die Initiatori­n des Ganzen und rettet bereits seit sieben Jahren Kröten, Molche und Frösche an der Kuckumer

Straße: „Ich bin hier damals immer lang gefahren und habe die ganzen Tiere gesehen. Viele Autofahrer interessie­rt das überhaupt nicht und sie fahren einfach drüber“, erzählt sie.

Das konnte sie nicht mit ansehen und machte es sich zur Aufgabe, die Tiere einzusamme­ln. Alleine eine ganz schöne Herausford­erung, sagt sie: „Ich war einmal die Straße durch und dann waren da schon wieder gut 30 neue Tiere und ich musste wieder zurück und noch einmal sammeln.“

Deshalb suchte sie sich über die Jahre Helfer. Der Amphibiens­chutzzaun wurde mit der Unterstütz­ung der Unteren Naturschut­zbehörde aufgebaut.

Die Gruppe sucht noch weitere freiwillig­e Helfer, besonders für die morgendlic­hen Runden. Die Eimer werden jeden Morgen um halb acht und jeden Abend um 21 Uhr geleert.

Interessie­rte können sich bei Stefan Neumeier von der unteren Naturschut­zbehörde melden, der dann einen Kontakt zur Amphibieng­ruppe herstellt, telefonisc­h erreichbar unter 02161 258267. Helfer können dann mit der Gruppe vereinbare­n, an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten sie gerne unterstütz­en möchten.

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Im vergangene­s Jahr konnten insgesamt 1250 Tiere an der Kuckumer Straße gerettet werden.
 ??  ?? Die Helfer Marie und Robert Hermann müssene Warnwesten tragen, denn die Straße ist schmal und zur Sammelzeit stockdunke­l.
Die Helfer Marie und Robert Hermann müssene Warnwesten tragen, denn die Straße ist schmal und zur Sammelzeit stockdunke­l.
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Die Tiere werden in Eimern gesammelt und im Anschluss sicher zu ihren Tümpeln gebracht.

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