Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
„Mit Itakura einen guten Griff getan“
Der Ur-Borusse lobt Kapitän Stindl und würde ihn gern langfristig bei Borussia sehen. Auch Gladbachs Japaner gefällt dem früheren Weltklasse-Verteidiger.
Das 4:1 der Borussen bei der TSG Hoffenheim hat mir gut gefallen. Dass es lief, mache ich auch an zwei Personalien fest. In der Offensive war Lars Stindl ein wesentlicher Faktor, in der Defensive haben die Gladbacher mit dem Japaner Ko Itakura einen guten Griff getan.
Zunächst zu Stindl. Er gibt dem Borussen-Spiel eine besondere Note mit seinem Spielverständnis und seinem Gespür für die Räume. Das haben alleine seine Pässe vor den ersten beiden Toren gezeigt. Chapeau! Aber Stindl ist nicht nur fußballerisch enorm wichtig. Er hat viel Anerkennung in der Mannschaft, es kommt nicht von ungefähr, dass er seit fast sieben Jahren Kapitän ist. Stindl ist zur Persönlichkeit geworden, die für den Klub steht. So einen darf man nicht ziehen lassen.
Darum wäre es gut, den Vertrag mit ihm zu verlängern, am besten langfristig. Das müsste beinhalten, ihn über die Karriere hinaus einzubinden in den Klub. Ich kann mir einen wie ihn zum Beispiel sehr gut in der Nachwuchsarbeit vorstellen. Er versteht, was Borussia ist und weiß, wie wichtig es ist, Talente zu finden und zu entwickeln. Aktuell ist er aber der Anführer der Mannschaft. Und auch wenn er nicht mehr in jedem Spiel von Beginn an dabei sein kann, ist er einer, der die anderen mitnehmen kann mit seiner Mentalität. Die würde ich mir von mehr Spielern der Borussia wünschen.
Ko Itakura meine ich damit nicht. Wir haben in den vergangenen Monaten viel über Verteidiger gesprochen und die Merkmale, die ihnen in Deutschland inzwischen fehlen. Itakura ist ein Verteidiger, wie ich ihn mir wünsche. Bei ihm sehe ich die Lust, Tore zu verhindern. Ja, auch ein Sliding Tackling macht den Fußball sehenswert, es ist ja keine brutale Aktion, sondern ein legitimes Mittel, um den Ball zu erobern. Itakura ist sich nicht zu schade dafür, das spricht für ihn als Teamspieler, aber auch für seine Qualität: Für ein gutes Tackling braucht es Timing, Geschicklichkeit, Beweglichkeit und Schnelligkeit.
Bei der WM haben wir gesehen, was die japanischen Fußballer auszeichnet: Fleiß, Kampfkraft, Disziplin und Willenskraft. Diese Tugenden standen früher insbesondere für den deutschen Fußball. Leider ist das in den vergangenen Jahren verloren gegangen, beziehungsweise andere haben uns da überholt. Ich war in den 80er Jahren in Japan, beim Nationalteam und verschiedenen Klubs. Da habe ich erlebt, wie sehr die Japaner unseren Fußball bewundern und ihn als Vorbild nehmen. Bei der WM in Katar haben wir gesehen, dass sie das nachhaltig und erfolgreich umgesetzt haben.
Auf japanische Spieler kann man sich blind verlassen, sie geben in jedem Spiel alles. Sie sind immer top vorbereitet auf ihre Aufgaben, konzentrieren sich auf das Wesentliche und machen eben auch mal die Drecksarbeit. Und sie sind, wenn sie sich wohlfühlen, treue Spieler. Auch das ist wichtig, wenn es darum geht, einen Klub zu prägen: Er braucht Spieler, die über einen langen Zeitraum da sind – siehe Stindl. Itakura kann in so eine Rolle reinwachsen, er hat das Zeug, Borussias Abwehr langfristig zu führen. Der große Respekt, den Itakura auf Schalke noch genießt, belegt, was ich sage.
Stichwort Schalke. Gegen den Tabellenletzten erwarte ich von Borussia, dass sie nach dem Sieg gegen Hoffenheim mit viel Selbstvertrauen in das Spiel geht und voll auf Sieg spielt. Es gibt weiterhin die Minimalchance, Fünfter oder Sechster zu werden, die muss man im Blick behalten. Spieler wie Stindl und Itakura müssen da vorangehen. Und Itakura hat es ja gesagt in einem Interview: Er will mit Gladbach noch ein paar Plätze klettern. Bitte gern!