Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Ausstellung „Zeitenwende“verabschiedet den Frieden
Die c/o-Künstlerin Menia ist politisch geworden. Das traditionsreiche Stickhandwerk stellt sie einer schmerzenden Realität gegenüber.
Es ist die zweite Ausstellung mit textilen Arbeiten der c/o-Künstlerin Menia, die jetzt im E71 eröffnet wurde. Hinter der scheinbar naiven Hülle von gestickten Sprüchen steckt eine Aussage mit Sprengkraft.
Menia nennt ihre Ausstellung „Zeitenwende“und bezieht sich auf die vergangenen 30 Jahre. „Es geht um die Verabschiedung des Friedens“, sagt die Künstlerin in ihrer kurzen Eröffnungsansprache. Die politische Lage hätte sich zum Negativen entwickelt, das fände sich in ihren Arbeiten wieder. Sie hatte gehofft, dass die Corona-Pandemie, in der es leise und sauber war, etwas verändern würde. Doch das Ergebnis sei heute die „Erosion der Demokratie“.
Viele mögen sich noch an die gestickten Küchensprüche in Blau oder Rot auf weißem Stoff erinnern, die bei Oma an der Wand hingen. In dieser Machart führt Menia ihre Sprachspiele ad absurdum. Auf hellblauem Textilstoff steht in schwarzer gestickter Schrift „Die Taube ist abgeschossen“, das Symbol des Friedens gibt es nicht mehr. Auf die Deutschlandflagge ist das Wort „Likud“gestickt. Den Likud-Vorsitz hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Auf einem Exponat daneben schüttelt der Politiker Joe Biden die Hand.
Sehr offen, sehr direkt spricht Menia die Israelpolitik der Bundesregierung an. „Mutig“finden das die Besucher und stimmen zu. „Die nukleare Teilhabe ist für mich ganz furchtbar“, sagt ein Besucher.
Verstörend wirkt auch die „Zeitenwende-Kollektion der Kleinsten“. Hier ist niedliche Babykleidung, Strampler, Bodys und Kleidchen, mit „harten“Sprüchen wie „Lieber PTBS statt DSDS“(Posttraumatisches Belastungssyndrom) beschriftet. Mit „bildungsfern“„unterbemittelt“und „reguläre Migrantin“klagt die Künstlerin die immer größer werdende Ausländerfeindlichkeit an.