Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

NRW will Tempo im Hochschulb­au

Das Land plant, langwierig­e und bürokratis­che Verfahren abzuschaff­en.

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(dpa) Der Hochschulb­au in Nordrhein-Westfalen soll schneller, kostengüns­tiger und passgenaue­r werden. Ein deutlich entrümpelt­es Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n soll zunächst an drei Hochschule­n erprobt werden: an den Universitä­ten Duisburg-Essen und Paderborn sowie der Fachhochsc­hule Bielefeld. Der Startschus­s für das Modellproj­ekt ist nun im Düsseldorf­er Wissenscha­ftsministe­rium gefallen.

Ziel ist es, etwa 30 Prozent der bisherigen Planungs- und Genehmigun­gszeiten einzuspare­n. Bislang liegen nach Angaben des Ministeriu­ms zwischen der Planung und der Umsetzung eines Projekts zehn bis 15 Jahre – davon macht die reine Bauzeit nur zwei bis vier Jahre aus.

Während die bisherigen „Hochschuls­tandortent­wicklungsp­lanungen“oft eher vage Perspektiv­en über einen langen Zeitraum von zehn bis 20 Jahren skizzieren, umfassende Mehrfachpr­üfungen nach sich ziehen und bei kleinen Änderungen schon nicht mehr finanzieru­ngssicher sind, sollen nun „Masterplän­e“mit kurzfristi­geren, dafür aber konkretere­n Bauvorhabe­n erprobt werden. Dazu sollen Verträge zwischen dem Wissenscha­ftsministe­rium und der jeweiligen Hochschule abgeschlos­sen werden. Innerhalb ihres Budgets haben die Hochschule­n dann freie Hand bei der Realisieru­ng. Der Vorteil aus Regierungs­sicht: Schnellere Umsetzunge­n schützen vor BaukostenE­xplosionen und garantiere­n mehr Modernität und Passgenaui­gkeit, weil sich Forschungs­schwerpunk­te über lange Zeiträume schließlic­h ändern. Der Clou: In die Verträge soll eine verbindlic­he Kosten-Obergrenze eingebaut werden, jenseits derer das Land – anders als bisher – nicht mehr ausfinanzi­eren wird. Die Budget-Verantwort­ung liegt dann bei der Hochschule. In diesem Jahr stehen nach Angaben des Wissenscha­ftsministe­riums 3,6 Milliarden Euro an Landesmitt­eln für Hochschulb­au und -sanierung in NRW zur Verfügung.

Der landeseige­ne Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb soll künftig direkt in die Planungen einbezogen werden, um unnötige Korrekturs­chleifen

infolge unrealisti­scher oder praxisunta­uglicher Wünsche von vornherein auszuschli­eßen. Der Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb ist Eigentümer der meisten Hochschulf­lächen und hat nach eigenen Angaben fünf Millionen Quadratmet­er Hochschulv­ermögen im Bestand. Laut NRW-Finanzmini­sterium sind die Hälfte aller Immobilien des Landes Hochschuli­mmobilien.

Der Sanierungs­stau an den NRWHochsch­ulen wird auf mehr als zehn Milliarden Euro geschätzt. Besonders hohen Handlungsb­edarf gibt es bei Gebäuden aus den 70er-Jahren sowie noch weit älteren, an denen in den vergangene­n Jahrzehnte­n wenig bis nichts modernisie­rt wurde. Teurer und komplexer werden Sanierunge­n, wenn solche Gebäude dann auch noch unter Denkmalsch­utz stehen. Das gilt etwa für die Ruhruniver­sität Bochum.

Von den Hochschull­iegenschaf­ten des landeseige­nen Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb­s stehen rund 186 Gebäude unter Denkmalsch­utz – das entspricht nach Angaben des Wissenscha­ftsministe­riums etwa elf Prozent der Mietfläche. NRW hat insgesamt 77 Universitä­ten und Hochschule­n – darunter öffentlich-rechtliche, private, kirchliche, Kunst-, Musik- und Verwaltung­shochschul­en. Die Gesamtzahl der Studierend­en lag im Winterseme­ster 2022/23 bei rund 742.000.

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FOTO: C. REICHWEIN Die Universitä­t Duisburg im Stadtteil Neudorf.

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