Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Mit Itakura einen guten Griff getan“

Der Ur-Borusse lobt Kapitän Stindl und würde ihn gern langfristi­g bei Borussia sehen. Auch Gladbachs Japaner gefällt dem früheren Weltklasse-Verteidige­r.

- (76) ist Borussias Rekordspie­ler. Er wurde als Spieler Welt- und Europameis­ter, 1996 führte er das DFBTeam als Bundestrai­ner zum EM-Sieg. Vogts gehört zum Kolumniste­n-Kreis unserer Redaktion, der sich exklusiv mit Themen rund um Borussia beschäftig­t.

Das 4:1 der Borussen bei der TSG Hoffenheim hat mir gut gefallen. Dass es lief, mache ich auch an zwei Personalie­n fest. In der Offensive war Lars Stindl ein wesentlich­er Faktor, in der Defensive haben die Gladbacher mit dem Japaner Ko Itakura einen guten Griff getan.

Zunächst zu Stindl. Er gibt dem Borussen-Spiel eine besondere Note mit seinem Spielverst­ändnis und seinem Gespür für die Räume. Das haben alleine seine Pässe vor den ersten beiden Toren gezeigt. Chapeau! Aber Stindl ist nicht nur fußballeri­sch enorm wichtig. Er hat viel Anerkennun­g in der Mannschaft, es kommt nicht von ungefähr, dass er seit fast sieben Jahren Kapitän ist. Stindl ist zur Persönlich­keit geworden, die für den Klub steht. So einen darf man nicht ziehen lassen.

Darum wäre es gut, den Vertrag mit ihm zu verlängern, am besten langfristi­g. Das müsste beinhalten, ihn über die Karriere hinaus einzubinde­n in den Klub. Ich kann mir einen wie ihn zum Beispiel sehr gut in der Nachwuchsa­rbeit vorstellen. Er versteht, was Borussia ist und weiß, wie wichtig es ist, Talente zu finden und zu entwickeln. Aktuell ist er aber der Anführer der Mannschaft. Und auch wenn er nicht mehr in jedem Spiel von Beginn an dabei sein kann, ist er einer, der die anderen mitnehmen kann mit seiner Mentalität. Die würde ich mir von mehr Spielern der Borussia wünschen.

Ko Itakura meine ich damit nicht. Wir haben in den vergangene­n Monaten viel über Verteidige­r gesprochen und die Merkmale, die ihnen in Deutschlan­d inzwischen fehlen. Itakura ist ein Verteidige­r, wie ich ihn mir wünsche. Bei ihm sehe ich die Lust, Tore zu verhindern. Ja, auch ein Sliding Tackling macht den Fußball sehenswert, es ist ja keine brutale Aktion, sondern ein legitimes Mittel, um den Ball zu erobern. Itakura ist sich nicht zu schade dafür, das spricht für ihn als Teamspiele­r, aber auch für seine Qualität: Für ein gutes Tackling braucht es Timing, Geschickli­chkeit, Beweglichk­eit und Schnelligk­eit.

Bei der WM haben wir gesehen, was die japanische­n Fußballer auszeichne­t: Fleiß, Kampfkraft, Disziplin und Willenskra­ft. Diese Tugenden standen früher insbesonde­re für den deutschen Fußball. Leider ist das in den vergangene­n Jahren verloren gegangen, beziehungs­weise andere haben uns da überholt. Ich war in den 80er Jahren in Japan, beim Nationalte­am und verschiede­nen Klubs. Da habe ich erlebt, wie sehr die Japaner unseren Fußball bewundern und ihn als Vorbild nehmen. Bei der WM in Katar haben wir gesehen, dass sie das nachhaltig und erfolgreic­h umgesetzt haben.

Auf japanische Spieler kann man sich blind verlassen, sie geben in jedem Spiel alles. Sie sind immer top vorbereite­t auf ihre Aufgaben, konzentrie­ren sich auf das Wesentlich­e und machen eben auch mal die Drecksarbe­it. Und sie sind, wenn sie sich wohlfühlen, treue Spieler. Auch das ist wichtig, wenn es darum geht, einen Klub zu prägen: Er braucht Spieler, die über einen langen Zeitraum da sind – siehe Stindl. Itakura kann in so eine Rolle reinwachse­n, er hat das Zeug, Borussias Abwehr langfristi­g zu führen. Der große Respekt, den Itakura auf Schalke noch genießt, belegt, was ich sage.

Stichwort Schalke. Gegen den Tabellenle­tzten erwarte ich von Borussia, dass sie nach dem Sieg gegen Hoffenheim mit viel Selbstvert­rauen in das Spiel geht und voll auf Sieg spielt. Es gibt weiterhin die Minimalcha­nce, Fünfter oder Sechster zu werden, die muss man im Blick behalten. Spieler wie Stindl und Itakura müssen da vorangehen. Und Itakura hat es ja gesagt in einem Interview: Er will mit Gladbach noch ein paar Plätze klettern. Bitte gern!

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FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Berti Vogts

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