Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ein „Zehner“mit Fair-Play-Gen

Thomas Tümmers ist ein erfahrener und im Fußballkre­is bekannter Mittelfeld­spieler, schließlic­h hat er schon bei vielen Vereinen gespielt. Neben seiner beeindruck­enden spielerisc­hen Bilanz kennt man ihn auf und neben dem Platz für seinen Sportsgeis­t.

- VON HORST HÖCKENDORF

Nicht jeder kann die legendäre Rückennumm­er zehn auf seinem Trikot tragen, dazu bedarf es einiger Voraussetz­ungen. Dazu gehören Verantwort­ung auf und neben dem Spielfeld sowie eine gewisse Spielintel­ligenz, egal ob im Weltfußbal­l oder auf dem Amateur-Sportplatz. Der Zehner agiert als Ballvertei­ler und sucht selbst den Abschluss. Pelé, Maradona und Zinedine Zidane trugen diese Rückennumm­er. Auf etwas bescheiden­erem Niveau fällt auch Thomas Tümmers in diese Kategorie, der zeitgleich als Spieler der Sportverei­nigung Odenkirche­n derzeit an die Bezirkslig­a anklopft und als Interimstr­ainer beim Bezirkslig­isten Türkiyemsp­or angestellt ist, das auf bestem Weg zurück in die Kreisliga A ist.

Mit 33 Jahren hat Tümmers bereits etliche Stationen hinter sich gebracht. Sein letztes Jahr als A-Junior bestritt er 2009 in der Niederrhei­nliga für den KFC Uerdingen. Es folgte der Schritt zum damaligen Niederrhei­nligisten (heute Oberliga) TuRu 88 Duisburg, doch der Verein meldete dann später Insolvenz an. Über Fortuna Mönchengla­dbach (Bezirkslig­a) unter Stefan Houben ging es zum Rheydter SV, der damals noch Landesligi­st war. Es folgten Ein-Jahres-Abos in Giesenkirc­hen und dem 1. FC Viersen. Nach eineinhalb Spielzeite­n in Rheindahle­n ging es für die Rückrunde der Saison 2016/17 zurück zum Spö.

Lange hatte es ihn bis hierhin selten in einem Verein gehalten, erst 2017 fand der gereifte Tümmers dann bei Türkiyemsp­or vorerst seine sportliche Heimat. Er hatte seinen Anteil daran, dass der älteste von Ortsansäss­igen mit Migrations­hintergrun­d geführte Verein dort steht, wo er heute zu finden ist. Unterbroch­en wurde sein Engagement für die Rückrunde 2019, als er beim Kooperatio­nspartner TDFV Viersen aushalf. 2022 dann der Wechsel zum TuS Wickrath, wo er aber nur zwei Spiele absolviere­n konnte, weil eine schwere Verletzung ihn aus dem Spiel nahm. Also zurück zu Türkiyemsp­or, mit denen er dann deren erstmalige­n Aufstieg in die Bezirkslig­a feiern konnte. Verlierer der dramatisch­en Schlusspha­se letztes Jahr war eben Odenkirche­n, zu denen er letztendli­ch wechselte.

Beeindruck­end ist die Bilanz des Spielgesta­lters. In mehr als 340 Spielen (es fehlen die Daten vor der Saison 2010/11) erzielte er 174 Tore und steuerte mehr als 200 Assists bei. Als Trainer hingegen sieht die bisherige Bilanz noch nicht so eindrucksv­oll aus: Gleich in seinem ersten Jahr bei Türkiyemsp­or war er als Spielertra­iner eher auf als neben dem Feld zu finden. Trotzdem gelangen unter seiner Leitung 20 Siege, drei Unentschie­den und vier Niederlage­n. Die 63 Punkte reichten dann zum Aufstieg in die Kreisliga A. Seit der Saison 2017/18 trat er auch als sportliche­r Leiter bei den Mülfortern auf und legte hier mit den Grundstein zum späteren Bezirkslig­aaufstieg.

Neben Beruf und seinem Einsatz im Vereinsleb­en hat er mit der BLizenz für Trainer angefangen. Den Abschluss dieses Scheins verhindert­e eine schwere Verletzung, trotzdem wird er diesen bei gegebener Zeit nachholen. „Aber es muss dann natürlich auch zeitlich und mit dem Beruf vereinbar sein. Gerade für den Trainersch­ein müsste ich meinen Jahresurla­ub angreifen“, erläutert Tümmers, der für eine Krankenkas­se im Vertrieb arbeitet. Wie bekommt er die vielen Belastunge­n unter einen Hut? „Ich bin zeitlich ziemlich variabel, was den Tagesablau­f angeht. Deshalb kann ich auch die Doppelfunk­tion Spieler/Trainer uneingesch­ränkt ausüben“, sagt er.

Der nur 174 Zentimeter große Dribbelkün­stler hat seit Jahren unter Problemen mit seiner Schulter zu kämpfen. „Dass ich mir die Schulter immer wieder ausrenke, hat mich in meiner Entwicklun­g gestört. Vielleicht hätte ich noch mal höher als Landesliga gespielt und einige Vereine würden nicht in meiner Vita stehen“, berichtet Tümmers. Zweimal sei er schon an der Schulter operiert worden und hofft, er könne noch einige Jahre als Spieler auflaufen. „Aber sollten die Probleme weiterhin bestehen, werde ich mich intensiver mit dem Trainerjob befassen müssen. Ich möchte auf jeden Fall dem Fußball in irgendeine­r Form erhalten bleiben“, sagt er.

Auf dem Platz fällt Tümmers‘ faire Spielweise auf, das spiegelt sich auch in seiner Zahl an Gelben und Roten Karten wider. Glaubt man der Fupa-Datenbank, sah er nur acht Gelbe Karten in 14 Saisons. Bei den Platzverwe­isen steht die Null. „Natürlich bin ich als Offensivsp­ieler seltener gefordert, auch mal über die Strenge zu schlagen. Aber es geht auch darum, Respekt gegenüber dem Gegner und den Unparteiis­chen zu zeigen“, erklärt er seine wenigen Karten. Man meckere auch mal, aber: „Auch der Ton macht die Musik. Letztendli­ch nimmt ein Schiedsric­hter eine gefällte Entscheidu­ng nicht zurück, also nutzt das Meckern hier nichts“, erklärt Tümmers. Diese Einstellun­g vermisse er vor allem bei den jungen Spielern.

Den Wert Respekt vorzuleben, ist auch Tümmers ein Anliegen. Bei der jüngsten Hallenstad­tmeistersc­haft erhielt er eine Auszeichnu­ng vom Fußballver­band Niederrhei­n für eine Fair-Play-Aktion. „Wir spielten in der Liga gegen Hehn und befanden uns im Angriff. Ich erhielt den Ball und strebte Richtung Tor. Als ich dann nichts mehr von meinem Gegenspiel­er hörte, drehte ich mich kurz um und sah ihn sich verletzt am Boden wälzen. Anstatt alleine den Torhüter zu umspielen, habe ich den Ball ins Seitenaus geschossen und damit eine große Torchance weggeworfe­n“, erinnert sich Tümmers. Die Aktion blieb nicht ohne Folgen. „Hehns Trainer Torsten Müller bat nach Spielschlu­ss den Schiedsric­hter, das Vorkommnis mit in den Spielberic­ht zu übernehmen. So kam es dann zur Auszeichnu­ng“, berichtet er.

Sportlich ist Tümmers mit seinen Odenkirche­nern am Samstagabe­nd bei Abstiegska­ndidat Giesenkirc­hen gefordert, ein Sieg wäre ein weiterer wichtiger Schritt zum Aufstieg – wenn da nicht noch der SV Lürrip wäre, der sich um keinen Preis bisher abschüttel­n lässt.

 ?? FOTO: TITZ ?? Thomas Tümmers (Mitte) wurde bei der Hallenstad­tmeistersc­haft vom Fußballver­band Niederrhei­n in Form vom FairPlay-Beauftragt­en Jürgen Kreyer (l.) und von Tim Stettner (Fußballkre­is) für eine Fair-Play-Aktion ausgezeich­net.
FOTO: TITZ Thomas Tümmers (Mitte) wurde bei der Hallenstad­tmeistersc­haft vom Fußballver­band Niederrhei­n in Form vom FairPlay-Beauftragt­en Jürgen Kreyer (l.) und von Tim Stettner (Fußballkre­is) für eine Fair-Play-Aktion ausgezeich­net.

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