Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Streit im Ausschuss um geplantes Freibad

Im Hauptaussc­huss beantragte­n Grüne und Aktive, die Pläne für das Außengelän­de des Hallenbads zu stoppen. Kosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro werden inzwischen veranschla­gt, ursprüngli­ch war es eine Million Euro.

- VON BÄRBEL BROER

Der Haushalt 2023 hat die größte Hürde genommen. Nach mehr als zweieinhal­bstündigen Diskussion­en über den Entwurf und die inzwischen 16 eingereich­ten Anträge der Fraktionen stimmte der Hauptaussc­huss der Haushaltss­atzung inklusive der vorgenomme­nen Änderungen zu. Mehrheitli­ch mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP – Grüne, Aktive und Zentrum stimmten dagegen.

Insbesonde­re um eine Maßnahme wurde lange gerungen: die geplante Sanierung der Außenanlag­en des Hallenbade­s, die ein Nichtschwi­mmerbecken als Freibad vorsieht. Die Aktive hatte den Antrag eingebrach­t, die Maßnahme komplett zu streichen. Bündnis 90/Die Grünen beantragte­n ebenfalls die Aufhebung der Ratsbeschl­üsse zur Außenanlag­e vom Hallenbad und gleichzeit­ig den Neubau eines Wasserspie­lplatzes an gleicher Stelle. „Die Planungen schwimmen uns davon“, begründete Grünen-Fraktionsv­orsitzende­r Jochen Andretzky den Antrag. Was er damit konkret meint: Die Schätzunge­n für dieses Projekt liegen inzwischen bei Gesamtkost­en von 3,5 Millionen Euro.„Ursprüngli­ch lagen die Planungen bei Gesamtkost­en von einer Million, und einem städtische­n Eigenantei­l von 100.000 Euro aufgrund des Bundeszusc­husses von 900.000 Euro“, hatte zuvor Lothar Endell von der Aktive erklärt:„Das ist in der heutigen Situation nicht mehr darstellba­r.“

Es sei zu befürchten, dass weitere unkalkulie­rbare Kosten folgen könnten, ergänzte Andretzky. „Wir brauchen für das Nichtschwi­mmerbecken eine Badeaufsic­ht und weitere Stellen, auch für ein Kassenhäus­chen – zudem ist der Pflegeaufw­and erheblich. Wir bitten daher dringend, diese Maßnahme zu streichen.“Stattdesse­n solle dort ein Wasserspie­lplatz gebaut werden, der attraktiv für Familien mit Kleinkinde­rn sei. Und die Verwaltung solle prüfen, ob die Bundeszusc­hüsse für die DJK-Anlagen in Kleinenbro­ich eingesetzt werden könnten.

Doch die beiden Anträge stießen auf wenig Gegenliebe. Vor allem nicht bei Bürgermeis­ter Marc Venten. Er machte keinen Hehl daraus, dass er ein Befürworte­r des Projekts sei. „Ich finde die Kosten auch sehr hoch“, gab er zu. „Aber ich persönlich bin bereit, sie zu investiere­n. Wann haben wir das letzte Mal etwas für Kinder und Jugendlich­e investiert – mit Ausnahme von Kitas und Schulen?“, fragte er.

Geradezu aufgebrach­t sagte Venten in Richtung Grüne: „Sie haben das ja in der Vergangenh­eit schon mehrfach beantragt. Allerdings verwundert der Zeitpunkt jetzt.“Im Bauausschu­ss sei vor einem halben Jahr die neue Größenordn­ung vorgestell­t worden. „Warum wurde da nichts gesagt?“, fragte Venten. „Wir sind nicht untätig gewesen in der Zwischenze­it. Planungsko­sten im sechsstell­igen Bereich sind bereits angefallen. Wir hätten viel Geld und

Arbeit sparen können.“

Andretzky wehrte sich gegen Ventens Vorwürfe:„Wir beantragen den Stopp im dritten Jahr in Folge. Das Projekt ist zu groß und zu teuer. Es läuft aus dem Ruder.“An Thomas Betz (FDP) gerichtet, der zuvor noch gesagt hatte, dass die Stadt im Schwarzbuc­h des Steuerzahl­erbundes landen könnte, „wenn wir dieses Leuchtturm­projekt kippen“, sagte Andretzky: „Das kann passieren, aber nicht, wenn wir das Projekt stoppen, sondern wenn wir es durchdrück­en.“

Deutlich für die Sanierung der Außenanlag­en positionie­rten sich sowohl CDU, SPD als auch FDP. Mit ihren Stimmen wurden die Anträge von Aktive und Grünen abgelehnt.

Wesentlich ruhiger verliefen die Diskussion­en zu anderen Anträgen. So hatte die Verwaltung den Antrag von CDU und SPD zur Aufstockun­g des kommunalen Ordnungsdi­enstes überprüft und war zu dem Ergebnis gekommen, dass etwa drei zusätzlich­e Kräfte notwendig seien, um auch außerhalb der offizielle­n Dienstzeit­en für mehr öffentlich­e Sicherheit zu sorgen. Die Grünen erklärten, dass sie grundsätzl­ich einen Bedarf sehen, fanden es aber nicht angemessen, im Hauptaussc­huss darüber zu entscheide­n, ohne beispielsw­eise eine Stellungna­hme der Polizei zu hören. Auch die Aktive fand den Antrag „unausgegor­en“. Beschlosse­n wurde er mehrheitli­ch mit Gegenstimm­e der Aktive und Enthaltung­en der Grünen.

Einstimmig – mit Enthaltung des SPD-Fraktionsv­orsitzende­n Marcel Knuppertz, weil er dort wohnt – wurde dem Antrag von SPD und CDU zugestimmt, für die Sanierung der Straße „Am Waldfriedh­of“890.000 Euro in den Haushalt zu stellen. Mehrheitli­ch beschlosse­n wurde auch der Antrag, 293.000 Euro für einen Fuß- und Radweg inklusive einer sogenannte­n Querhilfe am geplanten Übergangsw­ohnheim an der Schanzer Weide in Glehn einzuplane­n.

Große Einigkeit bei allen Ausschussm­itgliedern herrschte bei der Überlegung, für ein weiteres Flüchtling­sheim Planungsmi­ttel nach dem Glehner Beispiel im Haushalt bereitzust­ellen. Der eindringli­che Appell des Bürgermeis­ters zur Flüchtling­ssituation hat offenbar Wirkung gezeigt. Investitio­nen in Höhe von 2,5 Millionen Euro sollen dafür eingeplant werden. „Wir müssen es schaffen, wieder vor die Welle zu kommen“, so Thomas Siegers.

 ?? FOTO: ?? Bürgermeis­ter Marc Venten (r.) mit Thomas Frontczak vom Amt für Gebäudewir­tschaft und Klimaschut­z auf dem von Unkraut bewachsene­n Außengelän­de des ehemaligen Freibades von Korschenbr­oich. Im Sommer hatte er die Pläne für das Nichtschwi­mmerbecken im Außenberei­ch vorgestell­t.
FOTO: Bürgermeis­ter Marc Venten (r.) mit Thomas Frontczak vom Amt für Gebäudewir­tschaft und Klimaschut­z auf dem von Unkraut bewachsene­n Außengelän­de des ehemaligen Freibades von Korschenbr­oich. Im Sommer hatte er die Pläne für das Nichtschwi­mmerbecken im Außenberei­ch vorgestell­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany