Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
1,6 Millionen Euro für Schuldigitalisierung
Alle Jüchener Schulen verfügen jetzt über Glasfaseranschluss und W-Lan in Unterrichtsräumen.
JÜCHEN Auf dem Lehrerpult steht ein Holzgestell mit Reagenzgläsern, doch im Fach Chemie der Stufe 11 bei Lehrer Andreas Aretz prägt vor allem digitale Technik den Unterricht. Die eine Hälfte des Kurses sitzt mit Tablets vor ihm im Klassenraum, die übrigen Schüler sind – im Wechselunterricht wegen Corona – auf einem Bildschirm zu sehen, von zu Hause in den DuPLO-Klassenraum (Distanz- und Präsenz-Lernen im Online-Klassenzimmer) zugeschaltet. Beamer, Apple-TV, zwei Kameras und Richtmikrofone, vom Lehrer mit einer Regieeinheit gesteuert, ermöglichen, dass die Schüler von daheim alles bei guter Tonund Bildqualität genau verfolgen können – „dabei“sind.
Über acht solcher DuPLO-Räume verfügt die Gesamtschule bereits, weitere sollen folgen. Doch der zunehmende Digitalunterricht hat
Folgen, nicht erst seit Corona. „Das Datenvolumen bei uns ist exponentiell gestiegen“, erklärt stellvertretender Schulleiter Elmar Welter.
Die Digitaltechnik nutzt nichts, wenn nicht die Voraussetzungen geschaffen sind. „Alle Jüchener Schulen verfügen jetzt über Glasfaseranschluss“, betont Bürgermeister Harald Zillikens. Im Rahmen eines Projektes des Kreises und der Telekom wurden noch fehlende Schulen bis April angeschlossen. Manche Schulen verfügen über zwei Anschlüsse, etwa für Verwaltung und Unterricht.
Auch ein anderes Projekt ist abgeschlossen, wie Zillikens berichtet. „Die Schulen verfügen jetzt in allen Unterrichtsräumen über W-Lan.“Vor wenigen Wochen wurden die letzten Grundschul-Standorte ausgestattet. Mit dieser Versorgung sei Jüchen Vorreiter, erklärt der Bürgermeister. Rund 1,6 Millionen Euro sind in die Schuldigitalisierung
investiert worden, darunter circa 940.000 Euro aus Fördertöpfen wie „Gute Schule 2020“, Digitalpakt und anderen Programmen. Rund 700.000 Euro habe die Stadt aufgewendet. „Wir haben die digitalen Straßen, die Turbo-Anbindung, geschaffen. Jetzt kommt es auf die Schulen an, etwas daraus zu machen“, sagt Harald Zillikens.
Bei den digitalen Endgeräten gab und gibt es weiter Zuwachs. In den ersten Monaten 2021 waren 48 Laptops und 145 Tablets für Lehrer sowie – mit Verspätung – 325 Tablets für Schüler eingetroffen. In den nächsten Tagen werden 251 weitere Tablets erwartet. Danach folgt noch Präsentationstechnik: „In der Ausschreibung befinden sich 66 Beamer und 45 digitale interaktive Displays“, kündigt Zillikens an.
Klar ist: Die Digitaltechnik wird den Unterricht massiv prägen – und das auch nach der Pandemie. An der Gesamtschule, die sich schon vor Corona verstärkt auf den digitalen Weg gemacht hat, werden bereits neue Möglichkeiten ausgelotet. „So bereitet eine Spanisch-Lehrerin eine Kooperation mit einer spanischen Schule vor, bei der die Schüler aus beiden Ländern virtuell in einem DuPLO-Raum zusammen lernen können“, sagt Schulleiterin Susanne Schumacher. „Früher war so etwas undenkbar.“Kontakte würden auch zu einer Schule in Tel Aviv in Israel geknüpft. Auch die Einbindung etwa von Vertretern von Unternehmen sei auf digitalem Wege möglich.
Die Betreuung der Technik erfordert aber auch mehr Aufwand und Personal. Zwei neue IT-Stellen gibt es im Rathaus – überwiegend für den Schulbereich. Doch an der Gesamtschule sind auch Lehrer mit Aufspielen von Software, Vergabe von Passwörtern und anderem befasst. Laut Welter wäre an den Schulen Unterstützung durch Assistenten für den Digitalbereich wünschenswert.