Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
„Wir brauchen Hoffnung in der Pandemie“
Der Leiter des Nikolausklosters spricht über das nahende Pfingstfest, über Zuversicht und über den neuen Förderverein.
Pater Andreas, in früheren Jahren lockte das Pfingstfest Tausende Besucher ins Nikolauskloster. Was ist in diesem Jahr möglich?
ANDREAS PETITH Wegen Corona längst nicht so viel, wie wir gern anbieten würden. Auf jeden Fall werden wir unsere Gottesdienste auf der Klosterwiese feiern, wir rechnen mit jeweils 250 bis 300 Besuchern. Dies wird wieder von einem großen ehrenamtlichen Team organisiert. Die Gottesdienste draußen konnten wir den ganzen Winter durchhalten. Mindestens 60 bis 80 Besucher kamen, haben sich in Decken eingemümmelt.
Wann beginnen Pfingsten die Gottesdienste?
PETITH Am Sonnabend, 22. Mai, um 18 Uhr, Pfingstsonntag und -montag um 10 und 18 Uhr. Zudem gibt es am Sonntag um 8 Uhr einen Gottesdienst in der Klosterkirche und um 11 Uhr einen Familiengottesdienst im Freien.
Ist ein Rahmenprogramm geplant?
PETITH Nach jetzigem Stand werden wir nur Kuchen für Außerhausverkauf anbieten können, außerdem Honig und Liköre aus dem Klosterladen. Wir müssen bereits zum zweiten Mal Pfingsten unter Corona-Bedingungen feiern. Wie im letzten Jahr hatten wir eine Ausstellung mit Werken zum Thema „Umwelt und Schöpfung“geplant. Gott hat uns und unsere Erde erschaffen, doch wir plündern sie aus. Der Umgang mit unserer Erde wird uns und auch nachfolgenden Generationen schwer belasten. Ein Thema, das uns alle religionsübergreifend berührt. Ich bedaure es sehr, dass wir diese Veranstaltung absagen mussten. Ein Rahmenprogramm können wir Pfingsten also nicht bieten. Dafür wollen wir für unseren neu gegründeten Förderverein werben.
Was ist das Ziel des Fördervereins?
PETITH Die Erhaltung des Klosters. Hier sind besonders zwei Projekte zu nennen. Die Dächer sind teilweise marode und müssen dringend saniert werden. Das gilt auch für die denkmalgeschützten Türstürze aus Sandstein. Wir mussten sie teilweise mit Eisenkonstruktionen sichern. Das kann so nicht bleiben. Für all das benötigen wir Unterstützung. Mit den Einnahmen des Klosters können wir das nicht stemmen. Sobald das Gründungsverfahren des Fördervereins bei allen Behörden abgeschlossen ist, werden wir noch einmal an die Öffentlichkeit herantreten.
Bedeutet Corona für das Nikolauskloster Einbußen?
PETITH Unsere Einnahmen sind massiv eingebrochen. Übernachtungen und Seminare sind zurzeit nicht möglich und unser Kloster-Café, das in normalen Zeiten sehr viele Gäste anzieht, ist bis auf den Außerhaus-Verkauf eingestellt. Nur über Spenden können wir den Klosterbetrieb aufrechterhalten.
Pfingsten ist das Fest, sich der Stärke des Glaubens zu vergewissern. Ist das in der Pandemie besonders wichtig?
PETITH Wir brauchen mehr Zuversicht, und wir brauchen die Hoffnung, dass die Dinge sich wieder ändern – etwa durch Impfungen. Vielen fehlt es, den anderen in den Arm zu nehmen, zu signalisieren: ,Ich mag Dich`. Das ist ja auch gelebte Kirche, in der Gemeinschaft helfend füreinander da zu sein. Pfingsten ist der Ursprung von Kirche – mit dem Vertrauen, vom heiligen Geist geführt zu werden. Wir brauchen in der Pandemie Hoffnung. Sie sollte für uns aber auch Mahnung sein. Die Menschen haben die Pandemie ein Stück weit selbst zu verantworten. Ich denke, wir müssen uns künftig etwas bescheidener geben.
Suchen die Menschen das Kloster vermehrt auf, weil ihnen Kontakt fehlt?
PETITH Vielen fehlt der Ansprechpartner. Die Familie ist zerstreut, man sieht sich nicht mehr – aus Angst um die Verwandten. Digitale Kommunikation kann nicht alles bieten. Viele haben Redebedarf, wollen ihren Frust los werden. Sie sind froh und dankbar, dass wir da sind.
Kommen auch Menschen, die an Corona erkrankt waren?
PETITH Wir haben hier einige gehabt, die von Corona genesen sind. Die Krankheit lässt uns spüren, wie verletzlich das Leben ist. Es ist nicht alles selbstverständlich. Die Gesundheit ist ein Geschenk Gottes. CARSTEN SOMMERFELD FÜHRTE DAS GEPRÄCH