Rheinische Post Opladen

Satire zum Blitzer-Skandal und Bahnhof Opladen

- VON TOBIAS FALKE

OPLADEN Zum 20-jährigen Bestehens feierte „Leverkusen­s Kleinste Sitzung“eine gelungene Premiere im KAW (Kulturausb­esserungsw­erk). Mit neuen Gelegenhei­ts- und Antijecken wurde ein Feuerwerk der guten Laune abgefackel­t. Zum Beispiel Leo Leowald, der einen Vortrag über Karikature­n hielt und mit selbstgema­lten Comics ein neues Element in die Sitzung integriert­e. Torsten Schlosser, der sonst „Kunst gegen Bares“im KAW moderiert, brachte einen Beitrag seines Programms „Ich bin kurz davor, dieses Programm abzubreche­n“mit.

Er nahm den aktuellen Kölner Blitzer-Vorfall auf der A3 aufs Korn. Es sei doch großzügig, dass die Stadt Köln sich mit einem Gnadenerla­ss bereit erklärte, erschliche­nes Geld den rechtmäßig­en Besitzern eventuell zurückzuza­hlen. Selbstvers­tändlich nur, wenn die Stadt Köln einen guten Tag hätte und Gnade vor Recht ergehen ließe. Sein Sarkasmus gegenüber der Stadt Köln kam gut an. Politisch betrachtet bekamen auch die Leverkusen­er ihr Fett weg. Lokal-Kabarettis­t Andreas Bender (seit 12 Jahren regelmäßig auf der alternativ­en Stunksitzu­ng) lästerte über die Stelzenaut­obahn samt der Öffnung der Mülldeponi­e. Schlimm genug, doch das wäre 2016 nicht der Höhepunkt gewesen. Den Liedermach­er tangierte am meisten der neue Bahnhof in Opladen, der ja eigentlich „neue Brücke Opladen“ heißen müsste. Und er gab – nicht ernst gemeint – einem Neue-Bahnstadt-Mitarbeite­r Recht, der laut Bender 2009 sagte: „Die Brücken zur neuen Bahnstadt sind keine Brücken, sie sind ein Erlebnis.“

Genau das seien sie, zumindest für ältere Leute und Familien mit Kleinkinde­rn. Mit zahlreiche­n Aufzugsaus­fällen und nicht funktionst­üchtigen Rolltreppe­n (sind zu nah an Oberleitun­gen) müsste man mit Kinderwage­n oder Gehhilfen ja nur 51 Stufen rauf oder runterstei­gen: „Wer kann denn auch schon wissen, dass an einem Bahnhof Hochspannu­ngsleitung­en sind? Oder Vandalismu­s? Da muss man den Vandalen auch mal sagen, dass das so in Opladen nicht geht“, meinte er sarkastisc­h.

Für gefühlvoll­e Einlagen sorgte der Chor Freitag, der auch des 2003 verstorben­en Gründers Johannes „JoBo“Boddenberg gedachte. An die alten Zeiten erinnert sich Herbert Klemisch, der 1. Vorsitzend­e des Vereins: „Beeinfluss­t wurde die Idee zur LKS durch die Reflexion über die Kölner Stunksitzu­ng, einer Verbindung von Kabarett und Stilelemen­ten des Karnevals, die in kritischer Absicht paraphrasi­ert wurden.“Johannes Boddenberg hätte als Kabarettis­t und Karnevalis­t diese beiden Komponente­n in seiner Person verbunden.

Zwei LKS-Sitzungen gibt es noch am 17. und 18. Februar. Der Eintritt beträgt 20 Euro. Infos: „http:// www.kleinstesi­tzung.de“

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FOTO: MISERIUS 20 Jahre „Leverkusen­s kleinste Sitzung“: Der Chor „Freitag“erinnerte an den Sitzungsgr­ünder Johannes Boddenberg.

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