Satire zum Blitzer-Skandal und Bahnhof Opladen
OPLADEN Zum 20-jährigen Bestehens feierte „Leverkusens Kleinste Sitzung“eine gelungene Premiere im KAW (Kulturausbesserungswerk). Mit neuen Gelegenheits- und Antijecken wurde ein Feuerwerk der guten Laune abgefackelt. Zum Beispiel Leo Leowald, der einen Vortrag über Karikaturen hielt und mit selbstgemalten Comics ein neues Element in die Sitzung integrierte. Torsten Schlosser, der sonst „Kunst gegen Bares“im KAW moderiert, brachte einen Beitrag seines Programms „Ich bin kurz davor, dieses Programm abzubrechen“mit.
Er nahm den aktuellen Kölner Blitzer-Vorfall auf der A3 aufs Korn. Es sei doch großzügig, dass die Stadt Köln sich mit einem Gnadenerlass bereit erklärte, erschlichenes Geld den rechtmäßigen Besitzern eventuell zurückzuzahlen. Selbstverständlich nur, wenn die Stadt Köln einen guten Tag hätte und Gnade vor Recht ergehen ließe. Sein Sarkasmus gegenüber der Stadt Köln kam gut an. Politisch betrachtet bekamen auch die Leverkusener ihr Fett weg. Lokal-Kabarettist Andreas Bender (seit 12 Jahren regelmäßig auf der alternativen Stunksitzung) lästerte über die Stelzenautobahn samt der Öffnung der Mülldeponie. Schlimm genug, doch das wäre 2016 nicht der Höhepunkt gewesen. Den Liedermacher tangierte am meisten der neue Bahnhof in Opladen, der ja eigentlich „neue Brücke Opladen“ heißen müsste. Und er gab – nicht ernst gemeint – einem Neue-Bahnstadt-Mitarbeiter Recht, der laut Bender 2009 sagte: „Die Brücken zur neuen Bahnstadt sind keine Brücken, sie sind ein Erlebnis.“
Genau das seien sie, zumindest für ältere Leute und Familien mit Kleinkindern. Mit zahlreichen Aufzugsausfällen und nicht funktionstüchtigen Rolltreppen (sind zu nah an Oberleitungen) müsste man mit Kinderwagen oder Gehhilfen ja nur 51 Stufen rauf oder runtersteigen: „Wer kann denn auch schon wissen, dass an einem Bahnhof Hochspannungsleitungen sind? Oder Vandalismus? Da muss man den Vandalen auch mal sagen, dass das so in Opladen nicht geht“, meinte er sarkastisch.
Für gefühlvolle Einlagen sorgte der Chor Freitag, der auch des 2003 verstorbenen Gründers Johannes „JoBo“Boddenberg gedachte. An die alten Zeiten erinnert sich Herbert Klemisch, der 1. Vorsitzende des Vereins: „Beeinflusst wurde die Idee zur LKS durch die Reflexion über die Kölner Stunksitzung, einer Verbindung von Kabarett und Stilelementen des Karnevals, die in kritischer Absicht paraphrasiert wurden.“Johannes Boddenberg hätte als Kabarettist und Karnevalist diese beiden Komponenten in seiner Person verbunden.
Zwei LKS-Sitzungen gibt es noch am 17. und 18. Februar. Der Eintritt beträgt 20 Euro. Infos: „http:// www.kleinstesitzung.de“