Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Neun Kapitel aus Rheydts Historie

Ein Tor aus China, Notgeld, Schmölderp­ark – Themen in einem Buch von Hans-Jürgen Johnen.

- VON HOLGER HINTZEN Hans-Jürgen Johnen, Rheydter Stadtgesch­ichten, 164 Seiten, 235 Abbildunge­n, Hardcover, 21,90 Euro, erhältlich auch über http://stadtgesch­ichte-rheydt.de

RHEYDT Manche Dinge wollen gute Weile habe, manche Gedanken müssen reifen: Und so ist es schon fast 20 Jahre her, dass Hans-Jürgen Johnen über den Friedhof an der Nordstraße spazierte und das opulente Grab der Industriel­lenfamilie Froriep betrachtet­e. Dabei fiel ihm auch die 1897 geschaffen­e Bronzefigu­r des Künstlers Gustav Rutz ins Auge. Und weil Johnen dann feststellt­e, dass Werke von Rutz noch an anderen Stellen seiner Heimatstad­t eine Rolle gespielt haben, begann eine Beschäftig­ung mit der Rheydter Historie. Die mündete vor zweieinhal­b Jahren in die Idee, das gesammelte Wissen in einem Buch niederzusc­hreiben.

Das ist nun fertig. „Rheydter Stadtgesch­ichten“ist der Titel. Und sobald 300 Exemplare aus der Druckerei in Kleve nach Rheydt ausgeliefe­rt sind, will Johnen das Werk über den Buchhandel und seine Internetse­ite vertreiben.

Das Buch behandelt in neun Kapiteln recht unterschie­dliche Themen aus der Rheydter Stadtgesch­ichte. Da geht es beispielsw­eise um das Notgeld, das in der Stadt Rheydt, in Odenkirche­n und Wickrath in den Jahren 1914 bis 1924 ausgegeben wurde. In Jahren rasender Inflation wurde der Wertverfal­l des Geldes immer irrsinnige­r. „Ende 1923 wurden die Löhne dreimal wöchentlic­h ausgezahlt, da das Geld so rasend schnell wertlos wurde. Eine ZweiPfenni­g-Münze aus Kupfer hatte einen Metallwert von 62.500 Mark und das Briefporto kostete damals zehn Milliarden“, schreibt Johnen.

Andere Kapitel hat der gelernte Speditions­kaufmann, der 2015 als Mitarbeite­r im Rechnungsw­esen eines großen Unternehme­ns in den Ruhestand gegangen ist, beispielsw­eise der Geschichte der Rheydter Hirschapot­heke, der Honschaft Hohenberg und dem Schmölderp­ark gewidmet.

Kurios ist die Geschichte des Chinesisch­en Tors, das laut Johnen einst in der Nähe des Schmölderp­arks an der heutigen Einfahrt zur Straße „Am Katharinen­hof“stand. Der Rheydter Wilhelm Daniels war als Ingenieur von der Firma Siemens und Halske nach Shanghai geschickt worden. Um die Wende zum 20. Jahrhunder­t ließ er einen 10,50 Meter hohen und 8,75 Meter breiten steinernen Tor-Rahmen per Schiff aus China in die Heimat verfrachte­n und an der Johannesst­raße, der heutigen Urftstraße, aufstellen. Schmiedeei­serne Tor-Flügel wurden dann in Rheydt gegossen. Das Tor ist verfallen, an der Einfahrt zur Straße „Am Katharinen­hof“deuten heute noch zwei alte Steine auf das ursprüngli­che Fundament hin, schreibt Johnen.

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FOTO: JANA BAUCH Am Grabmal der Familie Froriep auf dem Friedhof an der Nordstraße erwachte Hans-Jürgen Johnens Interesse an der Geschichte seiner Heimat.

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