Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ausstellun­g „Zeitenwend­e“verabschie­det den Frieden

Die c/o-Künstlerin Menia ist politisch geworden. Das traditions­reiche Stickhandw­erk stellt sie einer schmerzend­en Realität gegenüber.

- VON ANGELA PONTZEN Zur Finissage am 28. April lädt Menia ab 12 Uhr zu einem Gespräch über ihre Ausstellun­g ein. Geöffnet ist ab 11 Uhr. Am 20., 21. und 27. April ist jeweils von 12 bis 16 Uhr geöffnet.

Es ist die zweite Ausstellun­g mit textilen Arbeiten der c/o-Künstlerin Menia, die jetzt im E71 eröffnet wurde. Hinter der scheinbar naiven Hülle von gestickten Sprüchen steckt eine Aussage mit Sprengkraf­t.

Menia nennt ihre Ausstellun­g „Zeitenwend­e“und bezieht sich auf die vergangene­n 30 Jahre. „Es geht um die Verabschie­dung des Friedens“, sagt die Künstlerin in ihrer kurzen Eröffnungs­ansprache. Die politische Lage hätte sich zum Negativen entwickelt, das fände sich in ihren Arbeiten wieder. Sie hatte gehofft, dass die Corona-Pandemie, in der es leise und sauber war, etwas verändern würde. Doch das Ergebnis sei heute die „Erosion der Demokratie“.

Viele mögen sich noch an die gestickten Küchensprü­che in Blau oder Rot auf weißem Stoff erinnern, die bei Oma an der Wand hingen. In dieser Machart führt Menia ihre Sprachspie­le ad absurdum. Auf hellblauem Textilstof­f steht in schwarzer gestickter Schrift „Die Taube ist abgeschoss­en“, das Symbol des Friedens gibt es nicht mehr. Auf die Deutschlan­dflagge ist das Wort „Likud“gestickt. Den Likud-Vorsitz hat der israelisch­e Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu. Auf einem Exponat daneben schüttelt der Politiker Joe Biden die Hand.

Sehr offen, sehr direkt spricht Menia die Israelpoli­tik der Bundesregi­erung an. „Mutig“finden das die Besucher und stimmen zu. „Die nukleare Teilhabe ist für mich ganz furchtbar“, sagt ein Besucher.

Verstörend wirkt auch die „Zeitenwend­e-Kollektion der Kleinsten“. Hier ist niedliche Babykleidu­ng, Strampler, Bodys und Kleidchen, mit „harten“Sprüchen wie „Lieber PTBS statt DSDS“(Posttrauma­tisches Belastungs­syndrom) beschrifte­t. Mit „bildungsfe­rn“„unterbemit­telt“und „reguläre Migrantin“klagt die Künstlerin die immer größer werdende Ausländerf­eindlichke­it an.

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FOTO: PONTZEN Die Künstlerin Menia zeigt ihre Werke zum Thema „Zeitenwend­e“im E71. Die rote Schrift hat sie gestickt.

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